Abschied vom Purismus Cherokee ist kein Weichei
07.03.2014, 08:53 Uhr
Auf dem Testgelände des Genfer Salons macht der Cherokee eine gute Figur.
Mit dem neuen Cherokee verabschiedet sich Jeep unter italienischer Regie von seinem puristischen Image: neue Optik, keine Starrachse, moderne Assistenzsysteme und gute Verarbeitung. Aber kann ein echter Jeep-Fan damit leben?
Über das Design des Neuen, Anfang April debütierenden Jeep Cherokee ist schon viel geschrieben worden. Jeep-Puristen bemängeln besonders die Front, die die klare, traditionelle Formensprache aufweiche. Zwar gibt es noch die sieben Lüftungsschlitze, diese ziehen sich jetzt aber in einem kühnen Schwung in die Motorhaube. Sehr schmale, längliche Scheinwerfer flankieren das Ganze. Insgesamt gehört das ehemals kantige Auftreten der Vergangenheit an. Das Design lehnt sich eher an die Vorgaben eines Range Rover Evoque an.
In der Summe ein dynamisch gezeichneter Cherokee. An dieser Stelle stehen manche Jeep-Fans kurz vor der Schnappatmung. Aber nicht nur das Design stellt sie vor Herausforderungen. Der Cherokee basiert auf der Pkw-Plattform des Alfa Romeo Giulietta, die Zugehörigkeit von Jeep zum Fiat-Konzern lässt grüßen. Somit gibt es auch keine Starrachse mehr. Wie bei normalen Pkw ist nun die komfortablere Einzelradaufhängung Standard.
Cherokee will kein Weichei sein
Mit Debatten über die Optik oder Plattformstrategien können die Jeep-Verantwortlichen leben, wichtig ist ihnen - wie Mike Manley, CEO der Offroad-Kultmarke, betont - keine Zweifel über die Geländegängigkeit des Modells trotz der Neuerungen aufkommen zu lassen: "Der Cherokee ist ein echter Jeep." Zumindest dann, wenn er nicht mit Frontantrieb vorfährt, sondern mit Allrad. Manley rechnet übrigens damit, dass sich 65 bis 70 Prozent der Kunden für die 4x4-Versionen entscheiden werden.
Zur Wahl stehen die drei Allradsysteme Active Drive I, Active Drive II mit Geländeuntersetzung sowie Active Drive Lock mit Geländeuntersetzung und Hinterachs-Sperrdifferenzial. Letzteres kommt bei den Trailhawk genannten Modellen zum Einsatz. Hier ist ein zweistufiges Transfergetriebe mit Drehmomentmanagement, Geländeuntersetzung und Hinterachsdifferenzialsperre aktiv und für Fahrten durch unwegsames sowie steilansteigendes Gelände oder über schlechte holprige Pisten oder Baumstämme gedacht. Alle neuen Cherokee-Modelle mit 4x4 verfügen zudem über die bekannte Selec-Terrain-Traktionskontrolle mit den vier Fahrmodi Auto, Snow, Sport und Sand/Mud. Bei der Cherokee-Version Trailhawk ergänzt die Funktion Rock den Potpourri der Fahroptionen.
So ausgestattet ist der Cherokee kein Weichei, das schwierige Geländepassagen fürchten muss. Der Vorteil für ungeübte Geländegänger: Die Elektronik übernimmt die Hauptarbeit. Der Fahrer kann sich aufs Gelände konzentrieren und lenken. Im Hintergrund übernimmt das System elektronisch bis zu zwölf verschiedene Aufgaben, darunter Antrieb und Bremsen sowie Bergan- und Bergabfahrhilfe. So muss der Fahrer auf steilen Passagen weder Gas geben noch bremsen.
Zwei Motoren in drei Leistungsstufen
In Deutschland stehen für den Vortrieb lediglich zwei Motoren zur Wahl. Der 2,0-Liter-Diesel ist in den beiden Leistungsstufen mit 140 PS beziehungsweise 170 PS zu haben, für die Kraftübertragung sorgt ein manuelles Sechsganggetriebe, gegen Aufpreis gibt es eine Neungang-Automatik. Volumenmotor wird wohl der stärkere Selbstzünder. Eher weniger nachgefragt werden dürfte hier zu Lande der immer mit Automatik ausgestattete V6-Benziner der aus 3,2 Litern Hubraum 272 PS schöpft. Genaue Motordaten wie auch die Preise sind noch nicht veröffentlicht. Unter 35.000 Euro dürfte hier aber nichts zu machen sein. Übrigens: Die Jeep-Fans müssen sich mit weiteren Neuheiten abfinden. Das Interieur der europäischen Modelle ist gut verarbeitet. Außerdem sind nun moderne Infotainment- sowie Assistenzsysteme erhältlich. Diese Änderungen dürften aber kaum zum Verdruss führen.
Quelle: ntv.de, hpr/sp-x