Ratgeber

Gefährliche Wunderwaffen Hygiene-Reiniger sind überflüssig

Schimmelentferner, Hand-Gels oder Desinfektionsspender mit Sensortechnik - immer häufiger findet man in den deutschen Haushalten Hygiene-Mittel, die von der Industrie allesamt als Garanten für Sauberkeit deklariert werden. Doch die vermeintlichen Wunderwaffen bergen große Gefahren für den Nutzer.

Desinfektionsmittel wie Tücher oder Hand-Gels sind in der Regel überflüssig.

Desinfektionsmittel wie Tücher oder Hand-Gels sind in der Regel überflüssig.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Wie die führenden Gesundheitsinstitutionen in Deutschland - das Umweltbundesamt, das Bundesinstitut für gesund­heitlichen Verbraucher­schutz und das Robert-Koch-Institut - ausdrücklich betonen, sind Desinfektionsmittel im Haushalt in der Regel überflüssig. Darüber hinaus belasten sie Umwelt und Gesundheit.

Die Hersteller von Hygiene-Produkten werben unter anderem damit, dass ihre Mittel in der Lage seien, Infekten wie der Schweinegrippe vorzubeugen.  Die Stiftung Warentest hat allerdings schon 2005 darauf hingewiesen, dass Putzmittel mit anti­bakteriellen Wirkstoffen Infekte nicht verhindern können. Eine Langzeitstudie aus den USA zeigt außerdem: In Haushalten, in denen Desinfektionsmittel zum Einsatz kamen, erkrankten die Betroffenen genauso häufig an Husten, Schnupfen oder Heiserkeit wie in Haushalten, die handelsübliche Allzweckreiniger verwenden.

Bakterien müssen sein

Abgesehen von der Tatsache, dass die angepriesenen Reiniger uns nicht vor Krankheiten schützen, können sie unseren Gesundheitszustand sogar negativ beeinflussen: So können sie Stoffe enthalten, die Allergien und Ekzeme auslösen. Außerdem ist gerade bei Hygiene-Sprays besondere Vorsicht geboten: Druck-Spraydosen verteilen Tröpfchen so fein, dass sie über die Schleimhäute in die Atemwege gelangen können. Tröpfchengrößen von fünf Mikrometer sind sogar "lungengängig", das heißt, sie dringen bis in die Lungenbläschen vor.

Regelmäßiges, gründliches Händewaschen beugt Infektionen am besten vor.

Regelmäßiges, gründliches Händewaschen beugt Infektionen am besten vor.

(Foto: picture alliance / dpa)

Nicht selten behauptet die Industrie, ihre Produkte wären in der Lage, 99,9 Prozent der Bakterien abzutöten. Was sich blitzsauber anhört, ist alles andere als gut für unser ökologisches Gleichgewicht. Bestimmte Bakterien- und Pilzstämme sind Bestandteil unseres biologischen Umfeldes und des menschlichen Organismus. Desinfektionsmittel können dieses bakterielle Gleichgewicht zerstören und Bakterien dazu bringen, eine Resistenz gegenüber Antibiotika zu entwickeln. Antibiotische Mittel gegen Infektionskrankheiten zum Beispiel verfehlen dann ihre Wirkung. Darüber hinaus gelangen die Hygienereiniger über das Abwasser in die Kläranlagen. Auch dort können sie erheblichen Schaden anrichten, indem sie das Zusammenspiel von Bakterienstämmen mindern und so unter Umständen sogar deren Reinigungswirkung zerstören.

Normales Putzen genügt

In vielen Hygiene-Reinigern ist die Wirksamkeit der eingesetzten Zusätze kaum nachgewiesen.  Bei der Anwendung in Privathaushalten reichen die vorgegebene Konzentration und Einwirkdauer unter Umständen für eine effektive Desinfektion gar nicht aus. In Einzelfällen sind besondere Hygienemaßnahmen zwar angebracht. Dann sollte man allerdings nach ärztlicher Anweisung vorgehen.

Um eine ausreichende Hygiene im Haushalt zu gewährleisten, genügt in der Regel normales Putzen mit handelsüblichen Reinigern. Wichtig ist es, nach dem Kochen die Arbeitsflächen und Werkzeuge gut abzuwaschen sowie Holzbretter heiß abzuspülen und zu bürsten. Tücher und Schwämme sollten nach dem Gebrauch gut trocknen und spätestens entsorgt werden, wenn sie unangenehm riechen. Aßerdem sollte man den Kühlschrank sauber halten und ihn regelmäßig, zum Beispiel mit Essigreiniger, säubern. Hygienespüler sind bei normal verschmutzer Wäsche in aller Regel unnötig.

Am allerwichtigsten ist es aber, sich regelmäßig die Hände zu waschen: vor und nach dem Kochen sowie nach jedem Toilettengang. Eine halbe Minute mit milder Seife unter fließendem Wasser reicht aus, um die gefährlichsten Erreger abzutöten.

Quelle: ntv.de, tle

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