Edles Raumfahrzeug Marco Polo - Reisefreiheit aus Stuttgart
16.04.2015, 11:03 Uhr
Freiheit ist: Dort zu halten, wo es am schönsten ist. Mit dem Mercedes Marco Polo ist das kein Problem.
(Foto: Holger Preiss)
Die Freiheit des Reisens lässt sich auf ganz unterschiedliche Art und Weise erleben. Eine ist die der mobilen Wanderschaft. Mit dem Marco Polo in der dritten Generation offeriert Mercedes jetzt erneut ein solches Wandermobil. Und das gleich in zwei Ausführungen: luxuriös und schlicht.
Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen. Der Spruch von Matthias Claudius hat auch heute noch seine Gültigkeit. Die Frage ist nur, wie man sich auf die Reise macht. Für Mobilisten ist das Freizeitmobil eine probate Möglichkeit. Mit dem Marco Polo hat Mercedes seit 1996 ein solches Gefährt im Programm. Basierte das Universalmobil, denn nichts anderes ist der Stuttgarter Camper, damals noch auf dem Vito, so findet er seine Gene heute in der seit dem vergangenen Jahr ins Leben gerufenen V-Klasse.
Viel Geld für viel Klasse
Das lässt auch gleich vermuten, dass der in der dritten Generation aufgelegte Marco Polo deutlich nobler daherkommt. Was den Einstieg in die ungehemmte Camp-Mobilität mit einem Einstiegspreis von 54.835 Euro nicht gerade zu einem Schnäppchen macht. Doch für das Geld gibt es immerhin ein abgespecktes Reisemobil. Denn das einzige, was dem Marco Polo zum häuslichen Glück fehlt, sind Klo und Dusche. Ansonsten erfreut er seine Nutzer mit einer eleganten Küchenzeile, die neben einem 40 Liter fassenden Kühlschrank auch eine Herdplatte mit zwei Gasfeldern und ein Waschbecken bereithält. Mit 38 Liter Nutzwasser können hier Tassen, Teller und Töpfe gespült werden, die sich in den Schüben und Schränken verstauen lassen. Der Abwassertank fasst ebenfalls 40 Liter und die Gasflasche zur Befeuerung der beiden Flammen soll bei normaler Nutzung etwa 17 Wochen reichen.
Für die Freiheit bei der Verpflegung ist also gesorgt. Damit auch die Nachtruhe zum Genuss wird, versteckt der Marco Polo eine Liegefläche in seinem Aufstelldach. Eine zweite entsteht, wenn die Rückbank mit ein paar Handgriffen in eine Ebene verwandelt wird. Der Witz ist hier, dass die Seitenwangen der Sitzflächen entlüftet werden, um einen planen Untergrund zu schaffen. Dennoch geht es auf der Schlafstätte im Parterre recht hart zu. Wer es weich mag, der sollte sich die Mühe machen und in die erste Etage aufsteigen. Die erreicht man allerdings nur mit einem sportlichen Schwung über die Vordersitze. Sollte man zu zweit auf einer der 2,05 Meter langen und 1,13 Meter breiten Spielwiesen schlafen, muss man sich sehr lieb haben.
Vortrieb mit bis zu 204 PS
Lieben muss man für den Einstiegspreis auch die Motorisierung. Der Marco Polo startet nämlich mit einem Diesel, der 136 PS leistet. Das ist nicht viel, wenn man bedenkt, dass das aufgezählte Zubehör die fahrende Freiheit um gut 300 Kilogramm beschwert. Deutlich leichtfüßiger sind die Reisenden mit dem V 220 und 163 PS unterwegs. Der Diesel hängt gut am Gas, lässt auch spontane Überholmanöver zu, bewegt das Gefährt souverän über Steigungen und beschleunigt zügig auf 160 km/h. Das ist dann aber auch die Geschwindigkeit, bei der das entspannte Fahren aufhört, denn im Ernstfall drückt das Gewicht bei Bremsvorgängen ordentlich nach vorn und in Kurven zur Seite.
Angenehm überrascht bei der ersten Ausfahrt mit dem Marco Polo der Verbrauch. Angesichts der zu bewegenden Masse und des doch zügigen Laufs gehen die gemessenen 8,2 Liter Diesel absolut in Ordnung. Dem Druck von hinten wird man auch mit der Topmotorisierung, die der V 250 mit seinen 204 PS offeriert, nicht aus dem Weg gehen können, aber dafür wird das Gewicht natürlich spielend bewältigt. Allerdings könnten die hierfür aufgerufenen 61.118 Euro das "Urlaubsbudget" empfindlich überschreiten. Nun muss aber der Fairness halber erwähnt werden, dass der Marco Polo eben nicht nur ein Reisemobil ist. Mit einer Höhe von 1,98 Meter passt er in jede Garage und dank seiner alltagstauglichen Features lässt er sich auch zum täglichen Kindertransport nutzen. Klar, wer sagt, dass er nicht jeden Tag mit der Küche und einem Kleiderschrank herumfahren will, der könnte mit dem Marco Polo an seine Grenzen stoßen.
Die Alternative zum Luxus
Alle, die zwar ein Aufstelldach und somit zwei Liegeflächen haben wollen, aber auf den ganzen Tand wie Holzboden, moderne Fahrerplatzarchitektur, stylische Headunit oder einen Handschmeichler zur Steuerung und natürlich die Küche verzichten können, finden ihr Wohl vielleicht im Marco Polo Activity. Der hat seine Basis im neuen Vito und gibt sich ab 38.960 Euro, mit einem lediglich 88 PS leistenden Diesel wesentlich schlichter. Klare schwarze Plastflächen dominieren die Armatur. Das Navi misst kaum 7 Zoll und stellt die Straßenführung etwas schlichter dar. Keine Chrom- oder Holzintarsien hübschen den Innenraum auf und das Ausstelldach kann nur per Hand geöffnet werden, einen elektrischen Heber wie im Marco Polo gibt es hier nicht. Was im Übrigen kein Problem ist, denn es lässt sich auch mit bloßen Händen spielend ausstellen. Zudem hat man an diesem Punkt bereits 1714 Euro gespart, denn genau das kostet die elektrische Hilfe.
Auch der Verlust der 300 zusätzlichen Kilos ist zu verschmerzen. Der Activity lässt sich ohne den Ballast angenehm handeln und auch beim Verbrauch kann gespart werden. Vielleicht wird der eine oder andere das Comfortfahrwerk vermissen, das einen sänftengleich über die Pisten schaukelt. Was man hingegen nicht missen wird, ist Stauraum. Ist der Marco Polo mit all seinen kleinen und großen Annehmlichkeiten recht zugebaut und verlangt nach einem hohen logistischen Geschick für die Reisevorbereitung, kann im Activity sehr offensive mit dem Raum umgegangen werden. Wird die zweite Reihe entsprechend weit nach vorn geschoben, tut sich ein fast traumhafter Kofferraum auf, der nicht nur Familien, sondern auch Freizeitsportler mit gehobenem Platzbedarf begeistern dürfte. Allerdings fehlt für den eleganten Zugang zum Ladegut die separat öffnende Heckscheibe, was hier wirklich als Manko angesehen werden darf.
Wie sich der Freiheit liebende Mobilist auch entscheidet, ob für das rollende Fünfsterne-Hotel oder das schlichte Hostel, eins wird er beim Marco Polo und beim Activety immer haben: die frei Wahl zu entscheiden, wohin die Reise geht und wo er halten wird, unabhängig von Zeit und Raum.
Quelle: ntv.de