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Rolls-Royce Ghost Auf die feine englische Art

Der neue Rolls-Royce Ghost ist mit einer Länge von 5,40 Metern fast schon ein "Baby-Rolls". Der Auftritt gerät deshalb aber nicht weniger prunkvoll.

Der neue Rolls-Royce Ghost ist mit einer Länge von 5,40 Metern fast schon ein "Baby-Rolls". Der Auftritt gerät deshalb aber nicht weniger prunkvoll.

Er ist eigentlich der "Baby-Rolls", doch im Vergleich zur Konkurrenz immer noch ein stattliches Automobil. Mit dem Ghost will Rolls Royce neue Käuferschichten erschließen. Auf Luxus und edle Optik muss man dennoch nicht verzichten.

Downsizing ist derzeit der alles bestimmende Trend in der Automobilindustrie. Zwar galt das bislang vor allem für die Motoren. Doch jetzt erreicht der Schrumpfkurs sogar Marken wie Rolls-Royce.

Keine Sorge: Einen Kleinwagen wird die britische BMW-Tochter ganz sicher nicht bauen. Doch beim neuen Ghost kann man fast von einem halbwegs vernünftigen Auto sprechen. Denn mit einem Preis von rund 250.000 Euro und einer Länge von 5,40 Metern kommt der allenfalls ironisch als "Baby-Rolls" bezeichnete Luxusliner zumindest in die Nähe gewöhnlicher Oberklasse-Limousinen.

Wo der Ghost auftaucht, sind ihm alle Blicke sicher

Auf den großen Auftritt muss man deshalb aber nicht verzichten. Prunkvoll und präsent schwebt die Limousine über die Hotelvorfahrt und rückt den Besitzer automatisch ins Rampenlicht. Sobald die markante Front mit dem hohen Kühlergrill, der "Spirit of Ecstasy", den rechteckigen Scheinwerfern und der gegen Aufpreis polierten Motorhaube ins Sichtfeld schiebt, sind alle Blicke gefangen. Da helfen auch ein paar abgerundete Kanten und die etwas schlichtere Silhouette nicht. Man braucht deshalb schon ein gehöriges Selbstvertrauen und Geltungsbedürfnis, wenn man auf die feine englische Art unterwegs ist.

Dicke Teppiche, weiches Leder und feine Hölzer lassen den Innenraum zum feudalen Erlebnis werden.

Dicke Teppiche, weiches Leder und feine Hölzer lassen den Innenraum zum feudalen Erlebnis werden.

(Foto: picture alliance / dpa-tmn)

Innen haben die Briten den Ghost mit dicken Teppichen, weichem Leder und feinen Hölzern ausgestattet. Und auch wenn ihm zum großen Bruder Phantom fast ein halber Meter Länge fehlt, haben die Insassen bei 3,30 Metern Radstand auf dem feudalen Sitzmöbel im Fond mehr Platz als in manchem Wohnzimmer. Doch werden die gegen die Fahrtrichtung angeschlagenen Fondtüren künftig wohl häufiger geschlossen bleiben. Denn während der Phantom die ultimative Chauffeurslimousine gibt, ist der Ghost ein Auto für Selbstfahrer. Sogar der Regenschirm in der Tür ist deshalb nach vorne gewandert.

Glanz und Gloria inklusive moderner Assistenten

Für die Entwickler war der Rollenwechsel eine große Herausforderung: Auf der einen Seite wollten sie das erhabene, scheinbar mühelose Gleiten bewahren, das eine Fahrt im Rolls-Royce fast zur Reise auf einem fliegenden Teppich macht. Auf der anderen Seite sollte sich das Dickschiff von fast 2,5 Tonnen aber auch schnell und halbwegs sportlich bewegen lassen, wenn der Chef schon selbst das Steuer in die Hand nimmt. Deshalb punktet die Prunklimousine nicht nur mit jeder Menge Glanz und Gloria. Bei aller Tradition und Handwerkskunst ist der Ghost auch ein modernes Auto, das - der Nähe zum BMW-Konzern sei dank - auch mit Abstandsregelung, Nachtsichtsystem & Co aufwarten kann.

Der Wechsel des Schwerpunktes von der Rückbank auf den Fahrersitz ist den Entwicklern gut gelungen. Obwohl der 7er von BMW, mit dem sich der Ghost die Architektur teilt, zu den strammsten Limousinen seiner Klasse zählt, ist der Ghost ein wunderbarer Leisetreter geworden. Der samtweichen Luftfederung und der aufwendigen Rollstabilisierung sei dank, wähnt man sich wie auf Daunen gebettet, wenn der große Wagen huldvoll durch die Landschaft gleitet. Selbst in schnellen Kurven wahrt der Rolls-Royce die Contenance, damit nichts von den traditionellen Picknick-Tischchen an den Rücklehnen rutscht.

Der stärkste Rolls-Royce aller Zeiten

Dennoch beherrscht der Luxusliner auch eine schnellere Gangart. Nicht umsonst ist er der stärkste Rolls-Royce aller Zeiten: Dafür steht sein neu entwickelter V12-Motor mit 420 kW/570 PS und 780 Nm. Obwohl der Ghost mit 2,4 Tonnen so schwer ist wie ein Kleintransporter und etwa so windschnittig wie der Buckingham Palace, ermöglicht die 6,6-Liter-Maschine einen Sprintwert von 4,9 Sekunden und 250 km/h Spitze - da können manche Sportwagen nicht mithalten.

Die markante Front mit der polierten Motorhaube befriedigt auf feine englische Art das Geltungsbedürfnis so manchen Ghost-Fahrers.

Die markante Front mit der polierten Motorhaube befriedigt auf feine englische Art das Geltungsbedürfnis so manchen Ghost-Fahrers.

Während die bürgerliche Konkurrenz dabei mit ihrer Kraft protzt, glänzt der Ghost auch auf der Überholspur mit der nötigen Kultur. Dezent und distinguiert lässt er seine Muskeln spielen und verschont die Passagiere vor Drehzahlorgien, Schaltsprüngen oder proletarischem PS-Getöse. Stattdessen wechselt die neue Automatik schier unmerklich ihre acht Gänge. Die «Power-Reserve»-Anzeige bewegt sich so langsam und unaufgeregt, als laufe der Zeiger in dickem Öl. Und selbst bei Vollgas ist vom Motor nicht viel mehr als ein weit entferntes Grollen zu hören. Auch das ist eine Form von Luxus.

Fazit: Der Ghost bleibt ein exklusive Traumauto

Natürlich ist selbst ein kleiner Rolls-Royce für 99 Prozent der Autokäufer noch eine Nummer zu groß - und bleibt deshalb für die meisten auf ewig ein Traumwagen. Doch das ist den Briten ganz recht: Auch wenn sich die Produktion in Goodwood mit dem Ghost tatsächlich verdoppeln sollte, muss ein Rolls-Royce ein exklusives Vergnügen bleiben. Wenn man es an jeder Ecke sehen kann, verliert selbst das Besondere seinen Reiz.

Quelle: ntv.de, dpa

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