Dank Wetter und Klimawandel Mücken leben auf
13.05.2008, 16:59 UhrEin nasses Frühjahr und jetzt viel Sonne und Wärme: Das Wetter ist bislang ideal für Mücken gewesen, deren erste Generation derzeit über Spaziergänger im Wald herfällt. "Das Ei-Potenzial von Stechmücken wurde in diesem Jahr zu 100 Prozent realisiert", sagt Mückenforscher Werner Mohrig von der Universität Greifswald: "Das ist selten." Dass es auch mehr Hausmücken geben wird, die in lauen Sommernächten in Schlafzimmern auf Beutezug gehen, ist aber eher unwahrscheinlich. "Diese Plagegeister sind nicht so wetterabhängig, und es gibt jedes Jahr ungefähr die gleiche Population", sagt der emeritierte Professor.
Den derzeit nervenden Quälgeistern geht es in jedem Fall besonders gut. Frank Menzel vom Deutschen Entomologischen Institut (DEI) rechnet ebenfalls mit einem überdurchschnittlichen Mückenjahr. Es sei ideal für die Insekten, dass es nach der Überschwemmung potenzieller Brutplätze nun so warm geworden sei. "Die klimatischen Bedingungen stimmen jetzt", sagt der Forscher. Die Entwicklung der Larven, die zwei bis drei Wochen dauere, verläuft bei einer Wassertemperatur von mehr als 15 Grad besonders schnell. Nach einer drei bis vier Tage dauernden Verpuppung schlüpfen die Quälgeister.
Frostgeschützt bis minus 40 Grad.
Drei Blutmahlzeiten
Die Kommunale Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage am Oberrhein (KABS) hat in diesem Jahr schon halb so viele Hubschrauber-Einsätze zur biologischen Bekämpfung der Larven geflogen wie im gesamten Vorjahr, wie Mückenexperte Norbert Becker sagt. "Sie brauchen Wasser und Wärme", erklärt Becker. Dabei spielt es entgegen einer weit verbreiteten Vorstellung zufolge keine Rolle, ob der Winter mild oder besonders kalt war. Die Weibchen der Wald- und Wiesenmücke (Überschwemmungsmücke) legen im Sommer oder Herbst des Vorjahres ihre Eier auf feuchtem Boden, die laut Becker bis zu minus 40 Grad Frost und lange Trockenperioden aushalten können. Die Hausmücken überwintern in frostgeschützten Kellern oder Stollen.
Mohrig erläutert, dass von den derzeit nervenden Arten der Waldmücken pro Jahr nur eine Generation schlüpft. Die Wiesenmücken können bis zu drei Generationen im Sommer hervorbringen, wenn es nass genug ist. In ihrem bis zu drei Monate währenden Leben holen sich die Weibchen durchschnittlich drei Blutmahlzeiten, die für jeweils 200 bis 250 Eier reicht. "Das kann man dann hochrechnen", sagt der Mückenforscher. Biologische Hausmittelchen gegen die Plage kennt auch der erfahrene Forscher nicht: "Da hilft nur Autan." Becker weist darauf hin, dass aber auch eine Mischung ätherischer Öle gelegentlich hilft.
Asiatische Tigermücke im Anmarsch
Im Sommer übernehmen dann meist die Hausmücken das Regiment, die 200 bis 300 Eier auf "Eischiffchen" ablegen, gern in Regentonnen oder auf Gartenteichen. "Die fliegen aktiv die Wohnungen zum Stechen an", erläutert Mohrig. Von diesen Insekten, die drei Wochen alt werden, gebe es so viele Generationen, wie es das Wetter im Sommer und Frühherbst zulasse.
Becker von der KABS hat beobachtet, dass die Klimaveränderung bereits Auswirkungen auf die Mückenpopulation hat. "Vor gut einem Jahrzehnt wurde die Winterruhe im April gebrochen, heute bereits im März." Und langsam werden in Deutschland auch Arten heimisch, die durch das wärmere Klima in ihrer Entwicklung begünstigt werden - wie die Asiatische Tigermücke.
Quelle: ntv.de