Verkehrssicherheit Einfluss von Drogen
10.10.2006, 09:20 UhrIn den Statistiken der Polizei gehören Verkehrsunfälle unter Alkoholeinfluss zu den traurigen Klassikern. Ähnlich ungern gesehen ist der Newcomer Drogen.
Wurde das Thema noch vor einigen Jahren meist ignoriert, ist das Fahren unter Drogeneinfluss heute ein Reizthema der Verkehrssicherheit. Nur werden bei beiden Themen nicht selten die tatsächliche Entwicklung und auch die Größenordnung der Verstöße außer Acht gelassen.
"Grundsätzlich ist es so, dass sich die Zahl der Unfälle unter Alkoholeinfluss rückläufig entwickelt", erläutert Erwin Grosse vom Bund gegen Alkohol und Drogen im Straßenverkehr (BADS) in Hamburg.
"In Hinblick auf den Drogenkonsum am Steuer ist festzustellen, dass die Zahl der erwischten Fahrer und auch die Zahl der Unfälle zunimmt." Doch während sich das eine nach Entwarnung und das andere nach drohender Gefahr anhört, zeigen die reinen Zahlen ein anderes Bild -denn in der Negativ-Statistik hat das Problem Alkohol immer noch einen beachtlichen Vorsprung.
Immerhin hat es bei den Alkoholunfällen mit Personenschaden in den vergangenen zehn Jahren einen Rückgang um etwa ein Drittel gegeben. Laut Sven Rademacher, Sprecher des Deutschen Verkehrssicherheitsrates (DVR) in Bonn, nahm auf der anderen Seite die Zahl der Drogenunfälle tatsächlich zu -allerdings auf niedrigerem Niveau.
Uneins sind sich Experten über die Hintergründe der Entwicklungen: "Dass die Zahl der Fahrer unter Drogeneinfluss steigt, heißt im Endeffekt nur, dass man bei den Kontrollen mehr erwischt hat", sagt Bastian Roet, Verkehrssoziologe des Automobilclubs von Deutschland (AvD) in Frankfurt/Main. "Bei Drogenkontrollen ist man darauf angewiesen, dass die Polizisten auf diesem Gebiet gut geschult sind", erklärt Erwin Grosse. Dies sei tatsächlich immer öfter der Fall, so dass entsprechende Vergehen auch öfter festgestellt werden.
Unbeantwortet ist nach Ansicht der Experten immer noch die Frage, ob die Zahl der Fahrten unter Drogeneinfluss tatsächlich zunimmt, oder ob die besseren Kontrollmethoden lediglich öfter solche Verkehrssünder auffliegen lassen. Beim Alkohol dagegen lässt sich die Entwicklung einfacher nachvollziehen. "Als die Grenze von 0,8 Promille galt, war jedem klar, dass er ein paar Gläser trinken konnte. Bei 0,5 Promille dagegen ist das Risiko größer, die Grenze zu überschreiten", meint Erwin Grosse. "Ideal wäre aber ein Grenzwert von 0,0 Promille -dann gäbe es auch keine Nachweisschwierigkeiten."
Einig sind sich die Fachleute in einem Punkt: "Generell haben Alkohol und Drogen im Straßenverkehr gar nichts zu suchen", fasst Bastian Roet zusammen. Die Frage sei allerdings, ob stärkere und bessere Kontrollen der beste Weg sind. "Ebenso wichtig ist die Einsicht der Leute." Es sei also wichtig, Autofahrer weiter über die Gefahren durch Drogen und Alkohol am Steuer aufzuklären. Daneben müsse man ihnen das Gefühl geben, dass sie im Falle eines Verstoßes tatsächlich Gefahr laufen, erwischt zu werden. "Fakt ist, dass es auch heute noch Regionen gibt, in denen einem Fahrer klar ist, dass ihn auf der Straße im Falle eines Verstoßes ohnehin niemand erwischt."
Quelle: ntv.de