35 Exemplare auf einer Farm gefunden Siam-Krokodile aufgespürt
21.12.2009, 10:27 UhrBereits 1992 schienen die Tage des Siam-Krokodils endgültig gezählt. Die Rote Liste führte das Tier in der Kategorie "in der Wildnis ausgestorben", dabei lebte das Reptil einst in ganz Südostasien. Ein Jahrzehnt später gab es plötzlich bessere Nachrichten: Ein von der kambodschanischen Regierung unterstütztes Team aus Naturschützern entdeckte noch einige wildlebende Exemplare. 250 sind derzeit bekannt, die meisten in der Region der Cardamom-Berge im Süden Kambodschas. Im November gab es nun weitere gute Nachrichten: DNA-Tests in einem Zentrum für Wildtiere in der Nähe der Hauptstadt Phnom Phen zeigten, dass dort weitere reinrassige Siam-Krokodile leben – bislang hatten die Wissenschaftler gefürchtet, dass es sich um Mischformen anderer Krokodile handelt.
"Das ist wirklich ermutigend", sagte Adam Starr von der Umweltschutzgruppe Fauna & Flora International, der das Erhaltungsprogramm für die Krokodile leitet. Diese Resultate erhöhen die Chancen auf das Überleben der Art, die von der Weltnaturschutz-Union (IUCN) derzeit den Status kritisch bedroht" bekommt. Es gibt auch schon Pläne, was mit dem Fund in der Station passieren soll, sagt Starr: "Sechs der Tiere können Brutpaare bilden, und 29 lassen sich auswildern." "Dies könnte sich als eine Rettungsleine für den Langzeit-Erhalt dieser Art erweisen", heißt es bei Nhek Ratanapech, dem Koordinator des kambodschanischen Programms zum Erhalt der Krokodile. Diese sechs Tiere seien ausweislich des DNA-Tests nicht miteinander verwandt – damit drohe keine Inzucht.
In 99 Prozent des Verbreitungsgebietes ausgerottet
Siam-Krokodile (Crocodylus siamensis) lebten einst in Laos, Kambodscha, Thailand, Vietnam und Indonesien. Sie sind nun in 99 Prozent des ursprünglichen Verbreitungsgebietes ausgerottet. In den vergangenen 100 Jahren wurden viele Feuchtgebiete in Reisfelder umgewandelt, erklärt Starr, und damit verschwand der angestammte Lebensraum der gepanzerten Echsen. "Die Art wurde aus der Landschaft vertrieben – bis auf die Krokodilfarmen." In den nächsten fünf Jahren soll ein Zuchtprogramm die Zahl der Tiere – in Wildnis und Gefangenschaft – zunächst auf 450 steigern. Sobald es 500 Exemplare gibt, würde die Art den Status "kritisch bedroht" verlassen. Ratanapech kündigte an, die Jungen erst im Alter von zwei Jahren auszuwildern. Dieses Alter erhöhe die Überlebenschancen der Tiere, wenngleich die Gefahren noch immer zahlreich seien. Die Reptilien werden im Alter von 15 Jahren geschlechtsreif. Der Beginn des Zuchtprogrammes seider erste von 1000 nötigen Schritten, sagte Starr.
Keine Entwarnung
Obwohl die Gefahr durch Wilderer zurückgegangen sei, gebe es keine Entwarnung für die Bedrohung durch den Menschen: Staudämme zur Stromerzeugung und das Vordringen des Menschen blieben Gefahren. Den Siam-Krokodilen kommt in der Region auch eine wichtige kulturelle Bedeutung zu. Unter anderem gelten sie als die Verteidiger von Buddha. Davon zeugen etwa Reliefs an den Tempelanlagen von Angkor Wat. Die Tiere werden bis zu drei Meter lang und verteidigen ihr Territorium. Laut Star sind aber keine aggressiven Attacken von ihnen auf den Menschen bekannt. Er weist darauf hin, dass die Krokodile bereits seit 300 Millionen Jahren auf der Erde leben, und dass viele von ihnen binnen 100 Jahren an den Rande des Aussterbens gebracht wurden.
Quelle: ntv.de, dpa