Nachhaltige Ressourcennutzung Einheimische gut für den Wald
16.10.2009, 13:07 UhrDamit Wälder möglichst viel von dem Treibhausgas Kohlendioxid aufnehmen und speichern, sollten sie zur nachhaltigen Nutzung am besten der einheimischen Bevölkerung überlassen werden. Das berichtet eine Gruppe um Ashwini Chhatre von der University of Illinois in Urbana-Champaign in den "Proceedings" der US-Akademie der Wissenschaften ("PNAS"). Die Gruppe hatte die Entwicklung von 80 Waldgebieten über 15 Jahre hinweg verfolgt.

Die lokale Bevökkerung hat ein größeres Interesse daran, einen Wald zu erhalten - deswegen nutzt sie ihn nachhaltiger als z.B. die Regierung.
(Foto: REUTERS)
Die schlechtesten Werte ergaben sich, wenn die Wälder in Regierungshand waren. Waren die untersuchten Waldgebiete hingegen im Besitz und unter Kontrolle der lokalen Bevölkerung, speicherten die Wälder mehr Kohlendioxid (CO2). "Unsere Daten zeigen, dass man die Speicherung von CO2 in den Wäldern erhöhen kann, wenn man sie von der Regierung in den Besitz der lokalen Bevölkerung gibt", heißt es bei den Forschern. Wer den Wald besitze, in dem oder in dessen Nähe er wohne, habe ein größeres Interesse daran, ihn zu erhalten.
Existenzgrundlage für eine halbe Milliarde Menschen
Weltweit würden rund 18 Prozent des Waldbestandes von kleinen Gemeinden und Gruppen bewirtschaftet, heißt es in "PNAS". Solche Gebiete seien meist kleiner als 1000 Hektar. Dennoch gebe es Schätzungen von Entwicklungsagenturen, nach denen diese Wälder die Existenzgrundlage von etwa einer halben Milliarde Menschen seien. Daher hätten die Regierungen vieler Entwicklungsländer kleinen Gemeinschaften die Nutzungsrechte übertragen.
Chhatre untersuchte 22 Wälder in Ostafrika, 13 in Lateinamerika und 45 in Südasien. Die Größenordnung reichte dabei von weniger als 100 bis mehr als 5000 Hektar. Auch die Lage, die Höhe und die Bevölkerungsdichte waren sehr unterschiedlich. In allen Fällen bestimmten die Forscher die Zahl der Bäume pro Hektar – das ist ein Maß für die CO2-Speicherung in dem jeweiligen Gebiet. Außerdem wurde berücksichtigt, wie viel Gründünger, Feuerholz, Tierfutter und Bauholz der Wald der jeweiligen Gemeinschaft lieferte.
Das Resultat: Je mehr die Ein- und Anwohner der Wälder die Nutzungsregeln festlegten, umso höher war der Beitrag der Wälder zu ihrer Existenzsicherung und zum Klimaschutz. "Eine Win-Win-Situation", urteilen die Autoren in "PNAS". Regierungen könnten demnach sowohl die Lebensbedingungen der Bevölkerung, als auch den Klimaschutz verbessern, wenn sie die Kontrolle über die Wälder dezentralisierten. Zugleich warnt Chhatre, dass für diese Untersuchung viele Vereinfachungen vorgenommen werden mussten. Daher seien nicht alle Zusammenhänge zwischen den Eigentumsverhältnissen und der Nutzung der Wälder bekannt, hierzu müssten weitere Daten gesammelt werden.
Quelle: ntv.de, dpa