Auto

Der Leise aus dem Osten Kia arbeitet sich nach vorn

Kia etabliert sich auf dem deutschen Markt.

Kia etabliert sich auf dem deutschen Markt.

(Foto: picture alliance / dpa)

Zugegeben, das mitleidige Lächeln, mit dem die ersten Kia-Modelle 1993 auf dem deutschen Markt empfangen wurden, war meistens gerechtfertigt. Doch inzwischen strotzt die Europazentrale der Marke in Frankfurt am Main nicht nur architektonisch vor Selbstbewusstsein, auch die Fahrzeuge tun es.

Beim Begriff "Weltrangliste" denken viele an einen kleinen Filzball, doch statt um Millionen an Preisgeldern wie beim Tennis geht es in der Automobilindustrie um Absätze und Zulassungen. Dort ist der südkoreanische Hyundai-Konzern zur globalen Nummer vier aufgestiegen, verkaufte 2010 mit 5,4 Millionen Fahrzeugen schon mehr Autos als die Ford Motor Company. Wundern kann sich darüber nur, wer die Bedeutung des Namens Kia nicht kennt: Aus chinesischen Schriftzeichen abgeleitet steht "ki" für "Aufbruch", das "a" deutet auf die asiatische Herkunft.

Unspektakulär und leise hat Kia auf dem deutschen Markt nicht nur Fuß gefasst, sondern sich gemeinsam mit der Schwestermarke aus dem Hyundai-Konzern Platz um Platz in der Zulassungsstatistik nach vorn gearbeitet. Gemeinsam kamen die beiden koreanischen Hersteller im Juli 2011 mit 3,7 Prozent auf den dritten Platz bei den Importmarken. Gleich hinter Renault/Dacia und Škoda. Seit langem etablierte Marken wie Fiat, Toyota oder Peugeot folgen mit deutlichem Abstand. Jetzt will Kia das Kleinwagensegment aufmischen – mit einem Dieselmotor.

Trendwende mit dem Kia Rio in Sicht

Dieselautos sind in der Regel teurer als vergleichbare Modelle mit Benzinmotor, weshalb der günstigere Kraftstoffpreis und niedrigere Verbrauch sich erst nach längerer Nutzungsdauer und Kilometerleistung zu amortisieren beginnt. Kleinwagen werden häufiger auf Kurzstrecken eingesetzt, das erklärt den geringen Dieselanteil in der Zulassungsstatistik. Zuletzt waren es im so genannten B-Segment, das auch kleine SUV, Crossover und Vans mit einschließt, genau 13 Prozent. Zum Vergleich: Geländewagen kommen, je nach Marke und Modell, auf einen Dieselanteil von mehr als 90 Prozent.

Der neue von Kia Rio soll im Kleinwagensegment für Stimmung sorgen.

Der neue von Kia Rio soll im Kleinwagensegment für Stimmung sorgen.

(Foto: KIA)

Im neuen Modell Rio stellt Kia jetzt einen Dreizylinder-Diesel vor, der eine Trendwende bei den Kleinwagen initiieren könnte. Aus 1,1 Litern Hubraum holt der Motor 55 kW/75 PS und konsumiert in der sparsamsten Version nur 3,2 Liter Kraftstoff (nach EU-Norm). Ungewöhnlich: Für den Rio bietet Kia noch einen 1,4 Liter-Diesel an. Gemeinsam sollen sie den Anteil der Selbstzünder an der Baureihe auf mehr als 30 Prozent heben. Martin van Vugt, Kia-Geschäftsführer in Deutschland, sagt auch, woher die zusätzlichen Kunden kommen sollen: "Der Kleinwagenmarkt ist traditionell ein Privatmarkt. Unserer Meinung nach ist der Rio-Diesel eine Alternative für den gewerblichen Markt, wir positionieren ihn als ideales Fahrzeug für kleine Flotten, etwa bei Pflegediensten oder Service-Unternehmen."

Selbstbewusstsein und Service garantiert

Zunächst wird der Rio als Fünftürer in Deutschland angeboten, im Januar 2012 folgt der Dreitürer. Letzterer wird etwa ein Drittel des Absatzes ausmachen, schätzt van Vugt. Das Verkaufsziel von 5000 Einheiten noch in diesem Jahr erscheint deshalb besonders optimistisch, weil der bisherige Rio – ein Klon des Hyundai i20 – vom Kundeninteresse alles andere als verwöhnt war. Doch Kias 200-köpfige Designertruppe um Chefzeichner Peter Schreyer hat dem Rio jetzt ein unverwechselbares Styling gegeben, bietet außen und innen eine eigene Ästhetik, die das Markenprofil weiter schärfen soll. Wie gut das funktioniert, zeigt die Schreyer-Kreation Sportage. Das Kompakt-SUV hat im ersten Halbjahr 2011 Wettbewerber wie Toyotas RAV4, Renaults Koleos oder Opels Antara klar hinter sich gelassen.

Umschwärmt und viel verkauft: Kia kann immer mehr Zulassungen in Europa verbuchen.

Umschwärmt und viel verkauft: Kia kann immer mehr Zulassungen in Europa verbuchen.

(Foto: picture alliance / dpa)

Was für Kia spricht, ist nicht nur unerschütterliches Selbstbewusstsein, sondern auch ein Service-Angebot, das seinesgleichen sucht. Sieben Jahre Herstellergarantie sind eine vertrauensbildende Maßnahme, von der sogar die Käufer der Kia-Gebrauchtwagen profitieren. Wie das Management sogar EU-Regularien für den eigenen Vorteil zu nutzen versteht, zeigt die Rio-Werbebotschaft, das Modell 1.1 CDRi Attract sei der Kleinwagen "mit geringster CO2-Emission im gesamten Markt". Die Prüfstandmessung von 85 Gramm Kohlendioxid je Kilometer kommt mit einem gewichtsoptimierten Fahrzeugzustande, für das weder eine Klimaanlage, noch eine Lenkrad-Längsverstellung verfügbar sind.

Mit der Kernkompetenz für Autos um vier Meter Länge wird Kia auch in den nächsten Jahren auf sich aufmerksam machen. Schwachbrüstigen Ottomotoren mit kleinem Hubraum, denen gegenwärtig nur mit drehzahlintensiver Fahrweise Temperament abzunötigen ist, wird künftig mit Turboaufladung Druck gemacht. Ab 2014 darf mit den kleinen Kraftpaketen gerechnet werden. Und die Allzweckwaffe Peter Schreyer, dessen Vertrag unlängst erneuert wurde, bastelt eifrig an einer Markenikone, die Kia endgültig aus dem Schatten des großen Bruders Hyundai herausholt. Geschäftsführer Martin van Vugt lässt ahnen,was es für ein Auto sein könnte: "Es müsste für Kia die Wirkung haben, wie sie der MX5 für Mazda hatte."

Quelle: ntv.de

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