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Wer hustet in Luftansaugstutzen? Das taugen Autofilter gegen Coronaviren

Luftfilter im Auto sorgen nicht nur für frische Luft.

Luftfilter im Auto sorgen nicht nur für frische Luft.

(Foto: Collage)

In Coronazeiten sind die Menschen besonders sensibilisiert. Das Auto gilt hier als sicherer Ort, denn in ihm kann man sich nur schwer anstecken. Oder? Und helfen die Filtersysteme, sich vor dem Virus zu schützen?

Erst die Stickoxidprobleme, dann die Corona-Krise, unsere Umgebungsluft scheint immer gefährlicher zu werden. Kein Wunder, dass das Thema Luftqualität im Auto an Bedeutung gewinnt. Die Fahrzeughersteller setzen auf immer leistungsfähigere Filter und versprechen einen Schutz gegen alles Mögliche und Unmögliche.

Trend geht zum Kombifilter

Auch Bosch stellt Filtersysteme für Fahrzeuge her.

Auch Bosch stellt Filtersysteme für Fahrzeuge her.

(Foto: Bosch)

Seit gut zwei Jahren beobachtet Martin Klein, Chef der Innenraumfilter-Sparte beim Autozulieferer Mann+Hummel eine gesteigerte Sensibilität bei den Pkw-Herstellern. "Mittlerweile setzen viele Marken – und zwar nicht nur die Premiumanbieter – auf Kombifilter." Gegenüber einfachen Faserfiltern verfügen diese über eine Aktivkohle-Komponente, die gasförmige Stoffe wie die viel diskutierten Stickoxide aus der angesaugten Außenluft filtern.

Einige Hersteller gehen aber bereits weiter. Volvo etwa hat für seine Modelle gerade einen elektrostatischen Filter angekündigt. Dieser "Advanced Air Cleaner" entfernt vor allem kleinste Partikel, verspricht der Filterexperte der Schweden, Anders Löfvendahl. Rund 95 Prozent der gefährlichen PM-2.5-Teilchen mit Durchmessern unter 2,5 Mikrometern sollen in den polarisierten Fasern des Innenraumfilters hängen bleiben. Gerade der als besonders gefährlich erachtete Feinstaub ist in Lövendahls Augen aufgrund seiner Gefährlichkeit die künftig größte Herausforderung für die Luftreinhaltung im Auto.

Coronavirus einfach gefiltert?

Geely wirbt in China für seine Fahrzeuge mit einem allumfassenden IAPS-Filter.

Geely wirbt in China für seine Fahrzeuge mit einem allumfassenden IAPS-Filter.

(Foto: Geely)

Spätestens seit der Corona-Krise hat sich die Dringlichkeit beim Thema Innenraumluft im Auto mutmaßlich noch einmal verschärft. In China jedenfalls fährt aktuell die Volvo-Mutter Geely Verkaufsrekorde ein – nicht zuletzt dank eines viel beworbenen Filters. Das IAPS genannte System soll die gleiche Wirkung haben wie N95-Gesichtsmasken (hierzulande eher als FFP2-Masken bekannt).

Das Neue an dem Filter ist weniger die Funktionsweise – sie entspricht dem aktuellen Stand der Technik in der Branche – sondern vielmehr die begriffliche Anlehnung an die mittlerweile weltbekannten Masken. Die wird auch von einem speziellen N95-Prüfzertifikat untermauert – und soll bei Autokäufern Vertrauen schaffen.

Wer jetzt aber glaubt, dass der China-Filter einen echten Schutz gegen Bakterien und Viren bietet, der muss enttäuscht werden. Erstens sind Übertragungswege ohne menschlichen Kontakt eher unwahrscheinlich und zweitens sind Viren extrem klein. "Im Vergleich zu einem Feinstaubpartikel entspricht das Größenverhältnis dem einer Murmel zu einem Kürbis", sagt Martin Klein.

Nur ein HEPA-Filter hilft

HEPA-Filter in einem Tesla Model S.

HEPA-Filter in einem Tesla Model S.

(Foto: Tesla)

"Bei Coronaviren", fügt Klein an, "helfen nur HEPA-Filter, wie man sie aus Reinräumen und Operationssälen kennt". Tatsächlich hat die Firma "Mann+Hummel" auf der vergangenen IAA einen Prototyp für den Pkw-Einsatz vorgestellt, der in absehbarer Zeit in Serie gehen könnte.

Allerdings findet die Technik sogar schon Anwendung: Tesla war der erste Hersteller, der sein Model S mit dieser Technik ausgerüstet hat. Vor Corona bewarb das kalifornische Unternehmen seine Fahrzeuge mit Blick auf das Filtersystem damit, dass sie sogar bei einem Angriff mit Biowaffen für die Insassen sicher wären.

Ihre hohe Wirksamkeit erzielen HEPA-Filter („High Efficiency Particulate Air Filter“), also hocheffiziente Partikelfilter, durch sehr dichte Fasermatten, die ein ultrafeines Netz bilden und auch kleinste Stoffe zurückhalten. Allerdings bilden diese Fasern auch einen erheblichen Widerstand für die zu filternde Luft.

In der sogenannten "Biohazard-Bubble" testet Tesla seine Filtersysteme.

In der sogenannten "Biohazard-Bubble" testet Tesla seine Filtersysteme.

(Foto: Tesla)

Um also überhaupt einen frischen Wind durch das Vlies in den Innenraum zu bekommen, müssen die Filter eine extrem große Oberfläche haben und mit einem ebenso leistungsfähigen Kompressor kombiniert werden, der ausreichend viel Luft in den Innenraum presst. In den meisten aktuellen Autos fehlt für solch eine raumgreifende Konstruktion schlicht der Platz.

Autofahren ist kein Risiko

Aus Sicht von Volvo-Mann Anders Löfvendahl ist das zumindest hinsichtlich der aktuellen Corona-Krise auch kein echtes Problem: "Ich sehe das Autofahren nicht als riskanten Fall. Normalerweise husten Passanten nicht direkt in den Luftansaugstutzen." Zudem kommen Viren in der Luft nicht in Reinform, sondern eingelagert in Wassertröpfchen vor. Und diese könnten seiner Ansicht nach durchaus im Filter hängen bleiben.

Der größte Fehler für das Filtersystem im Auto ist, wenn der Fahrer den Umluftknopf zu lange gedrückt lässt.

Der größte Fehler für das Filtersystem im Auto ist, wenn der Fahrer den Umluftknopf zu lange gedrückt lässt.

(Foto: Daimler AG)

Auch Martin Klein hält eine mögliche Corona-Angst von Autofahrern für unbegründet. Von außen gelangen während der Fahrt kaum nennenswerte Virenmengen in das Fahrzeug. Allgemein riskanter ist seiner Ansicht nach die vor allem in China weit verbreitete Angewohnheit, die Klimaanlage wegen der städtischen Abgasbelastung permanent auf Umluft zu stellen. Dann reichern sich nicht nur Bakterien und Viren im Innenraum an, sondern es sinkt zudem der Sauerstoffgehalt der Luft, was auf Dauer zu Konzentrationsproblemen führt und die Unfallgefahr steigert.

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Neben der Leistungsfähigkeit von Filtern kommt daher künftig auch der Überwachung der Luftqualität und der intelligenten Zufluss-Steuerung eine wichtige Rolle zu. Die ersten Autohersteller werben bereits mit einer speziellen Sensorik, die zu hohe Schadstoff- oder CO2-Werte im Fahrzeug registriert.

Quelle: ntv.de, hpr/sp-x

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