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Prüfbericht bestätigt Annahmen ADAC betrog jahrelang beim "Gelben Engel"

Seit 2009 hat der ADAC die Wahl zum "Gelben Engel" nachweislich manipuliert.

Seit 2009 hat der ADAC die Wahl zum "Gelben Engel" nachweislich manipuliert.

(Foto: picture alliance / dpa)

Es ist längst kein Geheimnis mehr, dass der ADAC die Wahl zum Lieblingsauto der Deutschen im vergangenen Jahr manipuliert hat. Jetzt hat ein Prüfbericht ergeben, dass auch in den vorangegangenen Jahren massiv geschummelt wurde.

Ein offizieller Prüfbericht belegt, dass der ADAC bei der Vergabe des "Gelben Engels" seit Jahren manipuliert hat. Wie der Automobilclub mitteilte, wurde bei der Wahl zum Lieblingsauto der Deutschen zwischen 2009 und 2013 nicht nur die Zahl der Teilnehmer an der Leserwahl seines Mitgliedermagazins aufgebläht, sondern auch die Platzierung der Preisträger frisiert.

Damit dürfte entschieden sein, dass die Autokonzerne VW, BMW und Daimler ihre Preise noch diese Woche zurückgeben. Insgesamt 40 Auszeichnungen hat der ADAC seit 2009 an die Hersteller vergeben. Bei BMW handele es sich um 10, bei Volkswagen um 19 sowie bei Daimler um 11 Preise, bestätigten Unternehmenssprecher. "Durch die nun nachgewiesenen Manipulationen bei der Stimmenauswertung hat der 'Gelbe Engel' des ADAC seine Glaubwürdigkeit verloren", sagte ein BMW-Sprecher.

Erste fünf Plätze manipuliert

Manipulationen gab es laut dem Bericht vor allem auf den ersten fünf Plätzen. So lag etwa 2012 der VW Up laut ursprünglichem Wahlergebnis auf Platz 12. Bei der öffentlichen Bekanntgabe wanderte er aber sieben Ränge nach oben, so dass sich der Wolfsburger Konzern über Platz 5 freuen konnte. Der Audi A6 rutschte damals vom zweiten auf den vierten Platz, während der BMW 1er öffentlich zum zweitliebsten Auto gekürt wurde.

Auch bei der Zahl der abgegebenen Stimmen wurde den Prüfern zufolge kräftig geschummelt. So waren 2009 den Untersuchungen zufolge insgesamt 80.211 Stimmen für die Wahl zum Lieblingsauto abgegeben worden. In der Presseerklärung sah das anders aus: Rechnete man die Stimmen allein für die ersten zehn Plätze zusammen, kam man bereits auf 220.898.

"Die Ergebnisse lassen vermuten, dass einzelne Personen offenbar bereits seit Jahren bei der Preisverleihung die Hersteller und die Öffentlichkeit systematisch getäuscht haben", sagte ADAC-Geschäftsführer Karl Obermair, der nach bekanntwerden des Skandals die Enthüller der "Süddeutschen Zeitung" noch beschimpft hatte. Vergangene Woche hatten die Prüfer bereits Manipulationen bei der diesjährigen Wahl bestätigt. Weitere Kategorien des "Gelben Engels" sind noch auf dem Prüfstand. Die Ergebnisse sollen Anfang kommender Woche veröffentlicht werden.

ACE gehört zu Gewinnern des Skandals

ADAC-Präsident Peter Meyer und der seit 1998 als Kommunikationschef tätige Michael Ramstetter traten wegen des Skandals bereits zurück. Auch ein Teil der Mitglieder des ADAC zieht seit Bekanntwerden der Machenschaften seine Konsequenzen und kehrt dem Automobilclub den Rücken. Einer der Profiteure der Affäre ist der Auto Club Europa (ACE). "Die Zahl der Neuzugänge ist deutlich, um knapp ein Drittel gestiegen", sagte der ACE-Vorsitzende Wolfgang Rose dem "Tagesspiegel". Normalerweise werbe der Autoclub, mit 580.000 Mitgliedern die Nummer drei in Deutschland, pro Woche zwischen 600 und 700 neue Mitglieder. "Aktuell sind es mehr als 1000", so Rose.

Die Skandale des ADAC seien das Ergebnis mangelnder interner Aufsicht, sagte der ACE-Vorsitzende: "Die Kontrolle hat versagt." Nicht nur für den ADAC gelte, "dass jede unkontrollierte Macht zu Missbrauch führt". Aufgeflogen seien die Manipulationen bei der Wahl des Lieblingsautos der Deutschen lange nicht, "weil sich niemand getraut hat hinzuschauen und nachzufragen". Auch die Politik und die Medien hätten den ADAC über viele Jahre hofiert, hieße es.

Quelle: ntv.de, hpr/dpa/AFP/rts

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