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Nicht nur beim Rauchen gefährlich Zerstörerische Kraft des Tabaks

Statt Tabakanbau zu fördern, sollten alternative Anbauprodukte unterstützt werden, so die Forscher.

Statt Tabakanbau zu fördern, sollten alternative Anbauprodukte unterstützt werden, so die Forscher.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Der Anbau von Tabak ist nach Ansicht von Forschern ein globales Umweltrisiko. "Der Tabakanbau hinterlässt eine Spur der Umweltzerstörung und des sozialen Elends", sagt Martina Pötschke-Langer vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg. Böden und Gewässer würden durch Pestizide massiv vergiftet, wertvolle Wälder zugunsten von Anbauflächen zerstört und Arbeiter erkrankten auf den Plantagen durch den Kontakt mit den nikotinhaltigen Blättern.

Zudem befördere der Tabakanbau die soziale Not. "Hunger und Armut sind die Folgen, wenn lebensnotwendige Agrarpflanzen durch Tabakanbau ersetzt werden" sagt Pötschke-Langer, die neben der DKFZ-Abteilung Krebsprävention auch das WHO-Zentrum für Tabakkontrolle leitet. Sie stellte in Heidelberg den ersten deutschen Report zum Thema "Umweltrisiko Tabak - von der Pflanze zur Kippe" vor.

Zigarettenkippen als Sondermüll

Gift, das bislang einfach weggeworfen werden darf: Zigarettenkippen.

Gift, das bislang einfach weggeworfen werden darf: Zigarettenkippen.

(Foto: picture-alliance / dpa/dpaweb)

Auch die gewaltige Masse von Tabakabfällen sei ein riesiges Problem, sagte die Wissenschaftlerin. Zigarettenkippen steckten voller giftiger und krebserregender Substanzen und seien schwer zu entsorgen. Statt Tabakanbau zu fördern, sollten alternative Anbauprodukte unterstützt werden. Kippen dürften nicht mehr einfach weggeworfen, sondern müssten als Sondermüll entsorgt werden.

Kein anderes Massenprodukt sei "bei seiner Herstellung, seinem Konsum und seiner Entsorgung derart risikobelastet und gefährlich wie Tabak", heißt es in dem Report weiter. Die Folgekosten würden der Gesellschaft aufgebürdet, anstatt der Tabakindustrie. Nach einer weiteren neuen Studie mit dem Titel "Die Kosten des Rauchens für Gesundheitswesen und Volkswirtschaft" betragen die direkten und indirekten Kosten des Rauchens etwa im Bereich Gesundheit und Umwelt alleine in Deutschland rund 34 Milliarden Euro jährlich.

Gesetze schützen nur wenige Menschen

Die WHO warnte gleichzeitig in Istanbul vor den Gefahren des Tabaks. Weltweit seien immer noch 94 Prozent der Menschen nicht durch Gesetze vor Tabakrauch geschützt. "Es muss schnell gehandelt werden, um Menschen vor Tod und Krankheit ausgelöst durch Tabakrauch zu schützen", forderte die Weltgesundheitsorganisation WHO zur Vorstellung ihres Jahresberichts 2009 über die weltweite Tabakepidemie. Eine Politik, die Nichtraucher schütze, sei unabdingbar, um die gesundheitsschädigenden Folgen des Passivrauchens zu verringern.

600.000 Tote durch Passivrauchen

Laut WHO sterben jedes Jahr rund 600.000 Menschen an den Folgen des Passivrauchens. Der wirtschaftliche Schaden belaufe sich auf mehrere Milliarden Dollar. Durch das Rauchen sterben insgesamt jedes Jahr mehr als fünf Millionen Menschen. Wenn nicht rasch gehandelt werde, könne die Zahl bis zum Jahr 2030 auf acht Millionen steigen, erklärte die WHO.

Zwar machte die WHO einige Fortschritte aus: 2008 verabschiedeten Kolumbien, Dschibuti, Guatemala, Mauritius, Panama, Sambia und die Türkei Nichtraucherschutzgesetze. Weltweit sind es damit 17 Länder. Doch viele Menschen stürben, wenn die Regierungen nicht rasch handelten, erklärte die WHO.

Weniger Raucher in reichen Ländern

Die Wissenschaftler sind sich einig, dass Passivrauchen die Gesundheit schädigt und tödliche Krankheiten verursacht. In den vergangenen Jahren ist die Zahl der Raucher in den reichen Ländern wie den USA, Japan und in Westeuropa gesunken. Dagegen greifen in den Entwicklungsländern immer mehr Menschen zu Glimmstängeln.

Quelle: ntv.de, dpa/rts

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