Wirtschaft

Ein paar Milliarden - keine Exzesse Poker um neue Daten-Autobahnen beginnt

Mithilfe der neuen Frequenzen soll auch der ländliche Raum mit schnellem Internet versorgt werden.

Mithilfe der neuen Frequenzen soll auch der ländliche Raum mit schnellem Internet versorgt werden.

(Foto: imago/Schöning)

Der Boom von Smartphones und Tablets bringt die Funknetze an ihre Grenzen. Und künftig drängen auch Kühlschrank und Auto ins Internet. Zeit also, dass sich die Unternehmen um neuen "Platz" kümmern. Profitieren sollen am Ende alle.

Am heutigen Mittwoch beginnt die nächste große Versteigerung von Mobilfunkfrequenzen in Deutschland. Auf den Frequenzen sollen Übertragungsraten von mehreren hundert Megabit pro Sekunde erreicht werden und den nächsten Mobilfunkstandard (5G) ermöglichen. Zudem sollen mit ihrer Hilfe die weißen Flecken auf der digitalen Landkarte beseitigt und die Breitbandnetze vor allem im ländlichen Raum ausgebaut werden. "Erfolg bei der Auktion ist für Mobilfunkbetreiber überlebenswichtig - ohne Frequenzen müssten sie den Laden dichtmachen", sagt ein Manager aus der Branche, der nicht genannt werden wollte.

Was wird versteigert?

Die Bundesnetzagentur versteigert Frequenzen in mehreren Bereichen. Neu ist, dass Mobilfunkanbieter Frequenzen von 700 Megahertz (MHz) ersteigern können. Bislang wurden diese für digitales Antennen-Fernsehen (DVB-T) genutzt. Das ändert sich mit dem neuen Standard DVB-T2 - dabei flimmern die Bilder in HD, also gestochen scharf, über den Bildschirm. Frei werdende 700-MHz-Frequenzen können für Breitband-Internet verwendet werden.

Zeitgleich versteigert die Netzagentur auch 900-MHz-, 1500-MHz- und 1800-MHz-Frequenzen, deren Nutzungsrechte Ende 2016 auslaufen. Lizenzen aus den Bereichen 900 MHz und 1800 MHz bilden die Grundlage für die heutigen Mobilfunknetze. Sie laufen Ende 2016 aus.

Was ist das Besondere an den 700-Megahertz-Frequenzen?

Die Frequenzen eignen sich besonders gut, um den ländlichen Raum mit schnellen Internetverbindungen zu versorgen. Anders als in den Ballungszentren sind dort Regionen teilweise noch unterversorgt. 700-MHz-Frequenzen brauchen relativ wenige Funkstationen - was auf dem Land von großem Vorteil ist. Zudem sind sie auch in geschlossenen Räumen vergleichsweise gut zu empfangen

Wer bietet?

Zugelassen wurden die drei großen Mobilfunkanbieter in Deutschland: die Deutsche Telekom, Telefónica mit den Marken O2 und E-Plus sowie Vodafone. Kriterium für die Zulassung war laut Bitkom, ob sie etwa die fachliche Voraussetzung für den Ausbau mitbringen oder ein Frequenznutzungskonzept vorlegen konnten.

Wie läuft die Versteigerung ab?

In mehreren Runden können die drei großen zugelassenen Mobilfunkunternehmen einzelne Pakete ersteigern. Im Anschluss daran veröffentlicht die Netzagentur das Gebot des Meistbietenden. Insgesamt dürfte die Versteigerung wohl mehrere Wochen dauern, bis alle Frequenzblöcke veräußert wurden. Über die Bühne geht die Auktion in einer alten Kaserne in Mainz - dort traten die Mobilfunker bereits vor fünf Jahren gegeneinander an.

Wie viel Geld werden die Frequenzen einbringen?

Das ist schwer zu schätzen. Das Mindestgebot liegt laut Netzagentur bei knapp 1,5 Milliarden Euro - ein Block 700-MHz-Frequenzen zum Beispiel kostet mindestens 75 Millionen Euro. Verkehrsminister Alexander Dobrindt rechnet mit einem Milliardenbetrag. 2010 waren knapp 4,4 Milliarden Euro zusammengekommen; im Jahr 2000 spektakuläre 50 Milliarden Euro.

Da für jeden der Anbieter genug Frequenzen zur Verfügung stehen, dürfte die Auktion nach Schätzung der Unternehmensberatung Arthur D. Little bereits bei zwei Milliarden Euro beendet werden.

Die Zahl der Bieter sei aber nicht der einzige Faktor, sagt Telekom-Analystin Heike Pauls von der Commerzbank, da die Bewertungen von Frequenzen in den vergangenen Jahren generell angezogen hätten, nicht zuletzt wegen ihrer elementaren Bedeutung für die mobile Übertragung von Daten. Pauls rechnet damit, dass beim deutschen Wettbieten unter dem Strich ein Preis von etwa 4,5 Milliarden Euro stehen wird.

Was passiert mit dem Geld?

Das Geld geht an den Staat - laut Bitkom wird es zur Hälfte zwischen Bund und Ländern aufgeteilt. Es soll vollständig in den Breitbandausbau fließen; das Förderprogramm beginnt laut Dobrindt noch in diesem Jahr. In Flächenländern wird voraussichtlich vor allem der Breitbandausbau gefördert, in Stadtstaaten, die bereits eine gute Breitbandabdeckung haben, werden wohl eher andere Projekte gefördert, etwa der Aufbau von W-Lan an Schulen.   

Wann können die Frequenzen genutzt werden?

Das ist noch nicht endgültig entschieden. Die Rundfunksender haben noch Lizenzen bis 2025. Bitkom appellierte bereits, die Frequenzen "deutlich vor 2018" freizumachen. Die Netzagentur geht davon aus, dass die Frequenzen schrittweise ab 2017 und "nach Möglichkeit" bundesweit ab Mitte 2018 genutzt werden können. Dobrindt sagte der "Bild am Sonntag", lästige Funklöcher werde es 2018 nicht mehr geben. Er begründete dies auch mit der Verpflichtung der Bieter, die Mobilfunknetze schnell und umfassend auszubauen. Sie müssen laut Netzagentur eine Versorgung von 98 Prozent der Bevölkerung versprechen.

Quelle: ntv.de, jwu/AFP/rts

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