Audi lockt mit Oberklasse-Features A3-Diät gilt nicht an der Kasse
23.05.2012, 10:39 Uhr
Der Dreikampf in der Premium-Kompaktklasse ist voll entbrannt. Audi setzt dabei auf äußerliche Evolution.
Die dritte Generation des Audi A3 kann schlankheitsbewussten Menschen als leuchtendes Beispiel dienen: Nach 16 teilweise von Molligkeit geprägten Jahren hat der Kompakte aus Ingolstadt sich wieder auf sein Ausgangsgewicht heruntergehungert.
Mit 1175 Kilogramm kann der A3 1.4 TFSI in seinem Wettbewerbsumfeld schon als äußerst drahtig gelten, wiegen doch die vergleichbaren Fahrzeuge von BMW und Mercedes und auch der VW Golf einiges mehr. Weniger Gewicht bedeutet bekanntlich weniger Verbrauch, weshalb Audi seine Neuentwicklung auch als großen Erfolg seiner Leichtbau-Anstrengungen preist. Inzwischen bestehen nicht nur Motorhaube und Kotflügel aus Aluminium, sondern bereits 26 Prozent der Karosserie, dass ihr Gesamtgewicht um 18 Kilogramm gemindert werden konnte.

Während die Pfunde purzelten, nahmen immer mehr elektronische Helfer im Auto Platz.
Zusammen mit hochfesten Stählen, dem erleichterten Motor (21 Kg weniger als beim Vorgänger), leichteren Sitze und Verzicht auf Verkabelungen durch neue Anordnung von elektrischen Steuergeräten konnten je nach Modellausführung bis zu 80 Kilogramm aus dem Fahrzeug heraus genommen werden. Gleichzeitig ist das Auto neun Zentimeter länger als ehedem und verfügt über eine höherwertige Grundausstattung, was die Einsparbemühungen als besonders gelungen erscheinen lässt.
Neue LED-Scheinwerfer
Der Verzicht auf zusätzliche Pfunde ist dem A3 nicht anzusehen, wohl aber die Veränderungen gegenüber dem Vorgängermodell. Die zweite Generation von 2003 war die erste, die den Single-Frame-Grill als Markenzeichen in alle Welt trug. Seit 1996, dem erscheinen der ersten Baureihe, sind global über 2,7 Millionen A3 verkauft worden. Mit 20 Prozent Anteil am gesamten Absatzvolumen gehört er zu den wichtigsten Modellreihen des Konzerns. Auffällig an der neuen Front ist nicht nur der auf sechs Ecken modifizierte Grill, sondern sind auch die schräg gestellten Scheinwerfer, die nach Audi-Lesart "kleine Kunstwerke von höchster Präzision" sind. Erstmals – doch nicht vom Start weg - wird in einem Auto des Kompaktsegments ein Scheinwerfersatz angeboten, der ausschließlich auf LED-Technik basiert – freilich nur für die Kunden, die bereit sind, den Aufpreis dafür zu zahlen.

Das geringere Gewicht spürt man nicht erst an der Tankstelle. Sondern auch beim Fahren wirkt der A3 schlank und handlich.
An der Heckklappe fallen die geteilten Rückleuchten auf, die es erlauben, die Beladebreite der Klappe zu vergrößern. Die Optik betont die Horizontale, so dass die kompakte Erscheinung satter auf der Straße zu stehen scheint. Die Beladehöhe ist mit 68 Zentimetern noch halbwegs komfortabel, den zur Verfügung stehenden Laderaum gibt Audi mit 365 Litern an. Durch Umklappen der Rückbank lassen sich daraus 1100 Liter machen. Ein beweglicher Ladeboden soll, Variabilität schaffen, doch das darunter liegende Fach ist mit knapp zehn Zentimetern Tiefe kein wirklicher Gewinn, zumal fürs Bewegen der Trennplatte mehrere Hände nötig sind.
Dank einer um 16 Millimeter vergrößerten Kopffreiheit sitzt man hinten auch ganz kommod, wenngleich es im Dreitürer nicht ganz einfach ist, dorthin zu gelangen. Nutzen Fahrer und Beifahrer ihre Sitzschienen nicht voll aus, brauchen sich die rückwärtigen Passagiere auch keine Sorge um ihre Kniescheiben zu machen. Basisgröße für die Beinfreiheit hinten ist bekanntlich der Radstand, er beträgt beim neuen A3 2,6 Meter. Wer mit den hinteren Sitzen vorliebnehmen muss, sollte kein allzu großes Frischluftbedürfnis haben: Die Seitenfenster dort lassen sich weder versenken noch aufklappen.
Bedienkonzept neu sortiert
Die Veränderungen im Innenraum sind geprägt von der Hinwendung zu mehr Eleganz und höherer Qualitätsanmutung. Zuerst fallen die prägnanten Lüftungsdüsen ins Auge, von denen je zwei links und rechts der vorderen Insassen sitzen. Ihre Optik ist einem Flugzeugtriebwerk nachempfunden, nur mit dem Unterschied, dass hier die Luft heraus-, statt wie beim Original hineinströmt. Die Bedienung ist raffiniert: Der äußere Ring regelt die Intensität des Gebläsedrucks, an der Mittelachse ist die Richtung der Klimaluft einstellbar.
Als kleinen Stilbruch könnte man die Form der Ausströmer für die Fondpassagiere werten: Sie reproduzieren die bekannte quadratische Klappenarchitektur. Der zentrale Drehregler des MMI-Systems ist größer und damit auffälliger geworden, die Konsole wirkt edler und von zahlreichen Funktionen entschlackt. Beispielsweise kann man jetzt mit dem Lautstärkeregler des CD-Radios auch die Sender- oder Titelsuche aktivieren.
Zunächst wird der A3 ab August mit drei Motorisierungen auf den Markt kommen. Der 1,4 Liter große Turbo-Direkteinspritzer leistet 122 PS und verbraucht nach Norm 5,2 Liter je 100 km. Sein Vorzug besteht darin, dass aus dem Vierzylinder vorübergehend ein Zweizylinder wird, wenn der Fahrer nur wenig bis gar keine Leistung abfordert. Als sehr agiler und klangstarker Begleiter entpuppte sich währen der Testfahrten der 1,8 Liter große Ottomotor, der 180 PS leistet. In Zusammenarbeit mit dem knackigen Sechsganggetriebe ist er ein spurtstarker und dynamischer Geselle, der Freude in kurzen Kurvenfolgen vermittelt. Die Dieselpalette eröffnet der Zweiliter-Motor mit 150 PS, dessen Normverbrauch mit 4,1 Litern angegeben ist. Später soll noch ein 1,6-Liter-Selbstzünder folgen, dessen Durst nicht mehr als 3,8 Liter beträgt, verspricht Audi.
Assistenzsysteme wie ein "Großer"
Eine Diät wie beim Fahrzeuggewicht gilt leider nicht bei den Preisen. Da die Firma sich offenkundig zum Ziel gesetzt hat, zahlungswilligen Kunden eine feine Welt von Business-Class in der Hülle eines Kompakten zu eröffnen, gibt es in der Ausstattungsliste nahezu alle Assistenz- und Komfortsysteme der größeren Modellreihen. Es fehlen weder Spurhalteassistent oder Crash-Warner, noch die Pausenempfehlung ("dampfende Kaffeetasse") oder Parkassistent.
Der hat inzwischen gelernt, wie man rückwärts eine quer zur Fahrtrichtung liegende Parktasche ansteuert. Bisher war nur das Längs-Abstellen möglich. Für Abstandstempomat und Totwinkel-Überwachung lassen sich weitere Euros ausgeben. Der A3, so verkündet Markus Jeschke vom Projektmanagement ganz unverblümt, "ist in der Oberklasse angekommen".
Dort sind natürlich auch die Preise angesiedelt. Zwar erscheint der Beginn der aktuellen Preisliste mit 22.500 Euro für den 122 PS starken Benziner noch einigermaßen moderat, jedoch ist die individuelle Rechnung fast unbegrenzt nach oben erweiterbar. Immerhin werden Pakete geschnürt, die kostengünstiger sind, als Einzelbestellung. Beispiel: Einparkhilfe, Abstandstempomat und Spurhalteassistent kosten zusammen 1500 Euro (in der Top-Ausstattungslinie Ambiente nur 980). Wer noch den toten Winkel austricksen will, wird weitere 500 Euro los.
Die Vier-Ringe-Marke setzt bekanntlich sehr stark auf die Vernetzungsmöglichkeiten mit Internet-Diensten. Das dazu nötige Gerät kostet als MMI Navigation plus 2725 Euro extra, gleichzeitig macht es ein Farbdisplay nötig, das 340 Euro kostet. Niemand möchte gern darauf verzichten, sein Smartphone mit der Bordanlage zu verbinden. Die Bluetooth-Schnittstelle kostet noch einmal 300 Euro. Die Liste lässt sich fortsetzen und ein A3 sich ohne weiteres zu einer 40.000-Euro-Kostbarkeit machen.
Quelle: ntv.de