Dynamischer Fahrspaß BMW S 1000 R - noch eine Schippe drauf
18.03.2021, 10:05 Uhr
Der Spaß auf der neuen BMW S 1000 R beginnt ab 14.740 Euro und knackt in der Vollausstattung die 23.000-Euro-Marke.
(Foto: BMW)
Es ist immer wieder schön, zu erleben, dass Gutes noch besser werden kann. So jedenfalls ist es bei der BMW S 1000 R. Leicht und vergnüglich lässt sich der Dynamic Roadster bewegen, wenn man beachtet, dass hier ab 8000 Touren ein Raubtier zum Angriff bläst.
Gemeinhin werden sie in der Szene als Hyper-Nakeds bezeichnet, die sowohl extrem hubraum- als auch leistungsstarken Nakedbikes. BMW nennt seine für 2021 und die Folgejahre gründlich überarbeitete S 1000 R "Dynamic Roadster". Die Eckdaten sind auch mehr als eindrucksvoll: Einliter-Vierzylindermotor, 165 PS, 199 Kilogramm fahrfertiges Leergewicht - und eine sehr hochwertige Fahrassistenz-Elektronik bis hin zur Sechsachsen-Sensorbox. "Emotionale Roadster-Optik kombiniert mit supersportlicher Fahrdynamik" liest man in der Pressemappe der Bayern. Schon wenige Kilometer Fahrt auf kurvigen, verkehrsarmen Landstraßen im Nordosten der bayerischen Landeshauptstadt genügen, um zustimmen zu können: So leicht und damit vergnüglich hat sich die Vorgängergeneration der S 1000 R bei Weitem nicht fahren lassen. Und so dynamisch ebenfalls nicht. Aber der Spaß beginnt auch erst bei 14.740 Euro.

Mit 165 PS und einem maximalen Drehmoment von 114 Newtonmetern fährt die BMW ganz weit vorne mit.
(Foto: BMW)
Wie zuvor leitet BMW den Roadster-Antrieb vom Motor des RR-Superbikes ab. Doch statt der 212 PS werden "nur" 165 geliefert, dafür aber weitaus mehr Drehmoment, vor allem bei mittleren Drehzahlen. Im Falle der neuen S 1000 R schwingt sich die Drehmomentkurve zu 114 Newtonmetern bei 9250 Kurbelwellenumdrehungen auf. In der Praxis kann man zwischen 3000 und 12.000 Touren aus dem Vollen schöpfen. Weil die Gänge vier bis sechs nun länger übersetzt sind, sinken Verbrauch und Drehzahlniveau gleichermaßen.
Gesunken ist auch das Gewicht. Ursächlich ist dafür auch der Antrieb verantwortlich. Er alleine wiegt fünf Kilogramm weniger als der alte Motor, trotz umfangreicherer Technik. So gibt es beispielsweise nicht nur eine besonders leichtgängige Anti-Hopping-Kupplung, sondern als Sonderausstattung eine Motor-Schleppmoment-Regelung; abruptes Gaswegnehmen oder Zurückschalten führt damit nicht mehr zu einem Rutschen des Hinterrads. Auch Rahmen und Schwinge - beides basiert auf der aktuellen RR - sind leistungsfähiger und zugleich leichter geworden. Als praktisch erweist sich die verstellbare Lenkerklemmung; so lässt sich der Lenker um einen vollen Zentimeter weiter vorne fixieren, ein großer Vorteil für individuell angepasste Ergonomie.
Wichtige Unterschiede zum Vorgängermodell bestehen aber auch in der Elektronik-Ausstattung. Dank Sechsachsen-Sensorbox werden nun die dynamische Traktions-, Wheelie- und die Berganfahrt-Kontrolle, das ABS-Pro mit Kurvenfunktion und drei Fahrmodi serienmäßig geliefert. Einer alter BMW-Tradition entsprechend gibt es viele weitere Möglichkeiten, die S 1000 R auch elektronisch aufzurüsten; die Auflistung würde aber die hier mögliche Darstellung sprengen. Ebenfalls zum Punkt Elektronik gehört die multifunktionale Instrumentenkombination mit einem 6,5 Zoll-TFT-Display, natürlich vollfarbig und BMW-like, bestens ablesbar. Die Bildschirmdarstellungen sind wählbar und auch die Smartphone-Konnektivität ist gewährleistet. Zusätzlich zu den neuen LED-Scheinwerfern hat BMW ein adaptives Kurvenlicht entwickelt; es ist, wie das bestens sichtbare Tagfahrlicht, allerdings Teil der Sonderausstattung Headlight Pro. Sehr kompakt zeigen sich die Blinker mit integriertem Rück- und Bremslicht.
Am Anfang glaubt man auch, dass man die wohl nie einem anderen Verkehrsteilnehmer zeigen werde. Der Vierzylinder gibt sich bei niedrigen Drehzahlen als Lämmchen, aber jenseits der 8000 Touren wird er zum Raubtier: Die Leistung ist bestens dosierbar, es gibt keinerlei Ruckeln im Antriebsstrang. Gelassenes Rollen in Ortschaften ist also gleichermaßen möglich wie engagiertes Kurvenräubern. Der Sound ist gekonnt abgestimmt; emotional genug fürs Genießen, aber eben nicht übertrieben. Die Sitzposition ist entspannt, der Lenker bestens geformt für leichtes Dirigieren des Roadsters.
Noch leichter fällt das, wenn man sich das 2800 Euro kostende M-Paket gönnt. Die dann serienmäßigen Schmiederäder sind leichter als die Serien-Gussräder und lassen die R dank reduzierter Kreiselkräfte noch spielerischer wirken. Den Gipfel der Agilität erreicht man mit den M-Karbonrädern, die trotz dickerer Bremsscheiben volle 1,7 Kilogramm einsparen. Der Unterschied ist deutlich spürbar, das Gewicht sinkt auf bis zu 193 Kilogramm. Wer bei der Ausstattung in die Vollen geht und alle Pakete plus diverser Optionen wählt, wird allerdings mit einem Preis von fast 23.000 Euro konfrontiert.
Die erste Ausfahrt mit der BMW S 1000 R zeigt eindrucksvoll, welch große Weiterentwicklung selbst bei Motorrädern möglich ist, die in den letzten Jahren als sehr gelungen empfunden wurden. Die Fahrbarkeit des neuen Dynamic Roadsters ist noch ein Stück gewachsen, das Wohlbefinden des Fahrers deutlich höher. Zusammen mit der Aprilia Tuono V4 1100, der Ducati Streetfighter V4, der KTM 1290 Super Duke R und der neuen Triumph Speed Triple RS zeigt die BMW S 1000 R eindrucksvoll, dass Europas Top-Marken den japanischen Herstellern bei den hochmotorisierten Nakedbikes überzeugend Paroli bieten können in Leistungsausbeute, Fahrbarkeit, Zugänglichkeit und nicht zuletzt beim Fahrspaß. Wobei der BMW dank der extremen Individualisierbarkeit ein Sonderpunkt gebührt.
Quelle: ntv.de, UlfBöhringer, sp-x