Weltweiten Mangel bekämpfen Reis mit mehr Eisen geschaffen
25.07.2009, 13:54 Uhr
Nur in der Hülle steckt das Eisen. Damit der Reis aber nicht ranzig wird, muss er schnell geschält werden.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Zwei Milliarden Menschen leiden weltweit an Eisenmagel. Eine gentechnisch veränderte Reissorte könnte dies ändern.
Forscher einer Züricher Hochschule haben gentechnisch veränderte Reispflanzen geschaffen, die sechs Mal mehr Eisen in ihren Körnern speichern. Damit könnte womöglich der Eisenmangel in einigen afrikanischen und asiatischen Entwicklungsländern gelindert werden. Wie die Eidgenössische Technische Hochschule (EHT) weiter mitteilte, haben die Forscher um Christoph Sautter und Wilhelm Gruissem zwei zusätzliche pflanzliche Gene in eine Reissorte übertragen. Das Zusammenspiel der beiden Erbanlagen sorgt dafür, dass die Pflanze mehr Eisen aus dem Boden aufnehmen und es im Korn anreichern kann. Der Eisengehalt im geschälten Reiskorn erhöhte sich mit der Methode um das Sechsfache, wie die Forscher in einer der nächsten Ausgaben des "Plant Biotechnology Journal" berichten.
Für Selbstversorger kostenlos
Die Forscher wollen die Reissorte später Kleinbauern und Selbstversorgern kostenlos zur Verfügung zu stellen. Die Entwicklung könnten etwa zwei Milliarden Menschen nutzen, die nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO an Eisenmangel leiden, heißt es bei der Hochschule. Besonders betroffen sind Frauen und Kinder in Ländern, die sich hauptsächlich von Reis ernähren. Menschen mit Eisenmangel ermüden schnell, können Schadstoffe im Körper nur ungenügend abbauen und erkranken über längere Zeit an Blutarmut.
Die veränderte Reispflanze hat einen erhöhten Gehalt des Enzyms Nicotianamine-Synthase. Diese mobilisiert das Eisen. Ebenfalls erhöht ist der Gehalt des Eiweißes Ferritin, das das Metall speichert. Das Team steuerte die Aktivität der neuen Gene so, dass Nicotianamine-Synthase in der ganzen Reispflanze gebildet wird, das Ferritin aber nur im Inneren des Reiskorns.
Schälen entfernt Eisen
Im Grunde steckt im Reis zwar bereits viel Eisen, allerdings nur in seiner Hülle. Weil ungeschälter Reis im tropischen Klima jedoch rasch ranzig wird, muss er zur Aufbewahrung geschält werden, das wertvolle Element geht dabei verloren. Gelänge es den Wissenschaftlern, Reiskörner herzustellen, die das zehn- bis zwölffache der heutigen Eisenmenge enthalten, würde laut ETH bereits eine Reismahlzeit ausreichen, um den täglichen Eisenbedarf eines Menschen zu decken. Das wäre wichtig, weil viele Menschen mit Eisenmangel sich nur eine Mahlzeit pro Tag leisten können. Eine Gefahr, dass sich die gentechnisch veränderten Pflanzen negativ auf die Umwelt auswirken könnten, sehen die Zürcher Forscher nicht.
Die Arbeit erinnert an den "Goldenen Reis", den die Schweizer Ingo Potrykus und Peter Beyer geschaffen haben. Dieser enthält eine Vorstufe von Vitamin A, an dem es in vielen Reis-Gesellschaften ebenfalls mangelt. Die Erfahrungen mit diesen Pflanzen zeigen allerdings, dass es viele Jahre dauert, bis ein genveränderter Reis tatsächlich angebaut wird. Die Hürden und die Kosten für eine Zulassung sind sehr hoch.
Quelle: ntv.de, dpa