Wirtschaft

Verlockende Zinswende Morgan Stanley plant Anleihen-Comback

Der Kurswechsel soll auch die Kapitalrendite stützen.

Der Kurswechsel soll auch die Kapitalrendite stützen.

(Foto: REUTERS)

Seit der Finanzkrise schrumpft sich die US-Bank Morgan Stanley gesund. Zum Opfer fallen dem Kurs auch einzelne Geschäftsbereiche. Anleger honorieren das. Doch nun will das Geldhaus wieder etwas zurückrudern. Nicht alle sind begeistert.

Jahrelang hat Morgan Stanley seine Handelsbereiche ausgedünnt und sich auf stabilere Geschäfte konzentriert. Doch nun will die US-Bank wieder stärker in den Handel mit festverzinslichen Papieren einsteigen, nachdem es dort während der Krise Milliarden verloren hatte und immer wieder unter schlechtem Timing litt. Mehr Marktanteile in dieser Sparte, in der Anleihen, Swaps, Devisen und andere Schuldpapiere gehandelt werden, sollen Chairman und Vorstandschef James Gorman nun dabei helfen, seine Gewinnziele zu erreichen. Die Strategie könnte jedoch Analysten und Investoren misstrauisch machen, die zuletzt noch gelobt hatten, dass die Wall-Street-Bank ihr Geld zuletzt mit weniger riskanten Aktivitäten verdienen wollte.

Seit Morgan Stanley Ende 2008 vor dem Kollaps gestanden hatte, hat sich das Institut deutlich von seinem größten Wettbewerber Goldman Sachs entfernt. Während Goldman dem oft volatilen Investmentbanking treu blieb, stieg Morgan Stanley stärker in die Vermögensverwaltung ein. Aufseher und Aktionäre applaudieren diesem Schritt: Der Aktienkurs von Morgan Stanley hat sich in den vergangenen beiden Jahren trotz geringerer Ertragskraft besser entwickelt als der von Goldman.

Bilanz soll nicht wachsen

Da US-Leitzins bald steigen dürfte und Moody's die Bonität von Morgan Stanley vergangenen Monat um zwei Stufen angehoben hat, sieht das Management des Instituts eine Chance, die derzeit jährlich 100 Milliarden Dollar an Einkünften aus Geschäften mit festverzinslichen Papieren zu steigern, wie Insider sagten. In den vergangenen Wochen habe die Bank Morgan Stanley um neue Kunden für seine Sparte mit festverzinslichen Produkten geworben und etwa BlackRock Handelsideen vorgestellt.

Morgan Stanley glaubt, sich stärker im Handel mit Anleihen und anderen festverzinslichen Papieren engagieren zu können, ohne seine Bilanz zu vergrößern. Das Unternehmen will von der eigenen besseren Bonität und dem schrittweisen Rückzug einiger Wettbewerber aus diesem Bereich profitieren. Wenn Morgan Stanley das Geschäft mit Bestandskunden - vor allem großen Vermögensverwaltern - ausbaut, könnten Wertpapiere schneller durch die Handelsbücher zirkulieren, ohne die Bilanz aufzublasen, sagen diese Personen. Einige Analysten sind jedoch skeptisch.

Entscheidungen sind manchmal kurzlebig

Die Entscheidung, stärker in den Anleihehandel einzusteigen, könnte weitreichende Folgen haben. Große Banken müssen sich dieser Tage häufig mit Aufsichtsbehörden auseinandersetzen, die nach der Finanzkrise für bestimmte Handelsaktivitäten mehr Kapital zur Absicherung der Risiken bereitstellen müssen.

Der Handel mit festverzinslichen Papieren gehört zu den volatilsten Bereichen für Wall-Street-Banken, aber auch zu den potenziell lukrativsten. In den vergangenen Jahren waren solche Papiere wenig beliebt.

Morgan Stanley selbst zeigt, wie kurzlebig manche strategischen Entscheidungen an der Wall Street sind. Banken ziehen sich immer wieder von bestimmten Aktivitäten zurück, nur um in einer Boom-Phase wieder einzusteigen. Rivalen, die einst Marktanteile abgegeben haben, feiern mit einer richtigen Investmententscheidung ein fulminantes Comeback.

Ziel: Zehn Prozent Kapitalrendite

Eine schlankere Rentensparte ist ein zentraler Teil von Gormans Plan zur Trendwende. Durch die kleinere Bilanz ist Kapital verfügbar geworden, das das Unternehmen teils über Aktienrückkäufe und höhere Dividenden an die Anteilseigner zurückführt. Das wiederum hat die Rendite gestützt.

Die Strategie für festverzinsliche Papiere soll Wall-Street-Banken endlich an das bisher schwer erreichbare Ziel einer Kapitalrendite von mindestens zehn Prozent bringen. Morgan Stanley erreichte dieses Ziel im ersten Quartal, als die Sparte 1,9 Milliarden Dollar einspielte. Es war die beste Periode der Sparte seit dem ersten Quartal 2012 - das letzte volle Quartal, bevor Moody's das Institut abstufte.

Zinssparte mit großem Potenzial

Rivalen und einstige Morgan-Stanley-Manager bezweifeln inoffiziell, dass Wall-Street-Firmen zuverlässig zweistellige Renditen erzielen können, ohne ihre Sparten mit festverzinslichen Papieren zu vergrößern. Das Unternehmen glaubt, dass die Zinssparte, die traditionell höhere Renditen erzielt als andere Teile des Geschäfts, das größte Potenzial biete.

Das festverzinsliche Geschäft von Morgan Stanley hat sich in den vergangenen zehn Jahren mehrmals stark verändert. Kurz vor der Finanzkrise hatte das Institut seine riskanteren Handelsaktivitäten ausgebaut, was in der Krise katastrophale Konsequenzen hatte. Als sich die Anleihemärkte 2009 erholten, erzielten Rivalen wie Goldman Sachs oder JP Morgan Chase riesige Gewinne, während die Händler von Morgan Stanley außen vor blieben. Im folgenden Jahr schlug das Unternehmen wieder eine neue Richtung ein, doch eine Welle neuer Finanzmarktregeln stellte dem Wiederaufbau des Geschäftszweigs ein Bein. 2012 folgte dann die Abstufung durch Moody's.

Quelle: ntv.de, jwu/DJ

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