In 10 Sekunden zum Sonnenanbeter Audi TT - Roadster-Biest mit Nackenföhn
16.02.2015, 11:48 Uhr
Bis zu 20 Zoll große Felgen können Kunden auf ihren TT montieren lassen.
(Foto: Marcus Werner)
Was kann man in 10 Sekunden erledigen? Vielleicht einen Espresso brühen, eine Briefmarke aufkleben? Oder das Dach eines Audi TT Roadsters öffnen. So fix geht das beim neuen Modell, das Ende März auf den deutschen Markt kommt.
Mit Erscheinen des offenen Zweisitzers ist die Modellreihe wieder komplett, die vergangenes Jahr in ihre dritte Generation ging. Seit ihrem Erscheinen 1999 haben sich Coupé und Cabrio einen soliden Ruf als Design-Ikonen erworben, die seither eine halbe Million Kunden weltweit in Ihrer Garage haben wollten. Ein Viertel davon entschied sich für die offene Variante, in Deutschland waren es sogar 30 Prozent.
Aus einer knuffigen Kuller-Kugel ist in 15 Jahren ein scharf geschnittenes Roadster-Biest geworden. Analog zum Angebot auf der Coupé-Seite gibt es den Roadster wahlweise mit Zweiliter-Otto- oder Dieselmotor, von denen es aber insgesamt acht verschiedene Leistungs- und Antriebsvariationen gibt. Ein TT-Roadster hat mindestens 184 PS (mit Dieselaggregat als "ultra"-Version), höchstens 310 PS – dann heißt er TTS und ist in jedem Falle mit Allradantrieb ausgestattet. Über eine Lamellen-Kupplung kann bei den quattro-Modellen bis maximal 50 Prozent des Antriebsmoments auf die Hinterräder übertragen werden.
Für Cabrio-Fahrer kann die Sonne nicht nur Lustgewinn bedeuten, sie kann auch manchmal lästig sein. Dann nämlich, wenn sie in einem Winkel ins Cockpit scheint, die das Ablesen der Instrumente und Bildschirme beeinträchtigt. Weil der TT-Roadster über das gleiche, so genannte virtuelle Cockpit des Coupés verfügt, bestand die besondere Herausforderung darin, die Lichtleistung des vielseitig bespielbaren Monitor so zu steuern, dass die Informationen unter allen Umständen deutlich vom Fahrer aufgenommen werden können.
Das TFT-Display mit einer Bildschirmdiagonale von 12,3 Zoll hat eine Auflösung von 1440 x 540 Pixel, was ein brillantes und kontrastreiches Bild garantiert. Die Lichtleistung gibt der Hersteller mit 800 Candela an, was nach Audi-Informationen doppelt so viel ist, wie bislang im Automobilbereich üblich. Candela (cd) ist das physikalische Maß für Lichtstärke und eine gewöhnliche Haushaltskerze entspricht etwa 1 cd. Spiegelungen sind eine weitere Herausforderung für die Konstruktion von Cabrio-Displays, weshalb das virtuelle Cockpit mit seiner Oberkante in Richtung Fahrer geneigt ist. Endgültige Gewissheit, ob diese Ziele erreicht wurden, konnte diese Testfahrt nicht geben, da der bedeckte Himmel keine Beeinflussung der Sicht durch Sonneneinstrahlung liefern konnte.
Display trotzt der Sonne
Mit der "View"-Taste am Multifunktionslenkrad kann der Fahrer zwischen zwei Oberflächen wechseln. Im "Infotainment"-Modus dominiert ein zentrales Fenster die Ansicht – es bietet der Navigationskarte oder den Listen aus den Bereichen Telefon, Radio und Audio eine große Bühne. Der Drehzahlmesser und der Tachometer sind links und rechts als kleine Rundinstrumente zu sehen. In der klassischen Ansicht ist das Mittelfenster kleiner, die Instrumente sind etwa so groß wie Analoganzeigen. Beim TTS Roadster steht ein sportlicher Modus im Fokus, in dem ein zentraler Drehzahlmesser das Bild dominiert.

Zwei Liter Hubraum als Diesel oder Benziner: Denn TT Roadster gibt es von 184 bis 310 PS.
(Foto: Marcus Werner)
Die Sprachsteuerung des Systems ist nicht mehr auf einige wenige, korrekt auszusprechende Zentralbegriffe angewiesen, es kann auch artverwandte Formulierungen erkennen und bietet aktiv die in Frage kommenden Funktionen an. Ziel ist es, in späteren Ausbaustufen eine lernfähige Software zu entwickeln, die auf die gebräuchlichen Formulierungen eines individuellen Nutzers reagiert.
Noch nie hat Audi das Stoffverdeck für seine Cabrios und Roadster in Frage gestellt. Beim neuen TT sind fünf Stoff- und Isoliserungslagen in der Haube verbaut, die Mechanik gehört zu den schnellsten, die es am Markt gibt. In zehn Sekunden öffnet oder schließt sie das Verdeck. Die Stoffmütze ist in schwarz, grau oder beige erhältlich. Da man sich dafür entschied, die Antenne im Dachgestänge unterzubringen, bedurfte es besonderer Anstrengungen auch in geöffnetem Zustand zufrieden stellenden Empfang zu garantieren. So stört keine außen liegenden Finne oder eine Stabantenne die klaren Linien des Roadsters. Das 280 Liter betragende Gepäckraumvolumen wird die Nutzung der Cabrio-Funktion nicht beeinträchtigt. Neu ist eine Durchladeeinrichtung mit Ski- bzw. Snowboardsack, die als Sonderausstattung allerdings kostenpflichtig ist.
Nacken-Fön kostet 460 Euro Aufpreis
Als erwähnenswerte Serienausstattung sieht Audi die Isofix-Kindersitz-Befestigung auf dem Beifahrersitz, das Audi virtual cockpit, das MMI Radio mit MP3-fähigem CD-Laufwerk, die Xenon plus-Scheinwerfer, das Multifunktionslenkrad, die Progressivlenkung und die elektromechanische Parkbremse. Leichtmetallräder sind ab Werk 17-Zoll groß, richtig schick wird es mit einer Auswahl an 19-Zoll-Felgen und auch 20-Zöller lassen sich montieren. Neu im Angebot ist die admiralblaue Lederinnenausstattung, die als "Audi design collection" belederte S-Sportsitze und diverse Innenverkleidungen in der Farbe umfasst. Das Paket kostet 2990 Euro, soll die neue Kopfraumheizung integriert sein, werden zusätzlich 460 Euro fällig.
Nimmt man einem Coupé das Dach, werden bekanntlich im Unterbau zusätzliche Versteifungselemente fällig. Beim TT Roadster bringen sie zusätzlich 90 Kilogramm Gewicht ins Fahrzeug. Damit wiegt es in der Motorisierung 2.0 TFSI mindestens 1320 Kilogramm. Der TTS-Roadster bringt es mit Allradantrieb und S-Tronic-Automatikgetriebe auf 1470 Kilogramm. Diese Masse macht weder dem 184 PS starken Diesel, noch dem 230 PS leistenden Turbobenziner mit Direkteinspitzung Mühe. So flott wie es voran geht, so wenig praxisnah sind die Verbrauchswerte vom Rollenprüfstand: Statt 4,3 wie im Prospekt standen nach der Testfahrt mit dem Diesel 6,1 Liter auf dem Display, der Benziner mit Quattro-Antrieb und Automatik genehmigte sich 8,5 Liter (6,7 nach EU-Normtest).
Für die Möglichkeit, beim Fahren kein Dach über dem Kopf zu haben, erhebt Audi einen Aufpreis von 2900 Euro gegenüber dem Coupé. Damit kostet der günstigste TT-Roadster 37.900 Euro. Noch einmal 900 Euro mehr kostet der Diesel, was im Vergleich zu anderen Marken ein moderater Aufschlag ist. Die Preisliste endet bei 51.250 Euro für das Modell TTS Roadster, so dass mit größeren Felgen, erlesenem Leder und ein paar Komfort- und Assistenz-Systemen die 60.000-Euro-Hürde ohne Anstrengung genommen werden kann.
Quelle: ntv.de