Psychiater warnen Demente schlecht versorgt
25.06.2008, 16:23 UhrDie Versorgung von Demenzkranken wie etwa Alzheimerpatienten ist nach Ansicht der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie in ganz Deutschland "absolut unzureichend". "Es gibt zwar ständig neue wissenschaftliche Erkenntnisse über die molekularen Vorgänge im Gehirn bei einer Demenzerkrankung, aber die Versorgung der betroffenen Patienten bleibt auf einem schlechten Niveau stehen", sagte Vorstandsmitglied Prof. Wolfgang Maier. Unter den Demenzleiden fassen Mediziner verschiedene Formen der Hirnleistungsschwäche zusammen, darunter die fortschreitende Alzheimer-Krankheit.
"Die Demenzkranken werden in den Pflegeheimen oder bei ihren Familien zu Hause meist nur von Allgemeinärzten und Pflegekräften ohne eine gesonderte Qualifikation versorgt", berichtete Maier, Direktor der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Universitätsklinikum Bonn. "Dabei handelt es sich um eine Körper, Geist, Seele und die gesamte Persönlichkeit umfassende Erkrankung, die auch bei der Behandlung Spezialisten erfordert." So fehlten den Patienten meist die Kommunikationsmöglichkeiten, um ihre Bedürfnisse und Schmerzen verständlich mitteilen zu können. "Doch wenn sie sich nicht ausdrücken können, werden viele der Betroffenen aggressiv - was die Pflege weiter erschwert."
Qualifizierte Versorgung steigert Lebensqualität
Wichtig sei daher eine ganzheitliche medizinische Versorgung durch Experten wie Psychiater oder Neurologen. "Der Arzt muss das Verhalten der Patienten verstehen und sich einfühlen können, weil es sonst verzweifelte Reaktionen auf beiden Seiten gibt", betonte Psychiater Maier. "Außerdem würde sich mit einer qualifizierteren Versorgung auch die Lebensqualität der Betroffenen und der sie pflegenden Angehörigen erheblich verbessern und der Krankheitsfortschritt verzögert werden."
In Deutschland leiden rund 1,1 Millionen Menschen an einer Demenz - mit steigender Tendenz. Jedes Jahr kommen laut DGPPN etwa 200.000 Neuerkrankte dazu. Außerdem steigt das Risiko einer Erkrankung mit steigendem Alter. Experten rechnen für das Jahr 2030 mit 2,5 Millionen Betroffenen.
Quelle: ntv.de