Sucht und Abhängigkeit Eltern brauchen Hilfe
10.11.2006, 10:30 UhrBei Magersucht oder Drogenabhängigkeit der Kinder sollten Eltern professionelle Hilfe suchen. "Das können sie aus eigener Kraft nicht schaffen", sagte Rainer Schütz vom Elterntelefon der "Nummer gegen Kummer" in Wuppertal.
Wichtig sei, dass Eltern überhaupt erkennen, wenn ihre Kinder in solchen Schwierigkeiten stecken. Gerade in der Pubertät sei es wichtig, offen gegenüber den Jugendlichen zu sein und bei Anzeichen von Problemen das Gespräch zu suchen. Etwa ein Fünftel aller Kinder und Jugendlichen in Deutschland leidet unter psychischen Störungen, wie der Berufsverband für Kinder-und Jugendpsychiatrie zu Beginn seiner Jahrestagung am Donnerstag in Leipzig mitteilte.
Bei ernsthaften Problemen wie Essstörungen sei es vernünftig, zunächst beispielsweise den Hausarzt anzusprechen. "Wenn das nötig ist, kann der dann zu einem Facharzt überweisen", erklärte Schütz. Manchmal ist auch ein Psychologe die richtige Adresse. Bei Verhaltensauffälligkeiten sei oft die Hilfe eines Psychotherapeuten nötig.
Manchmal ist auffälliges Verhalten auch ein Hinweis auf Drogenmissbrauch. Wenn Eltern beispielsweise bemerken, dass ein Jugendlicher Joints raucht oder andere Drogen nimmt, sollten sie ihn darauf ansprechen: "Einfach darüber hinwegzusehen, ist die falsche Strategie." Stattdessen sollten Eltern versuchen herauszufinden, wie oft die Drogen konsumiert werden. Wenn sie den Eindruck haben, ihr Kind sei bereits abhängig, empfiehlt es sich Schütz zufolge, die Hilfe einer Drogenberatungsstelle in Anspruch zu nehmen. Drohungen oder gutes Zureden seien dann wenig aussichtsreiche Mittel.
Solange das Verhältnis aber noch einigermaßen gut ist, sollte immer das Gespräch gesucht werden, rät der Sozialwissenschaftler. "Die Pubertät ist allerdings eine Phase, in der das generell schwierig ist, weil Jugendliche sich abzugrenzen versuchen und sich daher auch oft abschotten." Gerade Probleme versuchten Jugendliche oft vor den Eltern zu verstecken. Das mache es noch schwieriger, sich ein Bild von den Schwierigkeiten zu machen.
Quelle: ntv.de