Verkehrsarchitektur Bessere Brücken schlagen
28.11.2008, 10:33 UhrVerkehrsarchitektur begleitet uns tagtäglich durch unser Leben. Viel zu oft geben sich Länder, Städte und Gemeinden damit zufrieden, triste Betonklötze als Umrandungen, schwarze "Löcher" als Tunnel und öde Teerpisten als Straßen zu bauen. Dabei bilden diese Gebäude den Rahmen für das tägliche Leben von Millionen. Umso erfreulicher, wenn es Politiker und Bauherren wagen, innovative Projekte und einen freundlicheren Baustil umzusetzen. Um diese Bemühungen zu unterstützen, hat Renault zusammen mit der Bundesarchitektenkammer unter der Schirmherrschaft des Bundesverkehrsministeriums den Renault Traffic Future Award ins Leben gerufen. Zum neunten Mal wird der Preis, der inzwischen auch als Oscar der Verkehrsarchitektur gilt, verliehen.
41 Bewerbungen erhielten die Organisatoren in diesem Jahr. Weniger als in den Jahren zuvor, aber immer noch eine erstaunliche Zahl. Eine schwierige Arbeit für die Juroren zunächst einmal die Nominierten herauszusortieren. Im Vordergrund steht seit letztem Jahr das Kriterium der Nachhaltigkeit. Zunehmend ein wichtiger Punkt, angesichts schwindender Ressourcen und steigender Verkehrsdichte.
Vier Bauwerke schafften es in die finale Auswahl, die bei der Preisverleihung in Berlin vorgestellt wurde. Die Fußgänger- und Radfahrerunterführung in Lingen (Ems) ist ein gutes Beispiel, wie verhindert werden kann, dass notwendige Untertunnelungen zu Angsträumen werden. Begrünung und Lichtspiele entlang der Gehwege machen aus dem Tunnel einen freundlichen, offenen Raum. Die Lautrupsbachtalbrücke in Flensburg zeigt, wie innovativ auch Straßenbrücken gestaltet werden können. Wie wenig Platz zu einem sehenswerten Gebäude umgewandelt werden kann, zeigt das Revisionsgebäude am Albtalbahnhof in Karlsruhe.
Deutsch-österreichische Brücke holt ersten Preis
Die Jury kürte jedoch die Geh- und Radwegbrücke "Mariensteg" in Neuburg am Inn als Sieger des Wettbewerbs. Das Gebäude wird umrahmt von der wunderbaren Landschaft des Inn. Die Brücke ersetzt nach vielen Jahren den Fährverkehr, der bereits 45 Jahre zuvor eingestellt wurde. Die Verbindung zwischen der österreichischen gemeinde Wernstein und der deutschen Gemeinde Neuburg ist schon für sich gesehen ein starkes Argument. Kann sie doch als ein Zeichen der Verständigung gesehen werden.
In der Begründung sprach der Jury-Vorsitzende, Diplom-Ingenieur Christoph Ingenhoven, von einem "minimalinvasiven Eingriff", weshalb das Gebäude auch in Sachen Nachhatligkeit bestechen kann. "Nichts kann sinnvoll hinzugefügt, nichts ohne Schaden weggenommen werden", wurde bei der Preisverleihung erklärt. Besonders überraschend ist die Tatsache, dass dieses schöne Bauwerk in nur dreieinhalb Tagen errichtet wurde.
Quelle: ntv.de