Charaktertyp, die Zweite Mercedes GLK sanft geliftet
25.05.2012, 16:07 Uhr
Nach EU-Norm soll der 204 PS-Vierzylinder nur 6,1 Liter/100 km verbrauchen. Realistisch sind etwa acht Liter.
(Foto: Axel F. Busse)
Es waren die vier aufgedrehten New Yorkerinnen von der Kino-Leinwand, die den Verdacht aufkommen ließen, der Mercedes GLK sei vor allem für den Transport von einer Lifestyle-Boutique zur anderen gemacht. Dass der kleinste Offroader aus Schwaben auch ein richtiger Geländewagen ist, daran erinnert der Hersteller mit dem jetzt vorgestellten Facelift.
Als kantiger Charaktertyp ist der GLK vor vier Jahren gestartet, mitten in eine Zeit, da das Segment der mittelgroßen und kompakten SUV überquoll vor rundgelutschten und weichgespülten Pseudo-Geländegängern, die im Einzelfall noch nicht mal einen Allradantrieb hatten. Im Markt konnten sich die meisten trotzdem behaupten, denn vielen Kunden sind nur zwei Dinge wichtig: Hoch sitzen und so aussehen, als könne man mit seinem Auto auch mal über ein nasses Feld brettern.
Der GLK – und gleichzeitig das G-Modell, der Urvater aller Mercedes-Offroader – wollen aber die Bedeutung des Ursprünglichen und Authentischen nicht verwischen lassen, denn 4x4-Antrieb und große Bodenfreiheit waren eigentlich mal dazu gedacht, auch dorthin vordringen zu können, wo ein normaler Pkw nicht hinkommt. Dass die Marke mit dem Stern ihre Produkte bevorzugt im oberen Preissegment ansiedelt, ist hinlänglich bekannt, weshalb Kundeninteresse nicht in erster Linie durch Sonderangebote generiert werden kann.

Im Cockpit helfen zahlreiche Assistenzsysteme, immer auf der sicheren Seite zu sein.
(Foto: Axel F. Busse)
Ein runderneuerter GLK, der in die zweite Runde seines Lebenszyklus startet, muss durch Leistung und Qualität überzeugen, denn für weniger als 36.235 Euro ist keiner davon zu haben. Mit Allradantrieb, bei Mercedes heißt das 4Matic, werden mindestens 42.721 Euro fällig. Wer das Offroad-Paket, bestehend aus Bergabfahrhilfe, Karosserieanhebung, speziellem Fahrprogramm und Neigungsanzeige im Monitor zusätzlich bestellt, zahlt noch einmal 702 Euro obendrauf.
Aufwertung durch Assistenzsysteme
In diesen Preisregionen vergleicht man sich nicht mit Importmodellen aus Korea oder Japan, die vor allem deshalb für gewisse Käuferschichten interessant sind, weil sie ein nach Freiheit und Abenteuer duftendes Auto schon für 10.000 Euro weniger anbieten. Bei Mercedes schielt man zu allererst auf den Absatz der Wettbewerbsmodelle aus deutschen Landen, und der sah im ersten Vierteljahr 2012 so aus: Stark präsentiert sich der BMW X3, für den beim Kraftfahrtbundesamt in dem Zeitraum knapp 6200 Neuzulassungen aktenkundig wurden. Audis Q5 schaffte immerhin 4500 Einheiten, während bei Mercedes die Zulassungen angesichts des nahenden Facelifts nicht mehr über knapp 3400 hinaus kamen. Weit enteilt, aber nach landläufiger Meinung auch nicht mehr mit dem Siegel "Premium" behaftet, ist der VW Tiguan, der knapp 14.400 Neuzulassungen in den ersten drei Monaten schaffte.
Um die mühsam erarbeitete Eigenständigkeit eines Charaktermobils unter den zahlreichen SUVs nicht zu verwässern, fielen Karosserie-Retuschen beim GLK äußerst behutsam aus. Die Scheinwerfergestaltung wurde dezent geändert, ebenso die Frontschürze. LED-Tagfahrlicht ist jetzt obligatorisch und am Heck kommen ebenfalls Leuchtdioden zum Einsatz. Klassisch und funktional soll der Auftritt sein, während unter dem in neuen Lackfarben funkelnden Blech eine Reihe von Innovationen Einzug gehalten hat. Den Insassen fällt zunächst die neue gestaltete Instrumententafel auf, das von einem großflächigen Zierelement aus Aluminium oder Holz bestimmt wird. Das Kombiinstrument wurde modifiziert und erstmals gibt es im GLK auch die so genannte Ambiente-Beleuchtung auf LED-Basis, die den Innenraum in ein stimmungsvolles farbiges Licht tauchen kann – für 281,60 Euro extra.
Sechs Diesel, ein Benziner
Die Fähigkeiten des SUV auf Straße und daneben beeinflusst das naturgemäß nicht, sehr wohl werden aber die Fähigkeiten des Fahrers in vielfältiger Weise beeinflusst, denn nunmehr gibt für den GLK Assistenzsysteme, die bisher den Kunden von S- oder E-Klasse vorbehalten waren. Dazu gehören zum Beispiel der Müdigkeitswarner, dessen Kaffeetassen-Symbol auch andere Hersteller inzwischen übernommen haben, der Abstandstempomat sowie ein Park-Assistent, der sowohl Längs- als auch Quertaschen ansteuern kann.
Weitere elektronische Helfer achten auf die Spurtreue, den toten Winkel und bremsen im Notfalle das Fahrzeug bis zum Stillstand, wenn eine Kollision droht. Die Wirkung dieser Systeme reicht bis auf das Bankkonto, denn sie helfen, die dort verfügbaren Beträge erheblich zu mindern. Eine fünfstellige Summe ist bei Mercedes-Benz schnell zusammen zu bringen, wenn man haben will, was mehr Komfort und erhöhte Sicherheit verspricht.
Im vergangenen Jahr waren mehr als 90 Prozent der neu zugelassenen GLK in Deutschland mit einem Dieselmotor ausgestattet. Dieser eindeutigen Kundenorientierung trägt der Hersteller durch das Angebot von sechs Selbstzündern und einem Benziner Rechnung. Als kraftvoll und kultiviert zeigte sich im Testbetrieb der 2,2 Liter große und 204 PS starke Vierzylinder-Diesel.
Dank 500 Newtonmeter Drehmoment und eines sensiblen Gaspedals lässt er sich dynamisch bewegen, wobei allerdings der Normverbrauch von 6,1 Litern je 100 Kilometer ein Wunschtraum bleiben muss. Um die acht Liter sollte man kalkulieren. Sie bedeuten dennoch sinnvoll eingesetztes Kapital, denn es gibt nur wenige SUV, die gehobene Reisequalität mit so einem soliden Maß an Fahrspaß verbinden können.
Quelle: ntv.de