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Dodge Viper SRT-10 Der 306-km/h-Roadster

Die Chrysler-Marke Dodge kommt nach Deutschland - zunächst mit 100 Vipern. Das giftige Renn-Reptil der US-Marke mit 506 PS ist ein eigenwilliger und polarisierender Dampfhammer für Individualisten. Auf unseren Testfahrten haben wir dieser extrem bissigen Extravaganz auf den Giftzahn gefühlt.

Sportlich und spartanisch

Die tiefen, harten Sitzschalen bieten wenig Komfort, dafür aber exzellenten Seitenhalt. Die Ausstattung wirkt sportlich und spartanisch. Der durchweg schwarze Kunststoff ist von mäßiger Materialanmutung. Wie bei vielen anderen Sportwagen, so wird auch das 8,3-Liter-V10- Triebwerk der Viper per Knopfdruck zum Leben erweckt.

Ein bedrohliches Grollen warnt: Vorsicht, extrem giftig! Wer jetzt aus dem Stand vollen Schub fordert, wird das Heck ausbrechen lassen. Theoretisch ist der Spurt von null auf 100 km/h nach 3,9 Sekunden zuende. Auf den feuchten Straßen unserer Teststrecke konnten wir diese Sprintfähigkeit jedoch nicht testen. Hier war vielmehr Feingefühl angesagt. Mit Bedacht fahren wir also im Regen Richtung Autobahn.

Theoretische Höchstgeschwindigkeit: 306 km/h

Erst auf den schnell befahrbaren Fernwegen kann man das gewaltige Potenzial fordern. Eine Gelegenheit, die Tachonadel nahe an die 306 km/h zu bringen, hat sich jedoch nicht geboten. Ja, Sie haben richtig gelesen: 306 Sachen, so schnell kann die Viper fahren. So gleiten wir im sechsten Gang auf der belebten Autobahn dahin. Bei 200 km/h steht die Nadel des Drehzahlmessers bei gerade mal 2500 Umdrehungen. Spannender ist es, bei 150 km/h in den vierten Gang zu schalten und jenseits der 3000 Umdrehungen die Muskeln spielen zu lassen. Mit phänomenalem Durchzug macht die Viper dann auf Wunsch einen enormen Satz nach vorne.

Prädikat: Nur für Kaltduscher

Runterschalten und Schub fordern macht mächtig Spaß. Ein Wermutstropfen dabei ist die Schaltung. Der Schalthebel liegt im Mitteltunnel ungewöhnlich weit oben und vorne. Die Gänge des hakeligen Sechsgang-Getriebes sind nicht ganz so leicht zu finden. Aber der Viper ist es ohnehin ziemlich egal, welche Stufe man einlegt. Das Kupplungspedal ist ebenfalls recht schwergängig und verdient zusammen mit der Schaltung das Prädikat "nur für Kaltduscher".

Komfortabel ist der puristische Ami-Hammer auch sonst nicht. Bereits über 100 km/h wird es unter dem dünnen Stoffverdeck laut. Ab 160 km/h brüllen Fahrtwind und Frontmotor in kaum noch erträglicher Weise. Das wilde Orgelspiel aus Windgeräuschen und dem brüllenden Motor hat fraglos bei niedriger Geschwindigkeit noch seinen Reiz. Der Ritt an die 300-km/h-Grenze dürfte nur für Gehörlose oder ganz und gar unsensible Naturen erstrebenswert sein. Langstreckentauglich ist die Viper damit nicht.

Wer offen fahren will, kann das Stoffverdeck über einen mechanischen Zentralhebel zwischen Sitzen und Kofferraum verschwinden lassen. Das Gepäckabteil ist mit seinen 200 Liter Stauvolumen noch recht akzeptabel. Eine Coupversion wird es von der neuen Dodge-Flunder übrigens nicht geben.

Hart aber haftend

Wenig sensibel ist auch das Fahrwerk, das sich mit dem Attribut knüppelhart beschreiben lässt. Die direkt wirkende Lenkung reagiert bei hoher Reisegeschwindigkeit zudem leicht nervös und fordert vom Fahrer einige Aufmerksamkeit. Die Straßenlage in Kurven ist hingegen ausgezeichnet. Die Metapher eines auf dem Asphalt klebenden Autos ist mehr als angemessen.

Vor allem die Bereifung in XXL sorgt für vorzüglichen Grip. Die groß dimensionierten Bremsen mit ABS haben ebenfalls kein Problem, den 1,6-Tonnen-Sportler schnell zum Stehen zu bringen. Ansonsten muss das Geschoss ohne weitere elektronische Fahrhilfen auskommen. "Ungefiltert" nennt das Chrysler.

Fazit:

Unbequemer Extremsportler für leistungshungrige Frischluft- Fanatiker Viele Dodge Viper werden nicht nach Deutschland kommen. Nach den 100 ersten Exemplaren im Jahr 2003 sind für 2004 weitere 150 Einheiten geplant. Der Preis beträgt 105.000 Euro. Kein schlechtes Angebot für so viel PS und diese enormen Fahrleistungen. Es gibt eigentlich keinen direkten Konkurrenten im Segment extrem sportlicher Cabriolets. Die Viper ist ganz einfach zu schnell, zu puristisch und zu unkomfortabel. Dafür ist sie der wohl günstigste Einstieg unter den offenen Supersportlern. Das einzige Cabrio, das mit der Viper mithalten kann, ist der 452.400 Euro teure Porsche Carrera GT.

Eine deutlich günstigere Alternative ist der Mercedes SL 55 AMG für immerhin noch 126.556 Euro. Ein Porsche 911 Turbo Cabrio kostet 138.652 Euro, ein Aston Martin DB7 Volante 137.990 Euro und der Ferrari 360 Spider 142.000 Euro. Alle sind teurer und bieten zudem weniger PS.

Wer sich spontan in dieses fraglos attraktive PS-Monster verliebt und es sich zulegt, wird unter Umständen bald die geringe Alltagstauglichkeit als störend empfinden. Denn die Fahrmaschine ist eher als Favorit bei den 24-Stunden am Nürburgring gebaut, als um Zigaretten zu holen...

Quelle: ntv.de

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