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Studie soll Anschuldigung belegen ADAC: Autoindustrie befördert Tachobetrug

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Mit einer schweren Anschuldigung zieht der ADAC gegen die Autoindustrie zu Felde: Keiner der Hersteller würde den sich immer mehr ausweitenden Tachobetrug in Deutschland bekämpfen. Vielmehr lade die Software sogar zum Tricksen ein.

Dass bei Gebrauchtwagen in Deutschland der Tachobetrug boomt, überrascht wenig. Auch nicht, dass der Schaden inzwischen die Sechs-Milliarden-Euro-Grenze geknackt hat. Der Vorwurf, den der ADAC aber jetzt der Autoindustrie macht, dürfte hingegen für einiges Aufsehen sorgen.

Fast bei jedem Auto lässt sich mit einfachsten Mitteln der Tachostand verändern, behauptet der ADAC.

Fast bei jedem Auto lässt sich mit einfachsten Mitteln der Tachostand verändern, behauptet der ADAC.

(Foto: dpa)

Der Verkehrsclub wirft den Herstellern vor, dass sie zu wenig unternehmen, um einen derartigen Betrug zu verhindern. Vielmehr sollen sie der Manipulation in ihren Werken Vorschub leisten. Denn vor allem die derzeit im Einsatz befindliche Elektronik biete nur unzureichenden bis gar keinen Schutz gegen die Tachomafia. Mit frei im Handel erhältlichen Manipulationsgeräten gelänge es auf einfachste Art und Weise, den Kilometerstand eines Autos so zu verändern, dass der Verkaufspreis deutlich gesteigert werden kann.

Herstellersoftware macht es Betrügern einfach

Grundlage für die Anschuldigung des ADAC gegen die Autohersteller bildet die Studie der Wissenschaftler der Arbeitsgruppe "Multimedia and Security" der Universität Magdeburg. Die haben nämlich die Elektronik eines Audi Q7, einer Mercedes E-Klasse und eines VW Passat genauer unter die Lupe genommen. Ergebnis: Nicht bei einem der Fahrzeuge war die Elektronik für die Digitaltachos auch nur annähernd so geschützt, dass es Tachotricksern im Ansatz schwierig gemacht worden wäre, den Kilometerstand zurückzuschrauben. Ganz im Gegenteil. Die mangelhaft geschützte Software soll es den Betrügern sogar noch einfacher machen.

Das ist besonders fragwürdig, weil nach Angaben der Magdeburger Spezialisten entsprechende Sicherheitstechnologien wie SHE (Secure Hardware Extension) oder HSM (Hardware Secure Modules) in den meisten Steuergeräten moderner Fahrzeuge vorhanden sind, aber vom Hersteller nicht aktiviert werden. Eine Erklärung für die nicht aktivierte Software sehen die Experten darin, dass Probefahrten von Neufahrzeugen durch den Hersteller wieder genullt werden müssen, um dem Kunden ein "ungefahrenes" Neufahrzeug übergeben zu können.

Manipulation bei allen Fahrzeugen möglich

Aber nicht nur die Studie legt nahe, dass die Hersteller bei den Sicherheitsvorkehrungen zur Tachomanipulation lax vorgehen. Eigene Untersuchungen des Automobilclubs sollen belegen, dass neben den von der Magdeburger Universität untersuchten Fahrzeugen, auch bei anderen Typen der Kilometerstand in Sekundenschnelle, ohne den Tacho auszubauen, manipuliert werden kann.  Der ADAC sieht hier ein herstellerübergreifendes Sicherheitsproblem. Nach Angaben der Polizei beläuft sich der volkswirtschaftliche Schaden durch  Tachomanipulationen pro Jahr auf etwa sechs Milliarden Euro. Dabei würde ein wirksamer Schutz für die jährlich in Deutschland verkauften drei Millionen Neuwagen nur etwa drei Millionen Euro kosten. Pro Auto bedeutet dies etwa einen Euro Aufpreis.

Bis dato wurde der Wert eines Gebrauchtwagens vor allem anhand von  Alter und Laufleistung geschätzt. Im Zuge der Digitalisierung mit immer komplexeren Bordsystemen sollen diese Ansatzpunkte durch andere Beurteilungskriterien ersetzt werden. Die Universität  Magdeburg erarbeitet deshalb  Methoden, mit denen sich der Zustand moderner Autos in Zukunft zuverlässiger bestimmen lassen soll.

Quelle: ntv.de, hpr

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