Nach Flüchtlingsdeal mit der Türkei 88 Prozent weniger Flüchtlinge erreichen Griechenland
13.05.2016, 16:07 UhrDie Zahl der in Griechenland eingetroffenen Flüchtlinge ist seit dem Ende März geschlossenen Flüchtlingsabkommen drastisch gesunken. Wie die Internationale Organisation für Migration (IOM) am Freitag in Genf mitteilte, kamen im April 3360 Schutzsuchende auf den griechischen Inseln an, verglichen mit 26.971 im Vormonat - ein Rückgang um 88 Prozent.
Frontex-Generaldirektor Fabrice Leggeri erklärte, das sei bedeutend weniger als die Anzahl von Menschen, die "während der Spitzenmonate im vergangenen Jahr täglich allein auf der Insel Lesbos ankamen". Erstmals seit Juni 2015 kamen damit im April wieder mehr Flüchtlinge in Italien als in Griechenland an, wie der Sprecher des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR), William Spindler, sagte.
Der UN-Organisation zufolge kamen dieses Jahr 187.920 Flüchtlinge über das Meer in Europa an, davon 155.765 in Griechenland und 31.252 in Italien. Im April waren es demnach in Italien 9149, fast drei Mal so viele wie in Griechenland. Gemäß dem am 20. März in Kraft getretenen Abkommen zwischen der EU und Ankara werden alle "irregulär" in die EU eingereisten Flüchtlinge wieder in die Türkei zurückgeschickt.
Für jeden zurückgeschickten Syrer hat die EU im Gegenzug zugesagt, einen anderen syrischen Flüchtling direkt aus der Türkei aufzunehmen. Außerdem soll Ankara insgesamt sechs Milliarden Euro unter anderem für die Unterbringung und Betreuung von Flüchtlingen erhalten. Menschenrechtsorganisationen üben heftige Kritik an dem Deal und an der Politik der Massenabschiebungen von Flüchtlingen.
Quelle: ntv.de, AFP