Mercedes B 170 NGT Blaue Effizienz
02.07.2009, 06:00 Uhr
B-Klasse mit Erdgas: Die Reichweite des Fahrzeugs erhöht sich durch den Zusatztank signifikant.
(Foto: Markus Mechnich)
Mercedes bietet seine B-Klasse auch mit Erdgas an. Die bringt nicht nur Reichweite, sondern auch weniger Emissionen. Ist der Mini-Van mit Erdgas ein Spar-Mobil?
Mercedes macht mächtig mobil in Sachen Umweltschutz. Als erster deutscher Hersteller hat man jüngst einen Hybrid-Motor auf den Markt gebracht. Neben BlueTec und BlueEffciency gibt es jetzt mit BlueHybrid das nächste englische Kunstwort in Sachen Umweltfreundlichkeit. Doch was steckt hinter dem blauen Etikett? Um das herauszufinden, ist n-tv.de die B-Klasse 170 NGT gefahren.
Ganz in blau, so steht sie da. Da macht sie ihrem Namen schon mal alle Ehre, die B-Klasse von Mercedes. Effizient soll sie sein. Vor allem weil der B 170 NGT mit zusätzlichem Erdgasantrieb ausgestattet ist. Das klingt interessant. Also reingesetzt und losgefahren. Es geht von Berlin aus Richtung Hamburg.
Problemloses Umschalten

Das Umschalten von Benzinbetrieb auf Erdgasantrieb funktioniert reibungslos. Das Menü dazu ist allerdings nicht leicht zu finden.
In der Stadt schalten wir zum ersten Mal auf Erdgasbetrieb um. Das geht während der Fahrt und völlig reibungslos. Nach dem Umschalten verliert das Auto schon etwas an Spritzigkeit. Das bleibt aber im Rahmen. Im Stadtbetrieb sinkt allerdings die angezeigte Reichweite des an Bord befindlichen Erdgases auch ohne nervösen Gasfuß zusehends. Von anfänglich knapp 400 Kilometern innerhalb weniger Minuten auf rund 250. Das ist dann wohl realistischer.
Im Innern der B-Klasse herrscht das Mercedes typische Wohlfühl-Ambiente. Heller Stoff auf Sitzbezügen paart sich mit aufgeschäumter Weichplastik auf dem Armaturenbrett. Das ist in sich stimmig und wertig. Nur der weiße Stoff auf dem Boden ist äußerst schmutzanfällig. Da werden sich B-Klasse-Besitzer wohl zu Einlegematten durchringen oder mit Überziehschühchen fahren müssen.
Die Bedienhebel sitzen alle am rechten Platz und sind gut erreichbar. Ebenso wie die Konsole in der Mitte. Fahrer, die die Mercedes-Arithmetik im Cockpit gewohnt sind, finden sich schnell zurecht. Über dem Navigationsdisplay befindet sich ein Slot für SD-Karten. Das ist zukunftsorientiert und sehr praktisch. Genauso wie der Sechsfach-CD-Wechsler, der sich hinter dem Display verbirgt.
Hohes Maß an Komfort
Das Fahrwerk der B-Klasse ist eher komfortabel ausgelegt, zeigt sich aber bei der flotten Fahrt um die Ecke dennoch ausreichend stabil. Die Lenkung gibt wenig Rückmeldung, ist aber präzise. Das ist der Standard von Mercedes, wo eben immer ein hohes Maß an Komfort vorausgesetzt wird. Daher gibt es in diesen beiden Punkten auch wenig zu mäkeln. Das sehen die Kunden auch so, die die B-Klasse im Mai mit 3586 Anmeldungen zum Marktführer der Zulassungsstatistik im Segment der Mini-Vans gemacht haben.
Soweit so gut: Im Stadtverkehr kann der Erdgasantrieb also seine Stärken nicht voll ausspielen. Also ab auf die Autobahn Richtung Norden. Da gibt es erst mal viele Kilometer lang eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 130 km/h. Zeit, den Tempomaten einzuschalten. Die Verbrauchsanzeige ist etwas knifflig zu finden. Auch das Umschalten von Erdgas- auf Benzinbetrieb findet sich nicht so schnell. Ist das richtige Menü aber erstmal angesteuert, dann kann man nahtlos hin- und herschalten.
Durst auf der Autobahn
Der Bordcomputer zeigt bei 135 km/h mit Tempomat einen Verbrauch von 9,2 Liter an. Das ist ein bisschen üppig, zumal es auf der Strecke fast topfeben zugeht. Also mal auf Gasbetrieb umschalten. Auf der Autobahn zeigt sich der sich wesentlich verbrauchsgünstiger. Keine schlechte Wahl bei konstanter Geschwindigkeit. Allerdings neigt sich der Erdgasvorrat nach rund 150 Kilometern doch langsam dem Ende entgegen. Also wieder zurück auf Benzinbetrieb für die letzten 100 Kilometer. Bei tempomatgefahrenen 140 Stundenkilometer zeigt der Bord-Computer einen Verbrauch von 9,4 Liter an. Das kann nicht wirklich überzeugen.
Nach 250 Kilometern sind wir wieder im Stadtverkehr, diesmal in Hamburg, angekommen. Der hohe Aufbau der B-Klasse zeigt seine Stärken, denn er vermittelt leicht den souveränen Überblick von Geländewagen. Durch das steile Heck muss man auch die Rückwärtsfahrt nicht fürchten. Es drohen keine nicht einsehbaren Ausbuchtungen oder ähnliches. Bei moderater Fahrweise durch die Hamburger City nimmt der Mercedes an der Zapfsäule gemessene 10,5 Liter. Das ist wiederum halbwegs akzeptabel für einen Benziner, wenn auch nicht herausragend. In der Summe ist der Benzinantrieb aber zu durstig. Unverständlich, warum man kein Sechsganggetriebe spendiert hat. Das würde auf der Autobahn erheblich Sprit sparen.
Die räumlichen Gegebenheiten in der B-Klasse sind recht üppig. Vorne finden Fahrer und Beifahrer reichlich Platz und auch im Fond geht es geräumig zu. Der Kofferraum ist nicht gerade riesig, aber kann durch die Höhe mit 554 Liter Volumen dennoch glänzen. Wird die asymmetrisch teilbare Rückbank umgeklappt, dann entstehen 1530 Liter Platz. Die Zuladung ist mit 480 Kilogramm, im Höchstfall sind es 535 Kilo, etwas knapp bemessen. Für die Fahrt in den Urlaub mit der Familie reicht das aber allemal.
Weniger CO² mit Erdgas
Kommen wir zum nicht unwesentlichen Punkt der Anschaffungskosten. Der B 170 NGT schlägt mit einem Basispreis von 29.334 Euro zu Buche. Dafür gibt es einen Benzinmotor, der aus vier Zylindern mit etwas mehr als zwei Liter Hubraum 116 PS herausholt. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 184 Kilometer pro Stunde zählt der Antrieb nicht zu den Hochleistungsportlern. Den Sprint auf die 100 km/h erledigt die B-Klasse in 12,4 Sekunden. Dennoch ist die Motorisierung absolut ausreichend.
Fazit: Die B-Klasse 170 NGT kann ihre Vorzüge nur bedingt ausspielen. Der Erdgas-Antrieb ist für das Auto durchaus eine Bereicherung, zumal er deutlich weniger (rund 25 Prozent) CO² produziert. Die Reichweite der B-Klasse erhöht sich durch den alternativen Antrieb erheblich. Dafür fehlt im Kofferraum etwas Platz, was sich aber leicht verschmerzen lässt. Für ein Auto mit dem Label "BlueEfficiency" ist der Verbrauch im Benzinbetrieb allerdings etwas zu hoch. Wer die solide Verarbeitung und das hochwertige Ambiente von Mercedes in einem Mini-Van sucht und günstigen Erdgas-Antrieb haben möchte, ist mit der B-Klasse 170 NGT gut beraten. Wer hingegen ein richtiges Sparmobil sucht, wird besser zur B 170 BlueEfficiency ohne Erdgas greifen. Denn die fast 4000 Euro Preisunterschied herauszufahren, wird eine Weile dauern.
Quelle: ntv.de