ADAC-Präsident tritt zurück, Rangfolgen gefälscht Autobauer geben "Gelbe Engel" zurück
10.02.2014, 17:35 Uhr
Der Manipulationsverdacht um die Wahl des Lieblingsautos der Deutschen bildet den Kern des ADAC-Skandals. Präsident Meyer zieht nun die Konsequenzen. Er kommt so seinem Rauswurf zuvor, denn seit Jahren wird beim "Gelben Engel" manipuliert. Die Autokonzerne reagieren prompt.
Der ADAC erlebt seinen "Schwarzen Montag". Negativnachrichten prasseln eine nach der anderen auf den gebeutelten Autoclub ein: Erst erklärt ADAC-Präsident Peter Meyer seinen Rücktritt. Dann kontert die ADAC-Zentrale mit der Information, dass das Präsidium "angesichts der aktuellen Vertrauenskrise des ADAC und der erschütternden Ergebnisse der aktuellen Krisenaufarbeitung" ein Suspendierungsverfahren gegen Meyer beschlossen habe. Dann wird bekannt, dass die Reihenfolge bei der prestigeträchtigen Wahl zum "Gelben Engel" 2014 gefälscht wurde und es auch Ungereihmtheiten in den Vorjahren gegeben hat. Die Autokonzerne reagieren sofort.
Wie aus dem Bericht der Prüfgesellschaft Deloitte zum ADAC-Skandal hervorgeht, wurden 2014 nicht nur die Teilnehmerzahl, sondern auch die Reihenfolge der Platzierung gefälscht. Gründe seien sowohl vorsätzliche Veränderungen wie auch eine technisch fehlerhafte Verarbeitung der Daten. Der - wegen der Vorwürfe bereits zurückgetretene - ADAC-Kommunikationschef habe kurz vor der Bekanntgabe der Ergebnisse "auf seinem PC verschiedene Szenarien simuliert, bei denen sowohl die Stimmenzahl als auch die Zuordnung der Stimmen zu den einzelnen Modellen willkürlich verändert wurden".
Es gebe "klare Anhaltspunkte dafür, dass ähnliche Veränderungen auch in den Vorjahren vorgenommen worden sind", hieß es in der Mitteilung weiter. Die Untersuchungen der Jahre 2005 bis 2013 seien aber noch nicht abgeschlossen. Je nach Ergebnis würden rechtliche Schritte gegen den Ex-Kommunikationschef vorbereitet.
Autobauer reagieren
Der Manipulationsverdacht rund um die jährliche Wahl des Lieblingsautos der Deutschen bildet den Kern der seit Wochen dauernden Krise beim ADAC. Autobauer hatten bereits angekündigt, die an sie verliehenen Preise zurückzugeben, sollten die Vorwürfe sich bewahrheiten. Sie lassen nun Taten folgen: VW gibt sämtliche Auszeichnungen der vergangenen Jahre an den ADAC zurück. Das sagte ein VW-Sprecher. Der Konzern begrüße die Aufklärungsarbeit des ADAC zu den Geschehnissen rund um die Verleihung des «Gelben Engel», hieß es weiter.
Zwar habe der Golf bei der Wahl 2014 nach wie vor die meisten Stimmen auf sich vereint. Da aber die Reihenfolge platzierter Fahrzeuge 2014 und in den vergangenen Jahren offenbar nicht korrekt gewesen sei, habe sich der Konzern mit seinen Marken dazu entschlossen, sämtliche Auszeichnungen der vergangenen Jahre an den ADAC zurückzugeben. Zu den Marken des Konzerns zählen unter anderem Audi, Skoda und Seat.
Auch der Sportwagenhersteller Porsche gibt seine ADAC-Auszeichnung zurück. Der Autohersteller war 2011 für den Porsche 911 in der Kategorie "Qualität»" mit dem "Gelben Engel" ausgezeichnet worden. Zudem wollen auch Daimler und BMW ihre Preise zurückgeben.
Meyer kommt Rauswurf zuvor
Meyer lege sein Amt mit sofortiger Wirkung nieder, teilte der ADAC Nordrhein, wo der 64-Jährige weiter Vorsitzender bleibt, zunächst mit. Seinen Posten als Präsident übernehme kommissarisch Vizepräsident August Markl. Zuvor hatte Meyer einen Rücktritt mehrfach ausgeschlossen. "Ausbüxen ist aus meiner Sicht das falsche Signal", sagte er der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". Er sehe seine Pflicht darin, weiter für die gute Sache zu kämpfen.
Den Rücktritt des Präsidenten Meyer nahm die ADAC-Zentrale in München zur Kenntnis. "Damit übernimmt dieser die politische Verantwortung für die zahlreichen Vorwürfe, die in den vergangenen Wochen gegen den Verein erhoben wurden." Meyer selbst ließ sich mit den Worten zitieren, er wolle für Fehler und Manipulationen von hauptamtlichen Führungskräften "nicht länger alleine verantwortlich gemacht werden".
Die Arbeit des ADAC-Präsidenten sei immer durch Beschlüsse der dahinter stehenden Gremien geprägt. "Wenn die Gremien in Krisen eine Gefolgschaft nicht leisten, kann es keine strukturellen und unternehmenskulturellen Veränderungen im ADAC geben." Die Entscheidung zum Rücktritt habe er "allein und sorgfältig überlegt" getroffen. Die Angriffe und Diffamierungen seiner Person belasteten nicht nur den ADAC, sondern auch seine Familie.
"Rücktritt wird nicht ausreichen"
Bundesjustiz- und Verbraucherschutzminister Heiko Maas sagte: "Dieser Rücktritt wird allein nicht ausreichen." Der ADAC könne das verlorene Vertrauen der Mitglieder nur mit größtmöglicher Transparenz und grundlegenden Reformen zurückarbeiten. "Verbraucher müssen sich darauf verlassen können, dass Produkttests und Umfragen nicht manipuliert werden."
Quelle: ntv.de, bad/rts/DJ/dpa