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Funktionaler Luxus Mercedes Vito jagt den Arbeits-Bulli

Mit einem Einstiegspreis von 21.408 Euro wollen die Stuttgarter die Kundschaft in den Vito "Worker" locken.

Mit einem Einstiegspreis von 21.408 Euro wollen die Stuttgarter die Kundschaft in den Vito "Worker" locken.

(Foto: Holger Preiss)

Der neue Mercedes Vito soll endlich den Spurt auf der Geraden schaffen und an Volkswagens T5 Transportern vorbeiziehen. Dafür haben die Stuttgarter ihr kleines Arbeitstier neu aufgelegt, dem großen Bruder Sprinter angeglichen und mit einem Motor zum Verlieben bestückt.

Mercedes hat es bereits mit dem Viano vorgemacht. Der einstige Mid-Size-Van wurde zu einer Art Luxus-Laster mit Pkw-Attitüde und erhielt damit auch gleich den Ritterschlag zur V-Klasse. Tatsächlich fahren die Stuttgarter mit diesem Konzept dem Klassenbesten, dem VW T5, gerade erfolgreich in die Parade. Und weil es so gut funktioniert, soll dieses Prinzip jetzt auch bei den Arbeitstieren der Transporter zur Wirkung kommen. Dabei heißt der Angreifer aus dem Hause Benz wie gehabt Vito. Aber auch dessen angesagtes Ziel ist es, dem Platzhirsch aus Wolfsburg die Kundschaft abzujagen. Gelingen soll das dem neuen Transporter mit Komfort, Sicherheitstechnik und sparsamen Motoren.

Das Cockpit ist weniger edel als in der V-Klasse, aber absolut funktional.

Das Cockpit ist weniger edel als in der V-Klasse, aber absolut funktional.

So locken den Fahrer im Innenraum zum Beispiel breitere Sitzflächen und verbesserte Verstell-Optionen. Allerdings muss man, soll die Rückenlehne in eine angenehme Position gebracht werden, nach wie vor sehr schmale Hände haben, um das Drehrad zu erfassen, das recht eng zwischen B-Säule und Sitz verbaut wurde. Den Komfort der Polster schmälert das aber nicht. Der steigert sich sogar durch die erhöhten Seitenwangen an der Rückenlehne. Wer will, kann den Arbeitsplatz mit einem Multifunktions-Lenkrad mit Tasten für Navigation, Telefon- oder Audio-System gegen Aufpreis weiter aufwerten.

Arbeitstier mit Lounge-Atmosphäre

Auch wenn der Vito auf den Sitzplätzen Lounge-Atmosphäre verbreitet, bleibt er doch primär ein Arbeitstier. Als Kastenwagen gibt es den Stuttgarter in drei Längen. Die reichen von 4,90 Meter für den Kastenwagen, 5,10 Meter für die Doppelkabine und 5,37 Meter für den Tourer. Zwei Radständen und drei Antriebssysteme vervollständigen das Portfolio und sollten für jeden Nutzen und Geldbeutel das richtige Fahrzeug bereithalten. Bei der Länge der zu verstauenden Gegenstände ist allerdings bei maximal 3,06 Meter Schluss. Und auch beim Stichwort Europalette muss sich der Vito im Vergleich zur Konkurrenz ein wenig hintenanstellen: Erst ab der zweiten Länge passen bis zu drei Paletten hinein. Neben den bekannten Versionen mit Heck- oder Allradantrieb, die aber erst ab 2015 verfügbar sind, hat der Vito jetzt auch eine frontgetriebene Variante mit einem kleinen Dieselmotor im Angebot. Der Vierzylinder mit 1,6-Litern Hubraum ist in zwei Leistungsstufen verfügbar: als Vito 109 CDI mit 88 PS und als Vito 111 CDI mit 114 PS. Bei einem Drehmoment von 230 Newtonmeter, respektive 270 Newtonmeter, ist aber klar, dass beide Varianten eher für die leichte Gangart in der Stadt gedacht sind. Und tatsächlich zeigte sich in einer ersten Testfahrt, dass 88 PS sich auf bergigen Strecken in einem Vito schwertuen. Nur mit ausreichendem Druck aufs Gaspedal schraubt sich der Stuttgarter Lader durch die Serpentinen.

Mit dem Vito 116 CDI und seinen 163 PS kann man nichts verkehrt machen.

Mit dem Vito 116 CDI und seinen 163 PS kann man nichts verkehrt machen.

(Foto: Holger Preiss)

Allerdings muss zur Ehrenrettung des kleinen Transporters gesagt werden, dass er bei aller Anstrengung nicht überfordert wirkt oder übermäßig laut wird. Das liegt vor allem daran, dass Mercedes ein großes Augenmerk auf die Dämmung gelegt hat. Insgesamt wurde das Geräuschniveau um 2 Db abgesenkt. Natürlich ist die Isolierung nicht mit der in der V-Klasse zu vergleichen. Aber wie bemerkte Entwicklungschef Dr. Klaus-Jürgen Benzinger: "Der Tomate ist es egal, wie laut es auf der Ladefläche ist." Einsteigen kann man ab dem 11. Oktober in die kleinste Variante des Kastenwagens und muss dafür lediglich 21.408 Euro aufwenden. Das sind laut Hersteller 1000 Euro weniger als für den Vorgänger bezahlt werden mussten.

Eine echte Empfehlung ist der Vito 116 CDI

Wer nicht nur Tomaten, sondern richtig schwereres Gut transportiert, sollte sich für die heckgetriebenen Varianten des Vito entscheiden. Hier leisten die 2,2-Liter-Diesel zwischen 136 und 190 PS. Wobei die mittlere Leistungsstufe mit 163 PS und einem mit 5,7 Litern angegebenen Durchschnittsverbrauch auf 100 Kilometer mit Abstand der sparsamste Neuling im Vito-Reigen ist. Aber nicht nur die Genügsamkeit zeichnet den im spanischen Vitoria produzierten Lademeister aus. Seine Durchzugskraft und das Drehmoment von 380 Newtonmeter sorgen für problemlose Kraftentfaltung und eine Spitzengeschwindigkeit von 194 km/h. Richtig Spaß macht der zweitgrößte Diesel, wenn er mit der 7-Gang-Wandlerautomatik verbandelt ist, denn die Schaltvorgänge vollziehen sich unmerklich und präzise. Allerdings beläuft sich der Preis für die Basisversion hier auf 37.629 Euro.

Bis zu 1369 Kilogramm verschwinden im Vito.

Bis zu 1369 Kilogramm verschwinden im Vito.

Auch am Fahrwerk des Vito haben die Stuttgarter geschraubt. Er fährt jetzt mit einem schwingungsärmeren Fahrwerk und für die Hecktriebler gibt es jetzt eine neue Hinterradaufhängung. Für die Fahrwerksausrichtung der einzelnen Modelle bedeutet das, dass der Kastenwagen straff und hart ausgelegt ist und damit Lasten von bis zu 1369 Kilogramm problemlos über die Buckelpiste tragen kann. Der Tourer hingegen ist etwas sanfter abgestimmt. Den gibt es nun in drei Versionen. Als klassisches Baustellenfahrzeug ist die Base-Variante gedacht. Sie ist einfach bestuhlt und leicht zu reinigen. In den zwei höheren Versionen, die sich an Shuttle- und Taxidienste sowie preisbewusste Familien mit Platzbedarf richten, lassen sich die hinteren Sitzbänke verschieben, die Einrichtung ist anspruchsvoller und eine Klimaanlage gehört ab Werk zum Serienumfang. Beachtlich ist auch der vergleichsweise kleine Wendekreis. Für den Hecktriebler liegt er bei 11,8 Meter, der Vito mit Frontantrieb braucht 12,9 Meter - was in beiden Fällen in etwa den Werten eines Pkw der oberen Mittelklasse entspricht.

Funktionales und einfaches Cockpit

Der Vito ist aber in jeder Faser ein Nutzfahrzeug. Das ist auch an der einfachen Architektur des Cockpits abzulesen. Neu gestaltet orientiert sie sich stark am großen Bruder, dem Sprinter, und zeichnet sich durch eine intuitive Bedienung aus. Warum die Drehregler der Luftauslässe aber so arg klein geraten sind, wissen wahrscheinlich nur die Designer. Der Fahrer hingegen weiß, wo alles hingehört. In die Türen kommen die 1,5-Liter-Flaschen, der Kaffeebecher wandert in die Halterung auf der Armatur. Dort sind auch Fächer für Klemmbrett, Papiere und anderen Kram, der sonst wild im Auto herumzufliegen droht. Auch eine Smartphone-Ablage gibt es, an die praktischerweise ein USB-Anschluss gekoppelt ist.

Natürlich sollen auch moderne Assistenzsysteme helfen, zur Nummer eins im Transporter-Business aufzusteigen. Serienmäßig an Bord ist immer ein Seitenwind-Assistent. Zusätzlich können Spurhalte- und Toter-Winkel-Assistent, Abstandwarner, Rückfahrkamera, bis zu acht Airbags oder ein intelligentes Scheinwerfer-System mit LED-Licht geordert werden. Auf Wunsch gibt es zudem einen Einparkhelfer, der automatisch in die Lücke lenkt und bei der Version mit Automatik zudem selbsttätig bremst. Wer sich navigieren lassen möchte, bekommt einen Becker Map Pilot für knapp 1000 Euro.

Aber was ist ein Arbeitstier, wenn es einem im Unterhalt die Haare vom Kopf frisst? Nichts! Deswegen haben die Stuttgarter die Wartungsintervalle von 30.000 auf 40.000 Kilometer erhöht. Rechnet man das aufs Jahr um, sinken die Unterhaltskosten für den Vito um 6,4 Prozent. Hinzu kommt ein 24-Stunden-Service, der bei Pannen zu Hilfe eilt.

Quelle: ntv.de

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