Der Jaguar E-Type Ein Traum in Himmelblau
27.04.2010, 10:53 Uhr
Ein Klassiker ganz in Blau: Der E-Type gehört sicher zu den schönsten Automobilen aller Zeiten.
(Foto: Markus Mechnich)
Es ist eines der schönsten Auto-Modelle überhaupt, der E-Type von Jaguar. Von 1961 bis 1974 verzückte er Auto-Fans auf der ganzen Welt und heute ist er ein gesuchter Oldtimer.
Wenn es einen Preis gäbe für das eleganteste und zeitloseste Automobildesign überhaupt, der Jaguar E-Type würde ihn mit Sicherheit bekommen. Nur wenige Autos vereinen eine solche Eleganz und eine dabei dezente Dynamik wie dieses Modell. Geschwungene Formen, langer Radstand und schier endlose Haube, gepaart mit mustergültigen Fahreigenschaften – Dieser Jaguar war in der Nachkriegszeit einfach ein automobiler Traum.
Die ersten Prototypen des E-Type wurden schon 1958 getestet. Das Versuchsmodell E1A wurde nach den Testfahrten aber leider verschrottet. Heute wäre es mit Sicherheit Millionen wert. Der Designer Malcolm Sayer bekam Mitte der fünfziger Jahre den Auftrag ein rennsporttaugliches Fahrzeug zu entwickeln, das sich aber auch als Roadster und Coupé bauen und verkaufen lies. Im Visier hatte man die USA, wo sich Fahrzeuge von Jaguar besonderer Beliebtheit erfreuten.
Technische Revolution
Im Jahr 1961 war es dann soweit. Auf dem Genfer Autosalon wurde der erste E-Type der Öffentlichkeit vorgestellt. Und die war begeistert. Vor allem auf dem US-Markt, für den das Auto ja gedacht war, schlug der E-Type ein wie eine Bombe. Für einen britischen Autobauer war das Fahrzeug auch technisch eine Revolution. Ein Stahlgitterrohrrahmen trug die Motor- und Vorderradaufhängung. Verschraubt mit der selbsttragenden Ganzstahlkarosserie stabilisierte die Konstruktion den mächtigen Vorderbau. Die unabhängige Hinterradaufhängung hatte einen eigenen Hilfsrahmen mit einem Längslenker und zwei Federbeinen sowie Querlenkern an jedem Rad.
Dieser Aufbau machte aus dem E-Type ein Auto mit außergewöhnlichen Fahreigenschaften. Und er war schnell. Die erste Generation startete mit einem 3,8-Liter-Motor, bestehend aus sechs Zylindern in Reihe, mit 269 PS und einem Drehmoment von 353 Newtonmeter. Damit schaffte es der schicke Brite auf 241 Stundenkilometer. Ein sensationeller Wert für ein Serienfahrzeug der damaligen Zeit. Freilich hatte der E-Type Serie I noch ein paar Kinderkrankheiten. Die Bremsen neigten zum Fading, sprich zum vorschnellen Verschleiß der Beläge. Im Innenraum ging es äußerst eng zu und die Sitze waren nicht verstellbar. Bei den späteren Modellen verbesserte man die Platzverhältnisse durch ein Absenken des Bodenbleches im vorderen Fußraum.
Zwölfzylinder ab 1971
Ab 1966 wurde der E-Type auch als 2+2-Sitzer angeboten. Die zwei Notsitze wurden durch einen verlängerten Radstand ermöglicht. Was aber die Serie II des Modells brachte, sollte für viele Kenner geradezu ein Stilbruch werden. 1968 wurde die nächste Generation mit vielen Neuerungen der Öffentlichkeit gezeigt. Am offensichtlichsten waren die fehlenden Plastikabdeckungen der Frontscheinwerfer, die ein elementarer Bestandteil der aerodynamischen Konstruktion waren. Hinzu kamen Wippschalter auf dem Armaturenbrett, Blinker und Rücklichter unter den Stoßstangen und eine größere Kühleröffnung.

Ab dem Modellwechsel 1968 fehlten den Frontscheinwerfern die klassischen Abdeckungen und die Kühleröffnung wurde größer.
(Foto: Markus Mechnich)
Die letzte große Neuerung für den E-Type kam 1971 mit einem Zwölfzylinder-V-Motor. Aus 5,3 Litern Hubraum zauberte das Aggregat 276 PS und ein maximales Drehmoment von 412 Newtonmeter bei 3600 Umdrehungen pro Minute. Dieser Motor mit Leichtmetallblock wurde mit Verbesserungen später auch im Spitzenmodell XJ verbaut. Allerdings haben die strengen US-amerikanischen Sicherheitsvorschriften dem Auto mächtig Ballast aufgeladen. Die Agilität und das gute Fahrverhalten der ersten Modelle erreicht der E-Type selbst mit dem starken V12-Motor nicht mehr.
US-Vorschriften brachten das Aus
1974 schließlich kam das Aus für den Klassiker. Erneut hat man in den USA die Standards verschärft. Diese waren mit dem E-Type nicht mehr ökonomisch sinnvoll einzuhalten. Ohne den US-Markt aber war der Jaguar E-Type nicht denkbar. So wurden die Produktion eingestellt. 72.707 E-Types wurden insgesamt gebaut, 15.287 davon hatten den großen Zwölfzylinder an Bord.

Die Autos der Serie II, wie dieser E-Type aus dem jahr 1970, werden zu Preisen ab 20.000 Euro gehandelt.
(Foto: Markus Mechnich)
Als Oldtimer ist der E-Type ein ausgesprochen gesuchtes Auto. Am begehrtesten ist seit einigen Jahren der Zwölfzylinder, der dadurch vor allem im englischen Sprachraum Spitzenpreise über 100.000 Euro erzielt. Auch die 4,2-Liter-Roadster sind sehr gesucht. Am günstigsten sind die Autos der Serie II und später zu haben, von denen ein fahrbereites Auto ab 20.000 Euro zu haben ist.
Der hier gezeigte E-Type ist ein 2+2-Sitzer aus dem Jahr 1970 und hat den bis dahin klassischen 4,2-Liter-Motor an Bord. Die Oldtimervermietung Classic Depot aus Berlin hat ihn uns für die Fotoaufnahmen zur Verfügung gestellt. Außerdem bedanken wir uns bei Schloss Hubertushöhe für die malerische Kulisse.
Quelle: ntv.de