Zusammenschluss der Konzerne Schmiedet Russland den weltweit zweitgrößten Ölkonzern?
09.11.2024, 15:24 Uhr Artikel anhören
Lukoil könnte mit Rosneft und der Öl-Tochter von Gazprom verschmelzen.
(Foto: REUTERS)
Russlands Energiesektor leidet massiv unter den Sanktionen der USA und Europas. Die Lieferungen sind eingebrochen und das Geschäft mit Peking läuft bestenfalls schleppend. Nun gibt es offenbar den Plan, die größten Konzerne des Landes zu verschmelzen.
Moskau arbeitet offenbar an einer Fusion seiner größten Ölgesellschaften und will so einen nationalen Champion schaffen. Das würde den Einfluss von Präsident Wladimir Putin auf die globalen Energiemärkte und die russische Kriegswirtschaft stärken. Dem Bericht des "Wall Street Journal" zufolge liefert der Öl- und Gas-Sektor ein Drittel der Staatseinnahmen. Die betroffenen Firmen ließen den Bericht dementieren oder äußerten sich nicht.
In einem der diskutierten Szenarien würde der staatlich unterstützte Ölriese Rosneft den staatlichen Produzenten Gazprom Neft und das unabhängige Unternehmen Lukoil übernehmen, heißt es von Personen, die mit den Diskussionen vertraut sind. Gazprom Neft ist eine Tochter des Gazprom-Konzerns. Alle drei Unternehmen stehen unter den Sanktionen der USA. Sollten die Pläne umgesetzt werden, würde der zweitgrößte Ölkonzern der Welt nach der saudi-arabischen Aramco entstehen. Die Förderung des neuen Konzerns wäre fast dreimal so hoch wie die von Exxon Mobile. Die Zeitung spekuliert, dass so gegenüber Ländern wie Indien und China höhere Preise durchgesetzt werden könnten.
Die Gespräche laufen dem Bericht zufolge seit Monaten. Deren Ausgang sei unklar und auch die Richtung könnte sich nochmals ändern. Rosneft habe den Bericht schriftlich dementiert, heißt es weiter. Ein Sprecher von Lukoil dementierte ebenfalls und sagte, dies sei auch nicht im Interesse des Unternehmens.
Russlands Energiesektor leidet massiv unter den Sanktionen infolge des Angriffskriegs gegen die Ukraine. So ist etwa das Geschäft von Gazprom mit Europa eingebrochen. Mit China kommt es dagegen nur schwer zustande, weil Peking keine Preise auf europäischem Niveau zahlen will. In der Folge hat Gazprom im vergangenen Jahr erstmals seit 1999 ein Geschäftsjahr mit einem Verlust beendet: In der Bilanz von 2023 steht ein Fehlbetrag von sieben Milliarden Dollar.
Zu Lukoil berichtete die "Financial Times" jüngst, dass der staatliche Energiekonzern den Verkauf seiner Raffinerie in Bulgarien plant. Es ist der größte Vermögenswert auf dem Balkan und soll bis zum Ende des Jahres an ein katarisch-britisches Konsortium verkauft werden. Dies wird als Zeichen für den schwindenden Einfluss Moskaus auf die Energieversorgung in Südosteuropa gewertet. Putin muss das Geschäft noch absegnen.
Quelle: ntv.de, jwu/DJ/rts