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Schützt Frauen vor HIV Antikörper im Genmais

Mit Antikörpern aus gentechnisch veränderten Maispflanzen will eine internationale Forschergruppe Frauen vor einer Infektion mit dem Aidserreger HIV bewahren. Das berichtet die Gruppe um Paul Christou von der Universitat de Lleida in den "Proceedings" der US-Akademie der Wissenschaften (PNAS, Bd. 105, S. 3733). Beteiligt sind auch Wissenschaftler der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen.

Die Arbeit dient der Produktion eines Mikrobizids: Diese durchsichtigen und geruchsneutralen Gele mit einem Wirkstoff gegen HIV sollen sich Frauen in die Scheide spritzen, damit das Virus inaktiv wird, bevor es durch ihre Schleimhäute in den Körper gelangt. Besonders in den armen Ländern Afrikas können sich viele Frauen durch ihre schlechte soziale Stellung nicht gegen ungeschützten Geschlechtsverkehr wehren – und werden häufig infiziert, unter anderem durch ihre untreuen Ehemännern. Die "chemischen Kondome" sollen es Frauen ermöglichen, sich unabhängig von der Zustimmung oder den Ansichten des Mannes zu schützen.

2G12 bindet an HIV

Im vergangenen Jahr hatte die Mikrobizid-Forschung einen schweren Rückschlag erlitten, als zwei fortgeschrittene klinische Studien abgebrochen werden mussten, weil der chemische Wirkstoff Zellulosesulfat das Risiko für eine Infektion erhöhte, statt es zu verringern. Christou und seine Kollegen empfehlen nun einen anderen Wirkstoff, nämlich Antikörper. Diese Abwehrwaffen des Immunsystems erkennen Strukturen auf der Oberfläche von Eindringlingen im Körper, binden sie und blockieren die Erreger. Der Antikörper 2G12 bindet sich an ein Protein auf der Oberfläche von HIV. Der Erreger der Immunschwäche kann daraufhin nicht mehr an den Immunzellen andocken und sie somit nicht mehr infizieren. Das Problem bei Antikörpern ist indes: Sie müssen in Zellkulturen hergestellt werden, was mit viel Aufwand verbunden und sehr teuer ist.

Hilfreich für Entwicklungsländer

Die Gruppe ließ den Antikörper nun von gentechnisch veränderten Maispflanzen herstellen – mit Erfolg. Die Moleküle erwiesen sich im Labor als mindestens so wirksam wie jene aus der Zellkultur, schreiben die Forscher. Besonders ergiebige Maispflanzen brachten ein Zehntel Milligramm Antikörper (100 Mikrogramm) je Gramm Samen-Trockenmasse hervor. Die Reinigung der begehrten Moleküle benötigte nur zwei Schritte, heißt es in den PNAS weiter. Diese Prozedur ließe sich vergleichsweise leicht auf einen größeren Maßstab übertragen.

Besonders für arme und Entwicklungsländer sei diese Herstellungsmethode eine Möglichkeit, genügend Antikörper zu gewinnen, erklärt Christou. Im Laborexperiment zur Neutralisierung des Erregers zeigten sich die Antikörper aus den Maispflanzen sogar noch dreimal effektiver als jene aus der Zellkultur. Vermutlich hingen die Antikörper aus der Pflanze miteinander zusammen und wirkten daher besser. Für die Produktion werden die Erbanlagen für die Antikörper künstlich in den Mais eingeschleust. Die Pflanze wird damit zur Produktionsstätte medizinisch wirksamer Moleküle.

Quelle: ntv.de

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