Zylinderabschaltung für Luxus-Coupé Bentley läuft auch auf vier Töpfen
12.12.2011, 02:00 Uhr
Das Modell Continental GT will Bentley künftig auch mit einem V8-Motor anbieten.
(Foto: Bentley)
Ein Schwergewicht speckt ab: Die britische Luxusmarke Bentley rüstet ihre Continental-Modelle ab nächstem Jahr statt mit Zwölf- auch mit Achtzylinder-Motoren aus. Hin und wieder werden sogar nur vier davon am Werk sein.
Knapp einen Monat vor der Premiere auf der Detroit Auto Show lüftet Bentley das Geheimnis um den neuen V8-Motor im Programm. Mit einer Leistung von 507 PS bietet er zwar respektvollen Abstand zu den Zwölfzylindern der Marke, gemessen am Hubraum ist die Ausbeute aber deutlich besser.
Der neue V8-Motor soll als Alternative zu den W12-Aggregaten in den Modellen Continental GT und Continental GTC angeboten werden. Wie diese wird auch der Achtzylinder von zwei Turboladern mit Verbrennungsluft versorgt. Die dabei entstehenden 507 Pferdestärken stellen aber eine deutlich höhere Literleistung dar, also dem Verhältnis von Hubraum zur erzielten Motorkraft. Aktuell bieten die sechs Liter großen Zwölfzylinder 575 PS an, was einer Leistung von 95,8 PS je Liter Hubraum entspricht.
Der 4000 Kubikzentimeter große Achtzylinder kann mit einer Literleistung von 126,7 PS aufwarten. Gleichzeitig liegt das maximale Drehmoment des kleineren und deshalb leichteren Motors bei 660 Newtonmetern schon ab 1700 Umdrehungen, und damit sehr nahe an den 700 Newtonmetern, die der reguläre Zwölfzylinder zur Verfügung stellt. Die zu erzielenden Fahrleistungen dürften wegen der Gewichtsersparnis nur unwesentlich unter denen der bisherigen Continental-Modelle liegen. Der Hersteller stellt 290 km/h und ein Beschleunigungsvermögen von unter fünf Sekunden bis 100 km/h in Aussicht. Ein neues, eng abgestuftes 8-Gang-Automatikgetriebe soll die Kraft geschmeidig auf die Straße bringen.
Die edle englische Automanufaktur musste die Entwicklungskosten für das neue High-Tech-Triebwerk nicht allein tragen. Der Motor ist in wesentlichen Teilen baugleich mit dem Spitzen-Aggregat, das Audi in seine sportliche Top-Limousine S8 einbaut. Dort allerdings können die Fahrer sogar auf 520 PS zurückgreifen. Da druckvolles Beschleunigen von jeher zu den Kernwerten der Marke Bentley gehört, konnten die Briten den Ingolstädtern immerhin ein wenig mehr Drehmoment abtrotzen: Auf 650 Newtonmeter kann sich der solvente Audi-Fahrer verlassen.
Surfen auf der Drehmomentwelle
Der frühere Porsche-Chefentwickler und jetzige Bentley-Vormann Dr. Wolfgang Dürheimer ist von der Harmonie zwischen dem neuen Antrieb und den jüngst gelifteten Coupé- und Cabrio-Modellen überzeugt: "Dieser neue Motor wird mit der atemberaubenden Kraft aufwarten und diese mühelos mit unserer charakteristischen 'Drehmomentwelle' bereitstellen, die man von einem V8?Motor erwartet, der die berühmten Bentley-Flügel trägt." Einen V8 nutzt auch das Spitzenmodell Mulsanne, der jedoch hat 6,75 Liter Hubraum.
Leistung und ihre Entfaltung sind nur eine Seite der Medaille, die Bentley künftig stärker funkeln lassen will. Die andere heißt Effizienz. Zwar werden Bentleys auf lange Sicht wohl nicht zu Sparmobilen, doch die erstaunliche Ziffer der Verbrauchsverringerung, die Bentley im Zusammenhang mit dem neuen Motor nennt, lautet 40 Prozent. Erreicht wird dies durch eine technische Raffinesse, die der ehemalige Audi-Motor von Hause aus mitbringt: Er kann auch mit der halben Zylinderzahl das Vorankommen der Insassen gewährleisten.
Die Zylinderabschaltung ist der Clou, der im sanften Cruisingbetrieb und ohne dezidierte Leistungsanforderung den Verbrauch radikal senken kann. Diese Technik beschert beispielsweise dem Audi S8 einen Verbrauchsdurchschnitt von 10,2 Litern je 100 Kilometern nach EU-Norm. Zwar will Bentley die Werte seiner Autos erst zur Premiere in Detroit bekannt geben, jedoch würde voraussichtlich alles jenseits elf Litern als Verfehlung des 40-Prozent-Ziels gewertet. Eine andere Unwägbarkeit ist die Frage, wie angestammte Bentley-Kunden auf die Aussicht reagieren werden, plötzlich und unmerklich mit einem Vierzylinder unterwegs zu sein.
Quelle: ntv.de