Unterwegs im Eigenheim Immer mehr Menschen kaufen Wohnmobile
18.08.2016, 19:15 Uhr
Für viele Menschen bedeutet ein Wohnmobil Freiheit.
(Foto: imago/CHROMORANGE)
Mobil sein ohne ständiges Kofferpacken - das kommt bei den Bundesbürgern gut an. Die Reisemobilhersteller melden deshalb Verkaufsrekorde. Dabei ist so ein mobiles Ferienhaus kein billiges Vergnügen.
In den Urlaub fahren, ohne auf die eigenen vier Wände zu verzichten: Das wollen immer mehr Bundesbürger. Deshalb boomt das Geschäft mit Reisemobilen und Caravans wie lange nicht mehr. In den vergangenen fünf Jahren stieg die Zahl der zugelassenen Reisemobile in Deutschland nach Angaben des Caravaning Industrie Verbandes CIVD um mehr als 25 Prozent auf mehr als 417.000. Auch die Zahl der Wohnanhänger nahm um mehr als 10 Prozent auf über 616.000 zu.
Und in diesem Jahr erwartet die Branche ein weiteres Rekordjahr. "Immer mehr Leute möchten auch im Urlaub überall das Zu-Hause-Gefühl haben: das eigene Bett, die eigenen Hygienestandards und dazu das kleine Abenteuer unterwegs", beschreibt CIVD-Geschäftsführer Hans-Karl Sternberg die Motive hinter dem Caravaning-Erfolg.
Ein Ende der Entwicklung scheint vorläufig nicht in Sicht. Mehr als ein Viertel der Deutschen könnte sich nach Branchenschätzungen theoretisch einen Urlaub im Reisemobil oder im Caravan vorstellen. Das wären mehr als 20 Millionen Menschen.
Teures Vergnügen
Sternberg verweist auf eine Studie der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen, nach der das Interesse an einem Urlaub im Reisemobil in den vergangenen zehn Jahren deutlich - nämlich um 34 Prozent - angestiegen ist. Noch stärkere Zuwachsraten hätten lediglich Städtereisen und Wellnessurlaub zu verzeichnen, sagt er. Dabei ist der Urlaub im Mobilheim oder im Wohnanhänger beileibe kein billiges Vergnügen. Die Preise für fabrikneue Wohnanhänger beginnen Sternberg zufolge zwar bei knapp über 10.000 Euro für ein kleineres Exemplar. Doch durchschnittlich zahlen die Käufer am Ende für ihren Wohnanhänger fast doppelt so viel. Reisemobilkäufer müssen noch tiefer in die Tasche greifen. Zwar gibt es schon Angebote für 35.000 Euro. Doch tatsächlich liegt der Kaufpreis am Ende durchschnittlich bei über 66.000 Euro, wie der CIVD berichtet.
Doch die üppigen Preisschilder bremsen die Kauflust offenbar nicht. In diesem Jahr dürften nach Schätzungen des Branchenverbands in Deutschland so viele Reisemobile neu zugelassen werden wie nie zuvor: rund 33.000 Stück, fast 20 Prozent mehr als im Vorjahr. Bei den Caravan-Anhängern rechnet der CIVD mit einem Plus von 10 Prozent auf rund 20.000 Exemplare.
Düsseldorfer Caravan-Salon präsentiert Trends
Die teuren Reisemobile sind Sternberg zufolge nicht zuletzt bei betuchten Senioren beliebt, die ihre Freizeit für ausgedehnte Reisen nutzen. Bei den preisgünstigeren Wohnanhängern beobachtet die Branche ein wieder erwachtes Interesse von vor allem jungen Familien.
Die steigende Neugierde am Urlaub in den eigenen, mobilen Wänden spiegelt sich auch im Erfolg des Caravan Salons. Als die Messe 1962 zum ersten Mal - damals noch in Essen - ihre Tore öffnete, kamen gerade einmal 34.500 Besucher um die Produkte der 61 Aussteller zu begutachten. Beim 55. Caravan Salon in Düsseldorf werden in diesem Jahr zwischen dem 27. August und dem 4. September rund 200.000 Besucher erwartet. Ihnen präsentieren insgesamt 590 nationale und internationale Aussteller ihre Produkte. Der Caravan Salon Düsseldorf ist damit nach Angaben von Direktor Stefan Koschke inzwischen unangefochten die weltgrößte Messe für mobile Freizeit.
Quelle: ntv.de, Von Erich Reimann, dpa