Groteske Umkehrreaktion Waldschutz auf Kosten anderer
05.12.2010, 09:00 UhrDer gute Wille ist da, der Resultat ist gleich Null: Länder, die ihren eigenen Waldbestand schützen und aufforsten, importieren in der Folge mehr Holz und zerstören damit Wälder im Ausland. Zu diesem Ergebnis kommen Wissenschaftler der kalifornischen Stanford University.

Junge Wälder im Aufforstungsgebiet Miyun in China: Der Mensch hat in den vergangenen beiden Jahrhunderten mehr als die Hälfte der Wälder der Erde zerstört.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Einige Entwicklungsländer forsten zwar ihre Wälder auf, verursachen durch ihre steigende Nachfrage aber anderenorts wiederum das Abholzen. Zu diesem Schluss kommen Forscher um Eric Lambin von der Stanford University in einer Studie.
Das Team hatte die Länder China, Chile, Indien, El Salvador, Costa Rica und Vietnam untersucht. Dabei berechneten die Forscher den Holzverbrauch und die Nachfrage und berücksichtigten das Bevölkerungswachstum sowie internationale Handelsströme. Die sechs Länder haben sich im Untersuchungszeitraum von 1961 bis 2007 von "Netto-Abholzern" zu "Netto-Aufforstern" entwickelt, berichten die Experten in den "Proceedings" der US-Akademie der Wissenschaften.
In fünf der sechs Staaten – Indien ist die Ausnahme – wurde die Rückkehr der Wälder von einem Rückgang des Holzeinschlags begleitet. Zudem entstand weniger neues Farmland. Das schuf einen Bedarf für den Import von Holz und Agrarprodukten aus anderen Regionen. Für 100 wiederaufgeforstete Flächeneinheiten, so erklärt das Team, haben die fünf Länder ein Holz-Äquivalent von 74 Flächeneinheiten eingeführt.
Hauptautor Patrick Meyfroidt von der Universität im belgischen Louvain ergänzt: "Wenn man noch die landwirtschaftlichen Exporte der Länder berücksichtigt, werden 22 Flächeneinheiten in anderen Ländern genutzt." In den vergangenen Jahren habe sich dieses Verhältnis weiter verschoben, ergänzt er. Inzwischen werden für 100 aufgeforstete Flächeneinheiten etwa 52 importiert.
Wenn der Waldschutz in einer Region zum Abholzen in anderen Gebieten führe, gebe es für die Natur im Ganzen keinen Gewinn, erklärt Lambin. Zusammen mit seinen Kollegen empfiehlt er eine bessere internationale Zusammenarbeit bei der Aufforstung. Da zu gehöre es, die Handelsströme zu berücksichtigen. Dem Verbraucher würde es helfen, wenn er sich für nachhaltig gewonnene Holzprodukte entscheiden könne – hierbei wären Zertifikate hilfreich.
Quelle: ntv.de, dpa