Heikles Landemanöver "Phoenix" auf dem Mars
24.05.2008, 09:00 UhrBei der riskanten Mars-Landung der US-Raumsonde "Phoenix" in der Nacht zum Montag greift die Weltraumbehörde NASA erstmals in der Raumfahrtgeschichte auf Unterstützung aus Europa zurück. Die Sonde "Mars-Express" der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) wird das Manöver beobachten und Daten an die Bodenstationen senden. "Wenn etwas schiefgeht, wollen wir zumindest daraus lernen", sagte der Leiter für interplanetare Missionen beim Kontrollzentrum der Europäischen Weltraumorganisation (ESOC), Paolo Ferri, in Darmstadt. Schließlich sei bis heute unbekannt, warum der amerikanische "Mars Polar Lander" 1999 bei der Landung auf dem Roten Planeten verloren ging.
Das Aufsetzen auf dem kleinen Nachbarn der Erde gilt als äußerst heikel. Über die Hälfte der internationalen Versuche scheiterten. Auch die Europäer mussten einen solchen Misserfolg verkraften. 2003 setzte der "Mars-Express" "Beagle 2" auf der Oberfläche ab, der Landeroboter sendete aber niemals Funksignale.
Dies soll zwar in der Nacht zum Montag anders werden, wenn "Phoenix" mit einem Tempo von 20.000 Stundenkilometern in die Atmosphäre eintritt und dann per Fallschirm und Düsenraketen abgebremst wird. Damit mögliche Fehler aber schnell an die Erde weitergeleitet werden könnten, verfolgen der "Mars-Express" und zwei US-Orbiter den Anflug. ""Phoenix" benötigt die Orbiter als Relais- Station für die Kommunikation mit der Erde", sagte der stellvertretende Flugleiter des "Mars Express", Peter Schmitz. Die Sonde könne selbst keine Daten an die Bodenstationen senden, weil sie nahe des Nordpols lande und dort nicht genügend Energie für die Datenübertragung habe.
Die Wissenschaftler in Darmstadt haben bereits seit Ende 2007 Manöver ausgeführt, um "Mars-Express" in die richtige Flugbahn zur Beobachtung der US-Sonde zu bringen. Der Orbiter der ESA rast in 300 Kilometern Höhe mit 14 400 Stundenkilometern um den Roten Planeten. Die "Phoenix"-Landung beobachtet er aus 400 bis 2500 Kilometern Entfernung.
Auch bei der Berechnung der Flugbahn des "Phoenix" haben die Europäer der NASA erstmals geholfen. Die ESA stellt zwei Bodenstationen und die Navigationstechnik "delta-DOR" zur Verfügung, um die Genauigkeit der Bahnmessung zu verbessern. "Es ist für uns das erste Mal, dass wir so einen Service betreiben können", sagte Ferri. Bisher habe das nur die NASA gekonnt und Europa über Jahre hinweg unterstützt. "Jetzt können wir die Hilfe zurückbezahlen."
Quelle: ntv.de