Nackenföhn und Zylinderabschaltung A3 Cabrio - Harmonische Offenheit
23.11.2013, 07:32 Uhr
Das neue, ab Frühjahr 2014 zu Preisen von 30.500 Euro an erhältliche neue A3-Cabrio ist vor allem optisch ein gelungener Schritt.
Der November ist nicht der klassische Cabrio-Monat. Aber damit die neuen Modelle pünktlich zum Saisonstart verfügbar sind, präsentieren die Hersteller sie im Spätherbst. Kein Wunder also, dass professionelle Autotester derzeit mit dem Audi A3 Cabrio durch Monaco brausen.

Die Überrolbügel sind verschwunden, hinter den Sitzen fahren bei Bedarf Stützen aus.
(Foto: Abdruck fuer Pressezwecke honora)
An der Cote d'Azur macht das Offenfahren noch Spaß, denn bei klarem Himmel und zweistelligen Temperaturen braucht es nicht mal den Nackenföhn, den Audi als neues Ausstattungsmerkmal zur Verlängerung der Freiluftsaison dem A3 Cabrio spendiert hat. Nicht nur das Warmluftgebläse hinter dem Kopf, auch weitere Neuerungen sollen dafür sorgen, dass sowohl bei geschlossener als auch bei offener Fahrt das Komfortniveau auf gleicher Höhe bleibt.
Im Unterschied zum Vorgängermodell baut das neue Cabrio nicht mehr auf dem kurzen Dreitürer auf, sondern auf der zweitürigen Limousine. Das bedeutet nicht nur 4,42 Metern Länge und einen Radstand von 2,60 Metern, sondern auch einen um 18 Zentimeter verlängerten hinteren Überhang mit allen daraus resultierenden Vorteilen – zum Beispiel beim Kofferraumvolumen. Die Proportionen des offenen A3 erscheinen jetzt harmonischer und eleganter. Das etwas pummelig geratene bisherige Cabrio kam vielleicht deshalb nicht so gut bei den deutschen Kunden an wie etwa das des Erzrivalen von BMW. Dessen 1er Cabrio erzielte in den ersten zehn Monaten dieses Jahres hierzulande knapp 3000 Neuzulassungen, während es das A3 Cabrio nur auf annähernd 1400 schaffte. Und das, obwohl die geschlossenen A3-Modelle beliebter sind als die 1er von BMW.
Stoffmütze zusätzlich gedämmt

Typisch für Audi ist die geradezu liebevolle Verarbeitung: Schalter, Nähte, Leder oder Kunststoffe markieren eindeutig das Leitbild dieser Klasse.
Das Verdeck des Audis wurde neu konstruiert und wiegt jetzt 50 Kilogramm. Insgesamt um 60 Kilogramm nahm das Gewicht des kompletten Autos ab. Gegen einen Aufpreis von 250 Euro bietet Audi ein sogenanntes Akustikverdeck an, das zwar ebenfalls aus drei Stofflagen besteht wie das Normalverdeck, aber "durch optimierte Materialdicke und -anbindung,
kombiniert mit einer zusätzlichen Dämmung" für mehr Schallkomfort in Innenraum sorgen soll. Klein und unauffällig liegt die Taste für die elektrische Öffnungs- und Schließmechanik auf der Mittelkonsole. In weniger als 20 Sekunden fährt es in beide Richtungen in Ruhestellung, wenn gewünscht, auch während der Fahrt. Ein Windschott wird für die Käufer der Ambiente-Ausstattung mitgeliefert, für alle anderen kostet es 320 Euro extra.
Eine automatische Heizungsregelung, die selbstständig zwischen geschlossener und offener Fahrt unterscheidet, kennen Cabrio-Nutzer bereits. Neu ist, dass auch die Abstimmung der Musikanlage an den Verdeckzustand gekoppelt ist. Audi-Entwicklungschef Dr. Ulrich Hackenberg pries diese Neuerung anlässlich der Produktvorstellung als Komfortgewinn und wollte dies sicherlich auch als Beleg des Audi-Slogans "Vorsprung durch Technik" verstanden wissen. Schon länger mäkelt die Fachpresse daran herum, dass die Ingolstädter sich mit bahnbrechenden Neuerungen in letzter Zeit schwer tun.
Der Aufpreis von 450 Euro für die Kopfraumheizung ("Nackenföhn") erscheint auf den ersten Blick moderat, jedoch ist dieses Komfortmerkmal nur in Verbindung mit den S-Sportsitzen lieferbar. Deren Kosten sind mit 645 Euro zusätzlich zu veranschlagen. Auch noch erschwinglich, so meint der geneigte Kunde, aber Obacht, jetzt kommt’s: Die Sportsitze kann man nur in Feinnappa-Lederpolsterung bestellen, und das kostet noch mal 1250 Euro extra. Wer also per Warmluftstrom die Erkältungsgefahr mindern oder ein Zervikalsyndrom, also eine Blockierung der Halswirbelsäule, verhindern will, plant besser gleich mal 2345 Euro Zusatzkosten ein.
Stützen ersetzen Überrollbügel
Über diesen raffinierten Versuch der Erlösvermehrung tröstet ja vielleicht die Tatsache hinweg, dass auch mehr Gepäck mitgenommen werden kann. Der Kofferraum fasst jetzt 320 Liter, das sind 65 Liter mehr und hat Kompaktlimousinenlevel. Ist die Stoffhaube zurückgeklappt, reduziert sich das Volumen auf 280 Liter – auch noch ganz ordentlich. Die Überrollbügel hinten den Rücksitzen sind zugunsten eines versenkbaren Systems von Metallstützen verschwunden. Melden die Sensoren einen drohenden Überschlag, schnellen sie in Sekundenbruchteilen unter der Abdeckung hervor. Eine Durchlademöglichkeit (ebenfalls kostenpflichtige Sonderausstattung) behindern sie nicht.
Zum Start im nächsten Frühjahr wird es das A3 Cabrio in drei Motorvarianten geben. Neu ist darunter der 1,4 Liter große Turbobenziner, der 140 PS leistet. Bei geringer Lastanforderung kann dieser Motor zwei Zylinder stilllegen. Da auch gleichzeitig 250 Newtonmeter Drehmoment erreichbar sind, was exakt dem Wert des 1,8 Liter-Benziners entspricht, gab das Cabrio bei der Testfahrt eine muntere und solide Vorstellung ab. Das exakt schaltbare Sechsgang-Handgetriebe und der mäßige Durst von 6,8 Litern im Mittel lassen das 31.700 Euro teure Fahrzeug als eine chancenreiche Alternative erscheinen. Nach EU-Norm soll der Wagen freilich nur fünf Liter je 100 Kilometer verbrauchen. Mit dem 1,8-Liter-Benziner kostet der neue Freiluft-Audi schon 35.800 Euro, dafür bekommt man aber 180 PS und ein 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe. Abgerundet wird das Angebot vom 150 PS starken Zweiliter-Diesel, der ebenfalls manuell zu schalten ist. Seinen starken Auftritt verdankt er 380 Newtonmeter Drehmoment, der Preis liegt bei mindestens 34.300 Euro.
Quelle: ntv.de