Auto

VW Käfer Lief und lief und läuft nicht mehr

Millionen von Menschen haben sich in eisigen Wintern gefragt, ob es so schwer sein kann, eine vernünftige Heizung in ein Auto einzubauen. Unzählige Familien sind an dem Versuch gescheitert, ihr Urlaubsgepäck in ihm zu verstauen und doch haben sie alle ihn irgendwie geliebt. Der VW Käfer galt schon zu Zeiten, als er seine größten Erfolge feierte, als hoffnungslos veraltet.

Und doch fuhr er mit dem heiseren Getucker seines luftgekühlten Boxermotors im Heck von Erfolg zu Erfolg. Nach fast 70 Jahren und mehr als 22 Millionen gebauten Exemplaren geht die Erfolgsgeschichte nun zu Ende: Im Sommer 2003 wird in Mexiko das letzte Exemplar gebaut.

Begonnen hatte alles im Dritten Reich mit einem Expos, betreffend den Bau eines deutschen Volkswagens vom Konstrukteur Ferdinand Porsche. Seine Pläne stießen auf so viel Interesse, dass der Reichsverband der Automobilindustrie mit ihm am 22. Juni 1934 einen Vertrag zur Entwicklung eines Volkswagens schloss.

Der erste Prototyp wurde 1935 fertig. Ende 1936 starteten drei Probe-Exemplare zu Testfahrten. Im Februar 1937 begutachtete Adolf Hitler eines der frühen Exemplare und zeigte sich angetan. Er hatte auch einen Namen für das Auto parat: KdF-Wagen sollte es heißen - KdF stand für Kraft durch Freude und war ein Motto der so genannten Arbeitsfront, einem von den Nationalsozialisten erzwungenen Zusammenschluss aller Arbeitnehmer- und Arbeitgeberverbände.

Die Deutschen zeigten sich entzückt von den Autos - und von der Möglichkeit, die 990 Reichsmark für ihren KdF-Wagen anzusparen. Mehr als 300 000 Menschen sollen bis Kriegsende Raten anbezahlt haben. Bekommen hat niemand etwas dafür. Der Zweite Weltkrieg lenkte die Gedanken in andere Richtungen. Obwohl der Bau von bis zu 500 000 Volkswagen jährlich angekündigt wurde, verließen nur einige Hundert zivile Exemplare das neue Werk nahe Fallersleben. Stattdessen wurde die Technik für Militärfahrzeuge genutzt. Rund 60 000 Kübel- und Schwimmwagen mit Volkswagen-Herz kamen an den Fronten zum Einsatz.

Am Ende des Krieges 1945 lag ein Großteil des Werkes in Schutt und Asche. Erst langsam kam der fast schon tot geglaubte Volkwagen wieder ins Laufen. 1947 begann sogar der Export einiger Exemplare in die Niederlande, 1949 erreichten die ersten Käfer die USA - jenes Land, das dem deutschen Auto überhaupt erst jenen Namen verpasste, der heute so geläufig ist. Beetle nannten die Amerikaner ihn - Käfer.

Von da an ging es bergauf. Und das, obwohl selbst der damalige Volkswagen-Chef Heinrich Nordhoff schon im Jahr 1948 mit der Aussage zitiert wurde, man baue da ein Auto, das soviel Fehler wie ein Hund Flöhe hat. Das hatte zur Folge, dass am Käfer über die Jahre so viel verändert und verbessert wurde wie an kaum einem anderen Fahrzeug.

Schon 1951 wurde das Heizungssystem verbessert, was aber keine allzu großen Auswirkungen hatte. 1953 wurde das Brezelfenster mit dem Mittelsteg aus Metall durch ein größeres Heckfenster ersetzt. Ab 1955 gab es zwei Auspuffrohre. Die anfangs winzigen Heckleuchten wichen immer größeren Ausführungen, bis zu den Maxi-Exemplaren im großen Käfer 1303 ab 1972 - im Volksmund Elefantenfüße genannt. Die Blinker machten einige Ortswechsel mit: Anfangs kamen Winkerarme in den Säule hinter den Türen zum Einsatz. Später saßen die Blinker auf den Kotflügeln und von 1974 an dann in den Stoßfängern.

Bei der Motorisierung ging es von zunächst 25 PS bis später 50 PS. 1971 feierte man das erfolgreichste Käferjahr überhaupt: Knapp 1,3 Millionen Exemplare liefen weltweit von den Bändern. Am 17. Februar 1972 wurde Käfer Nummer 15 007 034 gebaut, der den Produktionsrekord des T-Modells von Ford einstellte. Doch VWs Passat-, Scirocco- und Golf-Modelle schoben den Käfer immer mehr aufs Abstellgleis.

Der letzte in Deutschland gebaute Käfer lief im Januar 1978 in Emden vom Band. Fortan gab es nur noch den Volkswagen aus der Fremde, den Mexiko-Käfer. Einzige Ausnahme blieb das 1949 vorgestellte Cabriolet, das bis Januar 1980 bei Karmann in Osnabrück gebaut wurde. Immerhin konnte man in Mexiko im Mai 1981 den 20-millionsten Käfer feiern. Doch am 12. August 1986 wurde mit der letzten Lieferung der offizielle Käfer-Import nach Deutschland eingestellt. Immer wieder wurde seitdem vom Produktionsende des Dauerläufers gesprochen. Es sollte fast 17 weitere Jahre dauern, bis daraus Wirklichkeit wurde.

Quelle: ntv.de

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