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Bei Mercedes ist vieles vorstellbar Erfolg, Diesel-Gate und Zukunftsvisionen

Mercedes-Chefdesigner Gorden Wagener,  Leiter Sportscars und SUV in den USA, Wolf-Dieter Kurz, Stephen Cannon, President & CEO von Mercedes-Benz USA und AMG-Chef Tobias Moers (v.r.).

Mercedes-Chefdesigner Gorden Wagener, Leiter Sportscars und SUV in den USA, Wolf-Dieter Kurz, Stephen Cannon, President & CEO von Mercedes-Benz USA und AMG-Chef Tobias Moers (v.r.).

Mercedes fährt auf einer Welle des Erfolgs. Auch in den USA sprechen die Zahlen der Stuttgarter für sich. Ob das so bleibt, was der VW-Diesel-Skandal für Auswirkungen hat und was die Zukunft bringt, klärt n-tv.de in einem Gespräch mit dem Leiter Sportscars und SUV in den USA, Wolf-Dieter Kurz.

n-tv.de: Wenn man den Erfolg von Mercedes und VW in den USA vergleicht, fällt auf, dass der Stern hier wesentlich heller strahlt. Was, denken Sie, hat Mercedes in den USA besser gemacht?

Wolf-Dieter Kurz: Ein Wettbewerbsvergleich ist immer schwierig. Betrachtet man die Sache aber vom Grundsatz, haben wir ein sehr schönes Portfolio an Fahrzeugen im Angebot. Hinzu kommt eine ausgezeichnete Vertriebsorganisation in den USA.

Heißt das, dass VW nicht das richtige Portfolio hat?

Das lässt sich so nicht sagen. Aber auf jeden Fall haben wir das richtige Angebot auf dem Markt.

Glauben Sie, dass der VW-Diesel-Skandal Auswirkungen auf den künftigen Absatz und vor allem die Akzeptanz von Selbstzündern in Nordamerika haben wird?

Es ist noch zu früh, um hier eine klare Richtung festzumachen. Natürlich wird der Kunde das letzte Wort haben und sagen, ob er weiter Diesel fährt oder nicht. Ich bin vom Grundsatz überzeugt, dass die Selbstzünder gerade für die USA und für das Fahrverhalten hierzulande einen wesentlichen Beitrag zur Senkung der Emissionen leisten können.

Eine Rufschädigung über die Marke VW hinweg steht nicht zu befürchten?

Auch hier muss man abwarten, wie sich die Diskussion in der Öffentlichkeit entwickelt. Was sich bei den Kunden und in der Gesellschaft tatsächlich festsetzt, ist an dieser Stelle einfach noch nicht abzuschätzen.

Auffällig ist, dass im Augenblick an den Tankstellen in Kalifornien die Gallone Diesel 20 Cent billiger ist als Benzin. Auch an den Messeständen US-amerikanischer Hersteller ist zu beobachten, dass immer mehr Fahrzeuge mit Diesel-Aggregaten angeboten werden. Der Diesel ist noch nicht tot?

Nein, das Thema ist noch nicht durch. Und natürlich haben auch die Amerikaner erkannt, dass der Selbstzünder ihrem Fahrverhalten entgegenkommt: konstanter Lauf über lange Strecken und wenig Volllast.

Es gibt das Phänomen, dass deutsche Fahrzeuge, die in den USA hergestellt werden, nicht so gerne gekauft werden wie Autos, die tatsächlich aus Deutschland kommen. Beobachten Sie das bei den Sportwagen und SUV von Mercedes auch?

Wir haben für uns den Begriff "Made in Germany" schon lange durch "german engineering" ersetzt, weil wir in allen Fabriken weltweit die gleichen Standards setzen. Das betrifft den Fertigungsprozess ebenso wie die Qualifikation der Mitarbeiter. Insofern haben alle Fahrzeuge von Mercedes, egal wo sie hergestellt werden, die selbe Qualität.

Könnten Sie sich für die USA einen größeren Mercedes Pick-up vorstellen?

Das ist jetzt nicht ganz meine Baustelle, aber ich weiß, dass wir die Möglichkeit eines großen Pick-up schon einige Male untersucht haben. Das Problem waren immer die Preise. Vergleicht man hiesige Pick-ups mit unseren SUVs, dann ist da ein relativ großer Abstand. Und genau da liegt die Schwierigkeit.

Warum dann nicht ein Edel-Pick-up?

Vorstellbar ist vieles. Aber damals kam zum Beispiel auch die Diskussion auf: Warum hat Mercedes jetzt ein GLE Coupé gemacht? Als Unternehmen steht dir ein bestimmtes Investitionsvolumen zur Verfügung, das über die Jahre auf das Portfolio verteilt werden muss. Und da ist die entscheidende Frage natürlich: Wo bekomme ich den größten Return für meine Ausgaben?

Auch der GLE fährt in einem schmal besetzten Segment. Wie kommt der Wagen in den USA an?

Nach allem, was ich bisher gehört habe, sehr gut. Aber es ist auch hier recht früh, um eine langfristige Entwicklung abzusehen. Ich sehe nur, dass es andere Autos in diesem Segment gibt, die sich stabil entwickeln. Deshalb stellt sich für mich die Frage, warum das beim GLE Coupé anders sein sollte.

Range-Rover hat dem Evoque das Dach genommen und ein SUV-Cabriolet daraus gemacht. Was halten Sie von einem "enthaupteten" GLE?

Es gibt interessante Themen bei Wettbewerbern und wir beobachten die Sache natürlich. Wenn sie erfolgreich sind, dann schauen wir mal, ob das auch für uns eine Option sein könnte.

Wenn Sie sich ein Auto wünschen könnten, das es in Ihrem Portfolio noch nicht gibt, welches wäre das?

Die Frage ist schwierig zu beantworten. Ich habe es ja ein wenig in der Hand, welche Autos es in unserem Portfolio gibt. Deshalb bin ich in der glücklichen Lage, mir meine Wünsche selber erfüllen zu können. Insofern sind im Augenblick tatsächlich keine Wünsche offen.

Könnten Sie sich vorstellen, dass Mercedes mit Blick auf das drohende Aus der Formel-1-Rennen in Austin in nationalen Rennserien aktiver wird?

Natürlich gibt es eine große Plattform mit der Indi-Serie in den USA. Grundsätzlich muss aber gesagt werden, dass man mit der Formel 1 eine weltweite Plattform hat, während viele andere Serien nur national stattfinden. Als weltweiter Hersteller muss man sehen, dass man sich im Rennsport global platziert und da ist die Formel 1, zumal Mercedes im Augenblick sehr erfolgreich ist, eine sehr gute Plattform, die durch nationale Rennen nicht ersetzt werden könnte.

Mit Wolf-Dieter Kurz in Los Angeles sprach Holger Preiss

Quelle: ntv.de

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