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Neuer Countryman von Mini Familien-Mini im Maxi-Look

Ist der dick, Mann? Bei Mini ist man sich sicher, dass der Countryman nicht zu groß geraten ist.

Ist der dick, Mann? Bei Mini ist man sich sicher, dass der Countryman nicht zu groß geraten ist.

Der Mini Countryman ragt weit in das Segment der Kompakt-SUV hinein. Zu weit für einen Mini? Wie schlägt sich das neue Modell? Erste Fahreindrücke und Beobachtungen.

Countryman heißt er, der neue Mini-Spross - und er definiert ungewohnte, viel größere Fußstapfen, als es die wendigen Stadtflitzer der britischen Kult-Marke bislang vermochten. Bei BMW ist man ob des vierten Modells der trendigen Tochtermarke erwartungsvoll optimistisch, erkennt aber durchaus die Tragweite dieses Schrittes: "Mini befindet sich nun am Beginn eines neuen Kapitels", betont Adrian van Hooydonk, Gesamt-Designverantwortlicher der BMW Group. Und BMW-Technik-Vorstand Dr. Klaus Draeger beschwört anlässlich der Countryman-Premiere das Faszinations-Potential: "Nach 50 Jahren ist Mini heute attraktiver denn je."

Vier Türen und ein Gepäckraum, das gab es bisher beim Lifestyle-Mobil nicht.

Vier Türen und ein Gepäckraum, das gab es bisher beim Lifestyle-Mobil nicht.

Diese Einschätzungen zeugen vom unerschütterlich scheinenden Selbstbewusstsein der Münchner. Dennoch lässt sich das Käuferverhalten nicht hundertprozentig vorhersagen, weshalb Draeger fast beschwörend hinzufügt: "Der Countryman ist ein klassischer Crossover, ein typischer Mini." In der Tat ist es entscheidend, wie das Publikum den Mini Countryman aufnimmt: bloß als einen weiteren Crossover mit höherer Sitzposition und modischem Outfit - oder als unverwechselbaren Mini, der die Modellfamilie glaubwürdig nach oben erweitert.

Die Designer im Team von Gert Hildebrand jedenfalls haben die Mini-Doktrin nicht aus den Augen verloren: Die Räder sind markant ganz an die Karosserieecken gerückt, das umlaufende Dach als weiteres Wiedererkennungsmerkmal ist auch hier gesichert. Was im direkten Parkplatz-Vergleich mit dem bekannten Mini Cooper zunächst wie ein Paarlaufen von David und Goliath scheint, relativiert sich im alltäglichen Verkehrsgeschehen rasch: der Countryman ist mit 4,10 m Länge (plus 40 Zentimeter gegenüber dem normalen Mini) und 1,56 m Höhe (plus 15 Zentimeter) eine stattliche Erscheinung. Peinlich oder verstylt aber wirkt er nicht. Adrian van Hooydonk erzählt von seiner Beobachtung: "Als ich den Countryman erstmals im Münchner Straßenbild sah, unter all den anderen Fahrzeugen, empfand ich ihn nicht als überdimensioniert."

Keine Elefanten-Diskussion

Ein wichtige Beobachtung für Techniker und Marketing-Strategen, denn nichts wäre für das sorgsam gepflegte Marken-Image kontraproduktiver als eine "Elefanten-Diskussion". Gert Hildebrand, der seit zehn Jahren das Mini-Design weiterentwickelt und pflegt, berichtet: "Wir haben ihn von innen nach außen entwickelt. Und zwar auf Wunsch unserer Kunden, die sich ständig beklagten, dass das erste Kind und der Familienhund in unserem gewohnten Package-Konzept nicht unterzubringen waren." Also definierten die Kreativkräfte einen kommoden Einstieg mit vier Türen, sie legten den Radstand auf 2,60 m fest und sorgten für eine langstreckentaugliche Innenraum-Atmosphäre. "Das A und O sind die Proportionen", erläutert Hildebrand, "wenn die sauber übertragen werden, gibt es keine falschen Kompromisse." Eigene Akzente setzt der Countryman jedenfalls auch im Mini-Umfeld: Die steil ansteigende Frontpartie mit dem wuchtigen Doppel-Grill und nun viel größeren Scheinwerfern grenzt den Allrounder optisch von der gewohnten Mini-Familie ab.

Mit Allrad kann der Landjunge dann auch Gelände.

Mit Allrad kann der Landjunge dann auch Gelände.

Beim ersten Kennenlernen stand das Benziner-Spitzenmodell mit dem 135 kW / 184 PS starken 1,6-Liter-Direkteinspritzer zur Verfügung. Das Turbo-Aggregat erreicht zwischen 1600 und 5000 Umdrehungen ein maximales Drehmoment von 240 Nm - mit Overboost und dann 1,0 bar Ladedruck sogar 260 Nm, die für Spurteinlagen zwischen 1.700/min und 4.500/min abrufbar sind. Im Fahrbetrieb wirkt der stolze 1455 kg schwere Countryman Cooper S mit Allradantrieb ("All 4") damit nicht übermotorisiert, die Leistung ist jedoch angemessen - auch dann, wenn die erlaubte Zuladung von 460 kg voll ausgereizt wird. 210 km/h Höchstgeschwindigkeit sind möglich, aus dem Stand auf Tempo 100 dauert es 7,9 Sekunden, wenn das exakt zu schaltende mechanische Sechsgang-Getriebe mit an Bord ist.

Potenzial an der Lenkung

Das Fahrwerk ist straff, aber langstreckentauglich. Allerdings laufen die Reifen der Dimension 205/55 R17 mit ihrer Runflat-Eigenschaft (= Notlaufeigenschaften bei Luftverlust) spürbar hölzern ab, wenn sie auf kurz aufeinanderfolgende Bodenwellen und Querfugen treffen. Das so oft zitierte "Go-Kart-Gefühl" kann der Countryman dank der sehr direkt agierenden elektromechanischen Servolenkung bieten, ohne jedoch an die Stadtflitzer-Meriten seines kleineren Markenbruders heranzukommen. Ganz kritische Geister werden zudem um die Mittellage ein leicht teigiges Lenkgefühl konstatieren – zumal bei höheren Geschwindigkeiten, wenn die Servofunktion heruntergefahren wird. Hier gibt es also noch Verbesserungspotential für die Zukunft.

Innovativ: In der Mittelkonsole können verschiedene Ablagen aufgesteckt werden.

Innovativ: In der Mittelkonsole können verschiedene Ablagen aufgesteckt werden.

Die Produktion des Countryman wurde zu Magna Steyr nach Graz delegiert, nachdem die dort bislang laufende Fertigung des BMW X3 mit dem kommenden Modellwechsel ins US-Werk Spartanburg abwandert. Der Countryman wurde als Kompensation für den österreichischen Partner gewählt, denn, so Klaus Draeger, "wir können in Oxford nicht mehr als die bekannten 260.000 Einheiten der bisherigen Modelle plus das kommende Coupé und den Roadster stemmen. Damit wir jedoch die anvisierten 300.000 Fahrzeuge insgesamt schaffen, ist der Grazer Standort für die Marke Mini nun sehr wichtig geworden." Es handelt sich also durchaus um eine strategische Weichenstellung.

Käufer mit Ideen

Mini wäre nicht Mini, hätte nicht auch dieses Mal die Liebe zum Detail gesiegt. Stellvertretend dafür ist im Innenraum die "Center Rail" genannte Mittelkonsole mit aufsteckbaren Ablagen, Brillen-Etuis oder Armlehnen zu nennen. Für 200 Euro Aufpreis ist ein Lichtpaket erhältlich, das eine Ambiente-Beleuchtung für den Innenraum bereithält. Dann werden Center Rail und die Türverkleidungen wahlweise in Orange oder Blau illuminiert. Mini-Markenchef Dr. Wolfgang Armbrecht verspricht für den Pariser Automobilsalon im September 2010 eine interessante Aktion: "Wir haben unsere Mitglieder der Mini Community eingeladen, Vorschläge für weitere Accessoires im Innenraum zu machen. Die Resonanz war überwältigend und wir werden die besten Ideen in Paris präsentieren."

Zu Preisen ab 20.200 Euro ist der Mini Countryman zu haben.

Zu Preisen ab 20.200 Euro ist der Mini Countryman zu haben.

Zu bekommen ist der Mini Countryman ab 20.200 Euro, der Allradantrieb kostet je nach Version zwischen 1600 und 1700 Euro Aufpreis. Mit ein paar Extras und großem Motor überspringt der Preis allerdings locker die 30.000-Euro-Marke. Und in diesen Gefilden buhlt dann auch schon ein BMW X1 um die Gunst der modebewussten Kundschaft.

Quelle: ntv.de, sp-x

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