Auto

Fundstück auf der NYIAS Ein Chevrolet Camaro aus dem 3D-Drucker

Ioan Florea vor seinem 3D-verzierten Camaro auf der NYIAS.

Ioan Florea vor seinem 3D-verzierten Camaro auf der NYIAS.

(Foto: Holger Preiss)

Neben den neuen glänzenden Autos auf der New York International Auto Show wirkt der Chevrolet Camaro wie ein Unfall aus der Kindergartenbastelgruppe. Doch es ist "Kunst". Das behauptet jedenfalls Ioan Florea.

Irgendwo auf der untersten Etage der New York International Auto Show (NYIAS), dort wo die Feuerwehr und die New Yorker Polizei ihre historischen Fahrzeuge ausstellen, steht Ioan Florea vor einem Chevrolet Camaro, der aussieht, als wäre eine Kindergartengruppe in der Bastelstunde darübergefegt. Rot angepinselt und mit Dingen beklebt, die aussehen wie in der Mitte geteilte Girlanden. In den Katakomben, neben nicht ganz so strahlenden Neuerscheinungen fällt dieses bunte Etwas im Javits Center besonders auf. 

Das ist ein Prozess

Auf den ersten Blick gleicht der Camaro einer Bastelarbeit einer Kindergartengruppe.

Auf den ersten Blick gleicht der Camaro einer Bastelarbeit einer Kindergartengruppe.

(Foto: Holger Preiss)

Doch während der Betrachter noch auf der Suche nach Sinn und Unsinn dieses Ausstellungstücks ist, kommt Florea schon auf einen zu und fängt an zu erklären: "Das, was Sie hier sehen, ist noch nicht fertig. Es ist der Anfang eines Prozesses." Was auf den ersten Blick wie ein Klebebild erscheint, ist also etwas ganz anderes. Florea, der ursprünglich aus Rumänien kommt, in Bukarest und den USA Kunst studierte, benutzt nämlich 3D-Drucke, um eine neuartige Struktur auf das Auto zu bringen. Die Technik nennt Florea "Supertextual". Nach seiner Ansicht ist es das genaue Gegenstück zur Kunst von Takashi Murakami, dessen Stil sich "Superflat" nennt und jegliche Perspektive und Tiefe vermissen lässt.

Aber Florea treibt noch eine andere Idee bei der Neugestaltung des Camaro um. "Die Idee ist, ein funktional fertiges Objekt zu nehmen und es in ein nicht-funktionales Kunstobjekt zu verwandeln. Die Gegenüberstellung des Autos an sich und die künstlerische Gestaltung bilden den Kontrast. Und der wiederum wirft die Frage der Beziehung zwischen Form und Funktion auf." Während beim Design die Form der Funktion folgen sollte, kehrt Florea diesen Ansatz für seinen 3D-Camaro wieder um. Denn der ist weder funktional noch funktioniert er. Er ist, so Florea, "pure Kunst".

Der manipulierte Code

Die zwei Drucker vor Ort arbeiten Tag und Nacht.

Die zwei Drucker vor Ort arbeiten Tag und Nacht.

(Foto: Holger Preiss)

Dabei ist besonders wichtig, dass die 3D-Drucke durch manipulierte numerische Codes entstehen. Das wiederum schafft nach Aussage von Florea unbegrenzte Varianten und Möglichkeiten. Der Künstler selbst nennt den Prozess, diese 3D-Formen zu entwickeln, eine "virtuelle Archäologie". Noch nie, so Florea, hat ein menschliches Auge diese Formen gesehen und haben Hände sie gefühlt. Während der gesamten Messe werden die 3D-Drucker auf dem Stand arbeiten und die Strukturen, die den Camaro zieren sollen, reproduziert und verändert. Das Material, das die Drucker verwenden, wird im Übrigen auch von der Autoindustrie verwendet.

Bereits im vergangenen Jahr zeigte Florea einen Ford Torino aus seinem Geburtsjahr 1971, den er recht bizarr umgestaltet hatte. Damals überzog er das Coupé mit einer eigens entwickelten Kunststoffmasse, die schimmerte, als sei sie aus purem Metall. Bereits für den Torino setze der Künstler einen 3D-Drucker ein. Die Struktur glich hier der eines Gebirges. Damals wie heute gilt für die Kunstwerke von Florea, dass nichts daran zufällig ist, auch wenn es auf den ersten Blick so wirken könnte. Wie der Camaro am Ende aussehen wird, bleibt also abzuwarten.

Wie seinerzeit beim Torino wird es auch beim Camaro wieder Kritiker geben, die der Meinung sind, dass Florea durch seine Kunst ein klassisches Muscle-Car ruiniert hat. "Andere wird die Verwandlung in etwas noch nie zuvor Gesehenes entzücken", hofft der 3D-Künstler. Letztlich liegt eben alles im Auge des Betrachters.I

Quelle: ntv.de

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