Keiner kostet weniger Dacia Sandero - aufgefrischt und billig?
10.12.2020, 17:45 Uhr
Im neuen Kleid erinnert beim Dacia Sandero kaum noch etwas an den Vorgänger.
(Foto: Dacia)
Nicht nur, dass die ersten Dacia ein wenig wie aus der Mottenkiste von Renault wirkten, sie glänzten auch nicht mit langer Haltbarkeit. Technisch ist der neue Sandero jetzt auf der Höhe der Zeit. Ob er haltbar ist, wird sich zeigen, aber günstig ist er nach wie vor.
Der große Hype um die Billigfahrzeuge von Dacia ist vorbei. In den letzten Verkaufsstatistiken hatte die Tochtermarke von Renault derbe Einbußen hinzunehmen. Unter Umständen hatte es sich unter der potenziellen Kundschaft herumgesprochen, dass der billige Einkauf sich später teuer rächen kann. Doch wie dem auch sei: Die Neuauflage des Dacia Sandero ist kaum teurer als das alte Modell, soll aber sehr viel besser sein. Mit frischem Design, sparsameren Motoren und moderner Architektur fährt der Kleinwagen der rumänischen Renault-Tochter Anfang 2021 zum Händler. Mindestens 8490 Euro stehen auf dem Preisschild, die Crossover-Variante Stepway kostet ab 11.390 Euro.
Ein moderner Kleinwagen
Trugen die Vorgänger noch die Technik der alten Clio-Generationen auf, hat Dacia mittlerweile Zugriff auf die aktuelle Kleinwagen-Plattform des Konzerns - inklusive Motoren, Konnektivität und Assistenzsystemen. Dass man es mittlerweile mit einem modernen Kleinwagen zu tun hat, will Dacia auch äußerlich zeigen: Vor allem die Front mit großem Kühlergrill und serienmäßigen LED-Scheinwerfern strahlt unterdessen Selbstbewusstsein aus, das minimale Längenwachstum auf 4,08 Meter, die breitere Spur und das flachere, Richtung Heck abfallende Dach stehen dem Fünftürer ebenfalls gut. Richtiggehend modisch tritt das Stepway-Modell mit erhöhter Bodenfreiheit, robuster Karosserie-Beplankung und eigenständigem Kühlergrill auf.
Auch im Innenraum will Dacia mit der Zeit Schritt halten. Statt großflächiger Plastikwüsten gibt es nun ein kleinteiligeres Design, in dem die weiterhin etwas einfachen Verkleidungsmaterialien weniger auffallen. In den höheren Ausstattungslinien werten Stoff- und Chrom-Applikationen sowie das Touchscreen-Multimediasystem das Ambiente zusätzlich auf. Das Raumangebot ist wie gewohnt auf allen Plätzen gut, wobei der Mittelsitz im recht geräumigen Fond Erwachsenen wie bei den meisten Autos nur für die Kurzstrecke zuzumuten ist. Das Kofferraumvolumen fällt mit 328 Litern für ein Fahrzeug dieser Klasse passabel aus.
Fortschritt ist spürbar
Auf der Straße fährt der Sandero den technischen Fortschritt voll aus. Deutlich geschmeidiger als der Vorgänger, mit leichtgängiger elektrischer Lenkung und auch auf unebenen Straßen gutem Fahrkomfort lässt der Dacia nichts vermissen, was einen modernen Kleinwagen ausmacht. Dass der raue Klang der 1,0-Liter-Dreizylindermotoren vor allem zum Start kaum gefiltert in den Innenraum dringt, und dass die kleinen Benziner nicht unbedingt mit Temperament und Durchzug protzen, ist Preis und Fahrzeugklasse geschuldet.
Am flottesten geht es erwartungsgemäß mit dem Top-Benziner und 101 PS voran, der in diesem Fall - und das ist keineswegs üblich - mit Autogas betrieben wird. Der Alternativ-Treibstoff soll die CO2-Bilanz der Marke drücken; eine Elektrifizierung der Antriebe wie es etwa Technik-Bruder Renault Clio macht, wäre für die angepeilte Dacia-Kundschaft einfach zu teuer. Das Gleiche gilt inzwischen in dieser Fahrzeugklasse auch für einen sauberen Diesel. Dafür profitiert der Käufer des Autogas-Modells zunächst von niedrigeren Tankkosten, allerdings sind diese nicht von Dauer, da die Steuervergünstigung für LPG bis 2022 schrittweise ausläuft und sich dann den üblichen Spritpreisen angleichen wird. Trotzdem könnte der Kauf lohnen, ist der 100-PS-Motor doch nur 100 Euro teurer als die 90-PS-Variante. Und weil je ein vollwertiger Gas- und Benzintank an Bord des Sandero ist, liegt die Gesamtreichweite bei 1300 Kilometern.
Günstigster Neuwagen in Deutschland

Die 328 Liter Kofferraumvolumen sind für die Klasse, in der der Dacia Sandero fährt, absolut in Ordnung.
(Foto: Dacia)
Mit dem Basispreis von 8490 Euro bleibt der Dacia Sandero der günstigste Neuwagen in Deutschland. Gegenüber dem Vorgänger ist das Einstiegsniveau "Access" um knapp 1000 Euro teurer geworden, bei den anderen Varianten liegt der Aufpreis aber nur noch bei einigen Hundert Euro. Wer ein einigermaßen ordentlich ausgestattetes Modell mit Klimaanlage und ein paar kleineren Komfort-Extras will, muss mindestens zur dritten Ausstattungslinie "Comfort" greifen, die bei 9990 Euro startet. Der größte Teil der Kunden dürfte dies tun - und sich nach Renault-Einschätzung außerdem für den 90 PS starken Benziner entscheiden, womit am Ende 11.490 Euro auf der Preisliste stehen. Für den Stepway werden jeweils 1000 Euro mehr fällig, die Einstiegsmotorisierungen und niedrigen Ausstattungslinien sind für den Crossover nicht im Programm.
Für vergleichsweise kleines Geld gibt es mit dem Sandero also ein Auto, das so modern fährt, wie es wirkt. Auch wenn man an Materialauswahl und Ausstattungsumfängen durchaus eine gewisse Preissensibilität bemerkt - billig im negativen Sinne wirkt hier nichts mehr. So gerüstet dürfte der Rumäne nicht nur dem französischen Schwestermodell Renault Clio gefährlich werden, sondern auch so manchen asiatischen oder südeuropäischen Kleinstwagen, die für ähnliches Geld weniger Auto bieten, den Rang ablaufen.
Quelle: ntv.de, hpr/sp-x