Toyotas Kompakter neu aufgelegt Alle Augen auf den Auris
17.03.2010, 13:37 Uhr
Der Auris hat es auch nicht einfach: In Deutschland gegen den VW Golf anzutreten ist eine ausgesprochen schwere Aufgabe.
(Foto: Christof Johann)
Mitten im Horror soll das Facelift des Kompakten für positive Schlagzeilen sorgen. Toyota hat den Auris überarbeitet und will sich mit dem Golfrivalen Luft im Rückrufdesaster verschaffen. Hat er das Potenzial dazu? Wir stellen Ihnen den neuen Auris vor.
Also einen Lauf hat Toyota derzeit nicht – vorsichtig ausgedrückt. Was da an Horrormeldungen über das Unternehmen kursiert, kann selbst einem hartgesottenen PR-Profi die Sprache verschlagen. Gerade zuletzt wieder der Prius-Fahrer in den USA, der angeblich 50 km auf dem Highway trotz voll getretener Bremse mit Höchstgeschwindigkeit unterwegs war.
Technisch ist das gar nicht möglich: die Leistung der Betriebsbremse eines Autos muss grundsätzlich die Leistung des Antriebes um mindestens das Doppelte übersteigen. Das bedeutet: Auch bei Vollgas lässt sich ein Auto mit dem rechten Fuß jederzeit auf null abbremsen. Und die Bremse des amerikanischen Kamikaze-Piloten sah hinterher auch noch ganz ordentlich aus.
Hätte seine Schilderung gestimmt, wäre die Anlage schon nach kurzer Zeit völlig verglüht. Egal, die Meldung ging erst durch die US-Medien und wurde dann international noch einmal schön ausgewalzt. Die Folge: Immer tiefer rutscht das Toyota-Image in den Keller. Vom Ruf, die zuverlässigsten Autos der Welt zu bauen, ist nichts mehr übrig.
Augen zu und durch
Und was machen die Toyota-Leute? Weiterarbeiten, was sonst? Vermutlich noch härter als bisher schon, aber eben weiter. Und so präsentieren sie denn in diesen Tagen einen stark überarbeiteten Auris, das Kompaktmodell des weltgrößten Herstellers und damit eines der wichtigsten Autos in der Modellpalette. Und als hätten es die armen Toyotaner nicht schon schwer genug: In Deutschland mit einem Kompakten gegen den Golf anzutreten, dürfte ähnlich schwer sein wie Eskimos Kühlschränke zu verkaufen. Aber auch das geht ja.
Eine Modellpflege also. Und was ist neu: Das Design, das Fahrwerk und die Motoren. Eine ganze Menge also, hier die Einzelheiten.
Das Design wurde etwas dynamischer. Zugegeben, die Änderungen sind marginal und Rekordsprinter Usain Bolt sieht vermutlich schon im Schlaf schneller aus, aber geschadet hat es auch nichts. Dennoch: Der Auris ist nach wie vor kein Gesicht in der Menge.
Das Fahrwerk. Hier merkt man die Änderungen am deutlichsten. Bei unveränderter Hardware wurde die Abstimmung deutlich straffer, ohne merklich an Komfort zu verlieren. Auf den spätwinterlich aufgebrochenen Straßen rund um Potsdam zeigte sich das Fahrzeug ausgesprochen verbindlich und verschonte die Insassen weitgehend von den derzeit üblichen Schlagloch-Prügeleien. Und in Verbindung mit der neu abgestimmten Lenkung zirkelt der Auris flott und zielgenau um die Ecken. Die Fahrwerks-Abstimmung ist den Toyota-Entwicklern jedenfalls richtig gut geglückt.

Im Herbst soll eine Hybridversion des Auris folgen. Das wäre der erste Kompaktwagen mit Vollhybrid.
(Foto: Christof Johann)
Die Motoren wurden komplett überarbeitet und zwar nach dem "Toyota Optimal Drive"-System. Das heißt Leichtbau, Steigerung des Wirkungsgrades sowie Optimierung der Reibung. Insgesamt konnte durch die sukzessive Einführung der neuen Motoren die CO2-Emmissionen der Auris-Flotte 2008 und 2009 bereits um 18 Prozent gesenkt werden. Und auch die jetzt von uns gefahrenen Modelle zeigten sich zeitgemäß sparsam. Der 1,6 Liter Benziner mit 132 PS wird mit einem Durchschnittsverbrauch von 6,6 Litern angegeben. Und er kleine 1,4-Liter-Diesel mit 90 PS sogar nur mit 4,9. Prüfen konnten wir das nicht sondern nur feststellen, dass der Benziner von einer außerordentlichen Laufruhe ist und die Kraft des kleinsten Diesel völlig ausreicht.
Die Preise orientieren sich stark am Wettbewerb und beginnen bei 16.650 Euro für den kleinsten Dreitürer. Die von uns empfohlene Ausstattungsvariante Life + kostet in Verbindung mit dem kleinen Diesel rund 20.000 Euro - mehr muss niemand für einen Auris ausgeben. Ganz Schlaue warten aber bis zum Herbst: Denn dann kommt die Hybrid-Variante und somit der erste Voll-Hybrid in der Kompaktklasse. Damit hat das Auto dann das "besondere Etwas", das im jetzt leider noch fehlt.
Quelle: ntv.de