IAA

Premiere abseits des Rampenlichts China gibt sich geheimnisvoll

Elegant und voller Geheimnisse: Die 5-Meter-Studie Sense.

Elegant und voller Geheimnisse: Die 5-Meter-Studie Sense.

(Foto: n-tv.de/Busse)

Der chinesische Autohersteller CCA ist zum ersten Mal auf der IAA in Frankfurt - und nicht leicht zu finden. Wer den Stand dann entdeckt hat, muss mit einigen Hindernissen gerechnet werden.

Als Absatzmarkt ist das Reich der Mitte der deutschen Automobil-Industrie höchst willkommen, als Anbieter spielt China auf der Internationalen Automobilausstellung in Frankfurt (bis 25. September) nur eine Statistenrolle. Wer auf der großen Mobilitäts-Show Personenwagen aus dem Land des Lächelns sucht, wird sie zufällig wohl kaum finden.

Das liegt daran, dass die Chongqing Chagan Automobile Co. Ltd (CCA) ihre Produkte ein bisschen abseits vom großen Ausstellungsgetriebe aufgestellt hat. Im Obergeschoss der Halle 6, dort, wo die Themenausstellung "125 Jahre Automobil" ein bescheidenes Dasein fristet, sind auch die vier Autos von CCA zu sehen. Erstmals und als einziger chinesischer Aussteller repräsentiert die Firma das Land, das deutschen Automobil-Managern als Heilsversprechen ewigen Wachstums gilt.

Soll 5 Sterne im Crash-Test und 170 km/h schaffen: Das Changan SUV.

Soll 5 Sterne im Crash-Test und 170 km/h schaffen: Das Changan SUV.

(Foto: n-tv.de/Busse)

CCA ist nicht irgendein Autohersteller aus China. Sitz des Unternehmens ist der Verwaltungsbezirk Chongqing, wo mehr als 23 Millionen Einwohner auf einer Fläche fast so groß wie Österreich leben. Seit 1988 ist der Staatsbetrieb verschiedene Joint-Ventures eingegangen, darunter mit Suzuki und Ford, zuletzt auch mit PSA. Von den 4,6 Millionen Automobilen, die chinesische Marken 2010 für ihren Heimatmarkt produzierten, gingen rund zwei Millionen auf das Konto von Changan.

"Platzierung stellt kein Ranking dar"

Den Verdacht, fernöstliche Konkurrenz vor allzu viel Publikumsaufmerksamkeit bewahren zu wollen, lässt VDA-Sprecher Eckehart Rotter gar nicht erst aufkommen. Bei der Aufbauplanung würden zunächst die Aussteller berücksichtigt, die als Dauergäste der IAA ihre alten Platze wieder besetzen möchten, manche wollten sich vergrößern oder anderweitig verändern, das sei die Ausgangslage. Changan hatte sich zum ersten Mal zur Frankfurter Messe angemeldet. "Die Halle 6 ist eine hoch frequentierte Halle mit namhaften Ausstellern", sagt Rotter, "die Platzierung einzelner Firmen stellt kein Ranking dar". Er habe auch "nicht gehört, dass Changan mit dem zugewiesenen Platz unzufrieden sei".

Von vorsätzlicher Geringschätzung des bevölkerungsreichsten Landes und seiner Branchenrepräsentanten zur IAA kann man also nicht sprechen, zumal der Präsident des chinesischen Automobilverbandes am 12. September Gast des VW-Konzernabends war. Der Terminkalender der IAA weist außerdem für den 20. September einen "China-Day" aus. Dort soll es laut Mitteilung des Verbandes des Automobilindustrie (VDA) "Marktberichte und Diskussionen aus erster Hand geben."

Präsentation mit Hindernissen

Die gab es, mit einigen Hindernissen, auch anlässlich der Pressekonferenz auf dem zurückhaltend beleuchteten Messestand von CCA. Laut Zhu Huarong, Vizepräsident von Chagan Automotive, ist das Unternehmen nach Frankfurt gekommen, um "die wissenschaftlichen und technologischen Leistungen chinesischer Automarken der Welt zu präsentieren" und sich als "wichtiges Mitglied der globalen Innovationskraft der Autoindustrie" darzustellen. Wo dieser hehre Anspruch und die Messe-Wirklichkeit auseinander klaffen, zeigte sich nicht nur in bruchstückhafter Simultan-Übersetzung seines Statements, sondern auch in technischen Informationen zu den ausgestellten Fahrzeugen, die jedes Klischee holpriger fernöstlicher Bedienungsanleitungen erfüllten.

Teilweise verwaist: Der Stand des chinesischen Autobauers ist in Halle 6.1 versteckt.

Teilweise verwaist: Der Stand des chinesischen Autobauers ist in Halle 6.1 versteckt.

(Foto: n-tv.de/Busse)

Zumindest optisch sind die Produkte aus der Changan-Fertigung auf der Höhe der Zeit. Die 4,60 Meter lange Mittelklasse-Limousine Eado sieht elegant aus und vermittelt einen soliden Eindruck. Sie verfügt über einen 1,6-Liter-Vierzylinder-Motor und Stopp-Start-System. Geschaltet werden muss jedoch mit einem manuellen Fünfganggetriebe. Dem nur 4,04 Meter langen "Changan SUV" fehlt es ebenso wenig an stylistischer Klarheit, jedoch wohnen dem mit 185 mm gesegneten Vielzweckmobil wohl noch einige Geheimnisse inne: Den Blick ins Innere verwehren komplett abgedunkelte Scheiben. Der Versuch eines französischen Journalisten, die Fahrertür zu öffnen, endete mit der unfreiwilligen Entfernung ihres Griffes. Da tröstet es nur wenig, wenn der Hersteller für das Auto fünf Sterne im Euro-NCAP-Crashtest verspricht.

Maße statt Leistung

Ganz und gar nicht verstecken muss sich die mehr als fünf Meter lange, coupéhafte Limousinen-Studie Sense. Mit ihrem geduckten Aufbau, großen turbinenartigen Rädern und Kameraaugen an filigranen Stegen, die gewöhnliche Außenspiegel überflüssig machen, könnte sie aus jedem italienischen oder kalifornischen Design-Studio entstammen. Unter der Rubrik "Leistungsdaten" finden sich im offiziellen Messe-Faltblatt jedoch nur Länge, Breite und Höhe der schicken Karosse. Auch hier sind aber Blicke in Interieur offenkundig unerwünscht, denn Türgriffe hat man vorsichtshalber weggelassen.

Dass Premieren mitunter eine gewisse Eigendynamik entwickeln und auch generalstabsmäßige Planung nicht vor Pannen schützt, hatte Volkswagen bereits am Vorabend des IAA-Starts erfahren müssen. Die Seat-Studie IBL verließ leicht demoliert das Parkett, nachdem sich beim Hinausfahren ein Rolltor zu schnell geschlossen hatte.

Quelle: ntv.de

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