Auto

Öl-Lobbyistin über den E10-Stopp "Eine Fehlinformation!"

Lobbyisten und Politik streiten sich, die Verbraucher schauen in die Röhre.

Lobbyisten und Politik streiten sich, die Verbraucher schauen in die Röhre.

(Foto: dapd)

E10 oder nicht? Das ist derzeit die Frage der Kunden an den Tankstellen. Die Einführung des neuen Biokraftstoffs ist zum Desaster geworden. Sogar von einem Stopp von E10 ist die Rede. Karin Retzlaff vom Verband der Mineralölindustrie äußert sich im Gespräch mit n-tv.de zu der gestoppten Umstellung, den Versäumnissen der Politik und der Frage, warum niemand E10 will.

n-tv.de: Nimmt die Mineralölindustrie die Einführung von E10 gerade zurück?

Karin Retzlaff: Nein, das ist eine Fehlinformation. Wir verändern unseren Kurs nicht. E10 wird sukzessive auch bei den heute noch nicht umgestellten Tankstellen eingeführt, und wir setzen damit die Vorgaben der Politik um.

Es herrscht Wut an den Tankstellen. Können Sie die Verunsicherung der Verbraucher verstehen?

Die Verunsicherung der Verbraucher ist derzeit sehr groß. Sie wissen nicht, ob ihr Fahrzeug E10 verträgt und tanken dann sicherheitshalber Super-Plus-Kraftstoff. Wir sehen es als eine Aufgabe an, dass sich die Verbraucher informieren, ob ihr Auto E10 verträgt. Denn 90 Prozent der Fahrzeuge können den neuen Sprit tanken.

Es herrscht offensichtlich ein Informationsdefizit. Wer ist denn Schuld an dem Desaster?

Mit Schuldzuweisungen kommen wir hier nicht weiter. Wir wissen überhaupt erst seit Mitte Dezember letzten Jahres, dass wir zehn Prozent Ethanol in den Superkraftstoff einmischen können. Natürlich wird schon seit längerer Zeit über die Biokraftstoffe und eine Erhöhung der Quote diskutiert. Die praktische Umsetzung hat sich erst mit der entsprechenden Verordnung im Dezember ergeben. Seitdem kommunizieren wir das.

Und warum die Verwirrung?

Die Leute bemerken jetzt erst diesen Kraftstoff an der Tankstelle und fragen sich: Was ist das überhaupt? Daher rührt diese Verunsicherung.  

Für Ärger sorgt aber vor allem die Preisdifferenz für das herkömmliche E5-Benzin. Sie begründen das mit höheren Kosten und fehlenden Tanks. Haben Sie nicht ein paar Tanks übrig durch die Abschaffung des Normal-Benzins?

Tatsache ist, dass der neue Kraftstoff E10 die bisherige Kraftstoffsorte Super ersetzen muss. Die Mineralölunternehmen sind verpflichtet, eine Biokraftstoffquote, die ihnen politisch vorgegeben wurde, zu erfüllen. Das können sie nur dann schaffen, wenn E10 flächendeckend als Standardkraftstoff etabliert wird. Deshalb muss für diese Sorte auch der größte Tank zur Verfügung stehen. An den Tankstellen verbleibt daher für alle Fahrzeuge, die diesen Kraftstoff nicht tanken können, der kleine Tank für Super Plus. Es gibt keinen zusätzlichen Tank. Wir müssen das nutzen, was uns die bestehende Infrastruktur bietet.

Erklärt sich dadurch auch die Preisdifferenz zwischen E10 und dem bisherigen E5?

E5 gibt es noch an den Tankstellen, die bislang noch nicht umgerüstet und neu beliefert wurden. Den Preisabstand gibt es also nur zwischen E10 und Super Plus. Das war immer so. Wenn eine Tankstelle E10 einführt, dann bleibt dieser Abstand der gleiche. Da hat sich nichts verändert.

Ihnen drohen empfindliche Strafen, wenn sie die von Politik bestimmte Quote von E10 am Absatz nicht schaffen. Ist das eine reale Gefahr?

Diese Gefahr besteht. Zum einen ist die Quote schon so hoch ausgelegt, dass eigentlich nur ein flächendeckender E10-Verkauf für das Gesamtjahr ausreichend wäre, um diese zu erfüllen. Wir haben ja durch die Umstellung jetzt schon Wochen verloren. Durch die Verunsicherung der Verbraucher sieht es so aus, dass wir erst mal auf dem E10 sitzen bleiben. Dann drohen diese Strafzahlungen.

Dabei sind erst rund 45 Prozent der Tankstellen überhaupt mit E10 ausgerüstet.

Richtig. Alleine die Umrüstung kostet Zeit. Es ist ohnehin schon knapp geworden.

Können Sie denn nachvollziehen, wenn Kunden sagen: Wir wollen den neuen Kraftstoff nicht?

Das ist eine Kundenmeinung, die durchaus nachvollziehbar ist. Unser Problem ist einfach: Wir haben eine gesetzliche Vorgabe von der Bundesregierung bekommen, dass wir diese Biokraftstoffe auf den Markt bringen müssen. Das ist keine Idee der Mineralölindustrie gewesen. Wir müssen diese Vorgabe erfüllen. Die Bundesregierung zwingt ja den Verbraucher zehn Prozent Ethanol zu tanken.

Mit Karin Retzlaff sprach Markus Mechnich.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen