Designerinnen des Z4 Das einzig wahre Frauenauto
22.04.2009, 04:00 Uhr
Sie haben ihn gezeichnet: Nadya Amaout (l.) das innere und Juliane Blasi das äußere Design des BMW Z4.
Aus ihrer Sympathie für offene BMW-Zweisitzer macht Juliane Blasi kein Hehl. Die breite Frontniere des legendären 507, die überlappende Haube des Z3, das runde Heck des Z8 - in diesen Autos hat die 31-Jährige Inspiration für ihre Arbeit gefunden und jetzt daraus auch noch ein öffentliches Ereignis geworden. Juliane Blasi ist Designerin und von ihr stammt der Entwurf für den aktuellsten Roadster, den Z4.
Das wäre für sich genommen schon eine Besonderheit, denn Autodesign ist - zumal, wenn es um verantwortliche Neukonzeption eines Fahrzeugs geht, eigentlich eher Männersache. Komplett zum Sonderfall wird der Z4 jedoch dadurch, dass auch das Interieur von einer Frau entworfen wurde. Nadya Amaout heißt sie. Cockpit, Konsolen, Schalter und Lüftungsdüsen bekamen auf ihrem Skizzenblock erste Konturen.
Vorbild menschlicher Körper
Den neuen Z4 darf man also, obgleich offenen zweisitzigen Sportwagen immer gern ein Macho-Image angedichtet wird, ungestraft ein "Frauenauto" nennen. "Der menschliche Körper, durchtrainiert, muskulös und Kraft ausstrahlend" sei die ursprüngliche Idee gewesen, sagt Blasi, diese Attribute sollte auch das fertige Fahrzeug versinnbildlichen. Sie wollte "eine lebendige Skulptur" schaffen, deren dynamische Qualität auch zum Ausdruck gebracht wird, wenn sich das Fahrzeug nicht bewegt. Dass später dabei auch Zitate früherer BMW-Modelle eingearbeitet wurden, hat sich eher zufällig ergeben.
Für Juliane Blasi ist das erste Auto, das sie komplett vom ersten Zeichenstrich bis zur Serienreife begleitet hat. Damit ging ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung, denn schon als sie Abitur machte, hatte sie das Ziel, im Auto-Design zu arbeiten. Als die Fachhochschule Pforzheim einen Tag der offenen Tür veranstaltete und sie den Pkw-Gestaltern über die Schulter gucken durfte, wurde daraus ein fester Vorsatz. In einem kalifornischen Studio mit Namen Design Works wurde er schließlich in die Tat umgesetzt.
Gestaltung der nächsten Generation
Dort traf sie auch ihre Kollegin Nadya Amaout. Den Erfolg, ein Produkt zu kreieren, das schließlich auch in den Markt und bis zu den Kunden kommt, hat sie schon vereinzelt auskosten können. Ein Staubsauger und ein Mobiltelefon wurden nach den von ihr entwickelten Gestaltungsmerkmalen produziert. Bei dem Z4-Projekt wussten beide zunächst nicht, dass ihnen letztlich die wichtigste Aufgabe zufallen würde, Gesicht und Anmutung der nächsten BMW-Roadster-Generation zu bestimmen. Die Gestaltung war intern unter verschiedenen Design-Teams ausgeschrieben worden, der Wettbewerb endete mit der Auswahl der beiden "Frauenkonzepte".
"Der besondere Reiz liegt darin", erklärt die aus Rothenburg ob der Tauber stammende Blasi, "etwas entwickeln zu dürfen, womit sich später viele Menschen identifizieren, womit sie Geschmack und Status ausdrücken, was Emotionen weckt und dynamisch wirkt." Ohne eine Ahnung, dass auch der Kollegin der menschlichen Körper als Inspirationsquell diente, fertigte Nadya Amaout ihre ersten Skizzen an. Darauf zu sehen: die Rückansicht eine weiblichen Figur, konkave und konvexe Wölbungen, das daraus resultierende Wechselspiel von Licht und Schatten.
Anlehnung an der Z8
Auch die 36jährige, die in Offenbach studierte und dann für sechs Jahre in die USA ging, fand Vorbilder in der BMW-Historie. Die vier Klimaregler unterhalb des versenkbaren Monitors erinnern stark an das Modell Z8, das von März 2000 bis Juli 2003 hergestellt wurde. Das Alu-Klappdach, das eine Coup-Variante überflüssig macht, gefällt beiden - wenn auch aus verschiedenen Gründen. "Das Hardtop begünstigt die dynamische Ausstrahlung des Gesamtfahrzeugs und lässt mehr Fensterfläche zu", sagt Juliane Blasi. Nadya Amount freut sich über die zusätzlichen Gestaltungsmöglichkeiten, "denn bei einem Stoffdach kann man innen nicht mit hellen Bezügen operieren".
Doch manchmal muss auch der freie Geist der Designerin Zugeständnisse machen und eine bittere Pille schlucken. Wie ein mit Sekundenkleber befestigter Fremdkörper sitzt die schwarze Stabantenne auf dem linken hinteren Kotflügel. Für Juliane Blasi und manch anderen, der an der Realisierung des Z4 beteiligt war, ist es ein optischer Störenfried, der die Harmonie im Blech mit einer kleinen Dissonanz beschwert. "Es gibt keine andere Möglichkeit für gute Empfangsqualität und zu vertretbaren Kosten, diese Antenne zu platzieren", versichert Projektleiter Werner Kleeberger. Nicht nur, dass der schwarze Stab kein optischer Leckerbissen ist, er liegt auch für viele Fahrer mitten im Bild des linken Außenspiegels.
Da tröstet es nur wenig, dass sich auch die Wettbewerber diesem Zwang beugen mussten und ihre Antennen an der gleichen Stelle anbrachten.
Quelle: ntv.de