Scharfer Reis für Europa Kia ceed GT - Koreanischer GTI-Jäger
19.06.2013, 13:44 Uhr
Zwei Ceed-Ableger sorgen in Zukunft für emotionale Momente auf deutschen Straßen.
(Foto: Holger Preiss)
Das, was Kia seit Jahren auszeichnet, ist das Bekenntnis zur Qualität. Immerhin waren die Koreaner die Ersten, die auf ihre Fahrzeuge sieben Jahre Garantie gaben. Das ist praktisch und bodenständig. Jetzt soll es aber auch Emotionen geben. Mit dem ceed GT und einer Endgeschwindigkeit von 230 km/h sollte das gelingen.
Asiaten sind freundliche Menschen. Zurückhaltend, nicht laut und immer ein Lächeln auf den Lippen. Das dürfte sich jetzt auch dem gemeinen Sportfreund um die Mundwinkel zaubern, wenn er in den neuen Kia ceed GT oder pro ceed GT einsteigt. Der Kenner wird allein an den zwei letzten Buchstaben erkennen, dass es sich hierbei nur um eine sportliche Variante des koreanischen Bestsellers handeln kann. Und richtig: Während man mit dem Hause Kia unterdessen qualitativ anspruchsvolle Autos verbindet, die einen hohen Nutzwert und einen angemessenen Preis haben, vermisste man doch bis jetzt die emotionale Seite der Asiaten. Die soll es nun mit dem ceed GT in Form eines Dreitürers (pro ceed GT) und einem Fünftürer (ceed GT) geben.
Schrecken der PS-Schleudern
Neben der unter Chefdesigner Peter Schreyer entwickelten kraftvollen Formensprache pumpt der Koreaner auch unter der Haube. Das turbogeladene 1,6-Liter-Triebwerk lässt 204 Pferden ihren Lauf und wuchtet 265 Newtonmeter auf die Vorderachse. Das reicht für einen Sprint in 7,7 Sekunden auf Tempo 100 und offeriert eine Höchstgeschwindigkeit von 230 km/h. Während einer ersten Testfahrt brachte es der ceed GT sogar auf 235 km/h in der Spitze. Zwar verliert der Wagen ab ca. 190 km/h deutlich an Spannung und man wünscht sich, der Turbo würde noch mal ordentlich drücken, aber auf der Autobahn blieben einigen Fahrern von echten PS-Schleudern die Münder offen stehen, als der schneidige Koreaner an ihnen vorbeimarschierte.
Zumal der Pumper auch optisch einiges hermacht. Schreyer hat ihm jedenfalls alle Attribute eines GT(I) mit auf den Weg gegeben: weit gezogene Heckkotflügel, Kühlergrill in Wabenoptik und mit GT-Logo. Selbst eine "rote Charakterlinie" am vorderen Stoßfänger wurde nicht vergessen. Um die Optik weiter zu schärfen, wurden dem Sportler 18-Zöller angeschnallt, die mit 225 Reifen bespannt sind, und die Bremssättel rot lackiert. Visuell kann man Power kaum besser zum Ausdruck bringen.
Denn in Bezug auf die Leistungsdaten muss sich der ceed GT nicht verstecken. Im Vergleich mit dem Renault Megané RS und dem Golf GTI dreht er seine Runde auf dem Nürburgring in 8,45 Minuten. Ja, der Renault schafft es in 8,29 Minuten und der Golf GTI in 8,38 Minuten. Allerdings hat der Franzose 265 PS und der Wolfsburger bringt es in seiner stärksten Version auf 230 PS. Insofern geht die Zeit hier absolut in Ordnung.
Kurvenjäger mit verhaltenem Sound
Natürlich wurde auf der Nordschleife des Nürburgrings auch das Fahrwerk zur Feinabstimmung gebracht. Wie es sich für einen Sportler ziemt, wurde der koreanische Recke über 480 Runden bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 150 Kilometern je Stunde über den Rundkurs gejagt. Die Stoßdämpfer sind durchweg härter ausgelegt, an der Vorderachse um 30 Prozent in der Zugstufe und 10 Prozent in der Druckstufe. Hinten wurden die Federraten um 50 Prozent in der Zugstufe und 200 Prozent in der Druckstufe erhöht. Außerdem verfügt die Hinterachse über einen stärkeren Stabilisator und die vordere Radaufhängung über steifere Fahrwerksbuchsen. Das alles bedeutet, dass Untersteuern und die Wankbewegungen in Kurven deutlich reduziert werden. So lässt es sich auch ohne das erstmals im 230 PS starken Golf GTI verbaute elektronischen Sperrdifferenzial für die Vorderachse behände in die Kehren schießen.
Alles in allem präsentiert sich der ceed GT mit seinem knackigen Sechsganggetriebe als durchaus dynamischer Kurvenjäger, vermeidet aber, dass eine allzu straffe Abstimmung den Komfort völlig vermissen lässt. Straßenunebenheiten werden immer noch sauber ausgefiltert, so dass auch die Reisetauglichkeit gewahrt bleibt, ohne das Pilot und Passagiere befürchten müssen, über 600 Kilometer die Bandscheiben massiert zu bekommen. Was dem geneigten Sportfahrer beim GT dann vielleicht doch fehlt, ist etwas mehr Klang. Noch im Prototyp hatte man mit einer Soundbox experimentiert, die die potenten Motorengeräusche in den Innenraum transportierte. Das fanden die Probanden dann aber auf Dauer so nervig, dass man in der Serienversion darauf verzichtet hat. Jetzt spürt man nur noch einen Hauch von Sound ab ca. 5000 Umdrehungen. Draußen hingegen ist er bei diesen Drehzahlen dank einer verbesserten Luftströmung im Hauptschalldämpfer durchaus wahrzunehmen.
Schönes Innenleben und dezenter Verbrauch
Andererseits ist diese Art der Bescheidenheit vielleicht auch gar nicht schlecht. Macht es den sportlichen Koreaner doch durchaus zu einem familientauglichen Auto, mit dem der Papa auf der Piste ordentlich Dampf machen, aber auch in kommoder Gangart die Kinder in Kita und Schule bringen kann. Derart sanft getreten, hält sich auch der Verbrauch in Grenzen. Angegeben ist er im Drittelmix mit 7,7 Litern Super. Bei vorsichtiger Fahrweise waren es im ersten Testlauf 8,9 Liter durch bergiges Geläuf. Wer aber ordentlich zutritt, um entsprechende Leistung abzufordern, der kann den Verbrauch natürlich deutlich nach oben schrauben. Was den Durst noch einmal senken könnte, wäre eine Start-Stopp-Automatik. Die gibt es aber für den Sportfreund nicht und auch ein Automatikgetriebe ist für den schnellen Koreaner nicht vorgesehen.
Ansonsten hat man auch im Wageninneren für eine extrem sportliche Atmosphäre gesorgt. In der GT-Variante sorgen Alupedalerie, Recaro-Sportsitze in Teilleder-Kombination mit hohen Seitenwangen und GT-Logo dafür, dass man sich wie auf der Rennstrecke fühlt. An den Kunstledereinsätzen in den Türinnenverkleidungen, am Lederlenkrad und am Schaltknauf finden sich rot abgesetzte Nähte. Untermauert wird das noch von der 7 Zoll großen Instrumenteneinheit, die mit einem TFT-Display die Möglichkeit gibt, zwischen zwei Modi zu wechseln. Zum einen kann man die herkömmliche analoge Anzeige wählen, in der der rote Zeiger die Zahlenreihen abläuft, in der anderen gibt es eine dem Rennsport entlehnte Optik, die die gefahrene Geschwindigkeit in großen gelben Zahlen darstellt, während rechts ein roter Balken den Turbodruck und links ein blauer das Drehmoment ausweist. Das ist ein Gimmick, macht aber totalen Spaß.
Dynamik ab 22.990 Euro
Der geneigte Leser wird sich unterdessen fragen, was dieser Spaß denn kostet. Hier kann man wählen. Entscheidet man sich für die Standardausführung des Fünftürers, den ceed GT-Challenge, werden 24.490 Euro fällig. Für das Geld gibt es in der Basis bereits eine Zwei-Zonen-Klimaautomatik, ein Audiosystem mit sechs Lautsprechern, USB-, AUX- und iPod-Anschluss, Sitzheizung vorn, beheizbares Multifunktionslenkrad, Tempomat, Reifendruckkontrolle, Parksensoren hinten, elektrisch einklappbare Außenspiegel, getönte Scheiben ab B-Säule und eine Ambientebeleuchtung an der Tunnelkonsole, um nur einige zu nennen.
Das alles gibt es natürlich auch in der Topversion ceed GT-Track, die mit 26.990 Euro zu Buche schlägt. Zusätzlich darf sich der Käufer hier aber noch über ein Audiosystem mit TFT-LCD-Bildschirm, Rückfahrkamera, selbstabblendenden Innenspiegel, Xenon-Scheinwerfer mit Abbiegelicht und Regensensor freuen. Was beiden Modellen versagt bleibt, ist ein Navi. Dafür müssen zusätzlich 1000 Euro aufgewendet werden. Auch ein Panoramadach mit elektrischem Glasschiebedach muss für 900 Euro zugekauft werden.
Der ähnlich vollständig ausgerüstete Dreitürer kommt in den Versionen GT-Cup, GT-Challenge und GT-Track zu den Kunden. Für den GT-Cup verlangt Kia 22.990 Euro, die beiden anderen Varianten kosten so viel wie die Fünftürer. Eine in Deutschland auf 115 Exemplare begrenzte "First Edition" können Schnellentschlossene für 29.990 Euro bereits jetzt bei den Händlern bestellen. Allerdings sollten die Preise hier in Ordnung gehen. Für einen Golf GTI werden in der Grundausstattung 28.350 Euro und ein Renault Megane RS bei 27.990 Euro fällig. Wobei keiner dieser Hersteller 7 Jahre Garantie (oder 150.000 Kilometer) bietet. Seit April offerieren die Koreaner sogar über den gleichen Zeitraum eine Mobilitätsgarantie.
Quelle: ntv.de