Auto

"Nur fliegen ist schöner" 40 Jahre Opel GT

Was kann dem Hersteller eines Autos besseres passieren, als dass der Slogan des beworbenen Produkts zum geflügelten Wort wird? "Nur Fliegen ist schöner" texteten die Werber vor 40 Jahren und setzten damit dem Opel GT ein sprachliches Denkmal. Nach dem Überraschungserfolg der "Experimental GT" genannten Studie auf der IAA 1965 vergingen noch drei Jahre, bis das flotte Coup in den Verkauf startete. Es wurde zum Kultfahrzeug für Fans und Bastler.

Mit Fahrzeugen wie dem Kadett oder dem Opel Rekord hatte Opel bis dahin überwiegend die Bedürfnisse eines nicht gerade zu Extravaganzen neigenden Kundenstamms bedient. Die aufregende Karosserielinie des GT mit einem flachen Bug, Klappscheinwerfern, bauchigen Kotflügeln und einer scharfen Abrisskante am Heck fiel gänzlich aus dem Rahmen des herkömmlichen deutschen, und auch des europäischen Automobildesigns.

Vorbild Corvette

Die wegen der rundlichen Formen und der schmalen Taille "Coke Bottle Shape" genannte Form hatte nur in den USA ein Vorbild - allerdings in einer ganz anderen Leistungsklasse. Die 1967 auf den Markt gekommene Corvette C3 verwöhnte ihre Fahrer im Laufe von 15 Jahren Produktionszeit mit bis zu 435 PS aus acht Zylindern. Der Opel GT-Fahrer musste sich mit derer vier begnügen, Leistung: 60 PS. Allerdings wog das Auto mit dem 1100-Kubikzentimeter-Motor leer auch nur 845 Kilogramm, was einen für damalige Verhältnisse recht sportlichen Auftritt verhieß.

Richtig schnell ging es mit der "großen" Variante zur Sache. Sie besaß einen 1,9-Liter-Motor und 90 PS. Damit war ein Sprint von null auf hundert in knapp mehr als zehn Sekunden möglich und die Höchstgeschwindigkeit lag bei 185 km/h. Dass die Insassen sich bei diesem Tempo dem Fliegen näher fühlten als dem Fahren, lässt sich leicht nachvollziehen. Mehr als 90 Prozent der Gesamtproduktion war mit dem 1900er-Motor ausgerüstet.

Keine Kapazitäten frei

Die starke Nachfrage der Kunden kam den Opelanern alles andere als gelegen. Für die Serienproduktion musste das Unternehmen die französischen Karosseriebauer Chausson und Brissoneau & Lotz mit ins Boot holen. Das Rüsselsheimer Opel-Werk war damals voll ausgelastet, die Fertigungsstätte in Bochum konnte nur die Endmontage leisten. So übernahmen die französischen Partner die Press- und Schweißarbeiten der Blechteile sowie Lackierung und Innenausstattung; die Bochumer Belegschaft montierte Fahrwerk und Motor.

Zwei Besonderheiten kennzeichneten den GT und belegten, dass beim Autokauf die Leidenschaft Fragen der Zweckmäßigkeit schnell unwichtig machen kann: Klappscheinwerfer, deren Gehäuse sich beim Öffnen um die Längsachse dreht, hatte man bis dahin noch nicht gesehen und auch der Verzicht auf eine Kofferraumklappe schmälerte nicht den Enthusiasmus der Kunden, die den Zweisitzer zum Bestseller werden ließen. Innerhalb von fünf Jahren Produktionszeit wurden 103.463 Exemplare des GT gebaut.

Hohe Nachfrage auf dem US-Markt

Nicht nur in Deutschland und Westeuropa, sondern auch in Übersee geriet das kleine Coup zum Verkaufsschlager. Mehr als zwei Drittel aller GTs saugte allein der US-Markt auf. Dort bevorzugte man zur Kraftübertragung eine Dreigang-Automatik, während die Käufer im Heimatland des Fahrzeugs mehrheitlich die manuelle Viergang-Schaltung orderten. Die Kinderkrankheiten des jungen Modells hielten sich indes in Grenzen. Dank eines großen Prozentsatzes bewährter Bauteile aus der Kadett-B-Produktion geriet der GT schnell in den Ruf, nicht nur sportlich, sondern auch zuverlässig zu sein. Lediglich die manuell zu bedienende Mechanik der Klappscheinwerfer sorgte hier und da für Verdruss.

Unter den 650 Opel-Clubs in Deutschland haben sich viele dem GT verschrieben und widmen sich heute der Traditionspflege. Zwar sind bei ihren Treffen vereinzelt auch hemmungslos mit Bugschürzen und Heckspoilern verbastelte Exemplare zu sehen, die meisten Eigentümer bewahren jedoch einen weitgehend dem 68er-Vorbild entsprechenden Oldtimer. Spezialisierte Kfz-Betriebe bauen auf Bestellung aus re-importierten alten GT hinreißende Roadster mit aktueller Opel-Technik unter der historischen Blechschale.

Quelle: ntv.de

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