Auto

Familienzuwachs bei den Kleinen Mini Paceman drückt aufs Tempo

Serienmäßig gibt es beim Mini Paceman das um zehn Millimeter tiefer gelegte Sportfahrwerk.

Serienmäßig gibt es beim Mini Paceman das um zehn Millimeter tiefer gelegte Sportfahrwerk.

(Foto: Axel F. Busse)

Nicht alles, was Mini heißt, ist auch klein: Die Modelle der britischen Marke im Besitz von BMW werden zusehends zur Großfamilie. Jetzt wurde die siebte Variante, der Mini Paceman, vorgestellt.

Charakteristisch für den Paceman sind die horizontalen Heckleuchten.

Charakteristisch für den Paceman sind die horizontalen Heckleuchten.

(Foto: Axel F. Busse)

Auch wenn die Vokabel "Pace", englisch für Tempo, auf ein besonders sportliches Modell hinzudeuten scheint, ist die neue Karosserieform eher als ein zweckorientiertes Fahrzeug zu verstehen. Und wie so oft, wenn es an Vergleichbarem fehlt, deklariert der Hersteller das Produkt als "Vorstoß in ein neues Fahrzeugsegment". Die Bezeichnung für diese Nische liefert BMW gleich mit: "Sports Activity Coupé im Premium Bereich".

Das Siegel "Premium" ist deshalb wichtig, weil man dann mehr Geld für seine Autos verlangen kann. Erfahrungsgemäß sitzt das Geld bei Mini-Kunden recht locker, sie geben deutlich mehr für Sonderausstattungen aus, als die Käufer anderer Marken. Dafür fahren sie Automobile mit hohem Kult-Faktor und großer Wertbeständigkeit. Das schützt jedoch nicht vor den Folgen allgemeiner Absatzschwäche: In den ersten zehn Monaten dieses Jahres wurden in Deutschland rund 31.000 Minis neu zugelassen, etwa 2000 weniger als im Vergleichszeitraum des Vorjahres.

Kontrastfarben und Tasten für Fensterheber in den Türen sind neu.

Kontrastfarben und Tasten für Fensterheber in den Türen sind neu.

(Foto: Mini)

Der Paceman baut auf dem Countryman auf, dem ersten Modelle der Marke, das auch mit Allradantrieb zu haben war. Hierzulande entschieden sich bisher etwa ein Drittel der Käufer für einen Mini mit 4x4-Technik. Obwohl mit zwei Türen weniger ausgestattet ist der Paceman zehn Zentimeter länger als der Countryman, nämlich 4,11 Meter. Der Radstand kann als identisch gelten, auch wenn die technischen Daten einen Millimeter Unterschied ausweisen. Mit knapp 1,52 Metern ist der Dreitürer jedoch rund 40 Millimeter flacher als das Schwestermodell.

Von hinten gut zu erkennen

Ein Mini ist nur dann authentisch, wenn sein "Gesicht" die markentypischen Formensprache widergespiegelt. Die Frontpartie signalisiert aus Sicht des Herstellers Kraft und Präsenz, dynamisch gestreckte Linien und kraftvoll gewölbte Flächen sorgen für sportliche Eleganz in der Seitenansicht. Die charakteristische Linienführung des Coupés wird nach hinten durch die aufeinander zulaufenden Kanten der Fensterflächen akzentuiert. Auffälligstes Novum am Heck sind die erstmals bei einem Mini horizontal ausgerichteten Rückleuchten. Analog zu den Scheinwerferausschnitten in der Motorhaube weist auch die Heckklappe entsprechende Ausschnitte auf. Die Ladekante ist mit 65 Zentimetern Höhe einigermaßen beladefreundlich.

Gegenüber dem Countryman ist das neue Modell zehn Zentimeter länger.

Gegenüber dem Countryman ist das neue Modell zehn Zentimeter länger.

(Foto: Axel F. Busse)

Im Unterschied zum Countryman, der sowohl als Vier- als auch als Fünfsitzer zu haben ist, wird das neue Auto konsequent als Viersitzer ausgelegt. Die Einzelsitze hinten sind ebenso wie die Vordersitze prägnant konturiert, wenngleich beim Fahren leicht festzustellen ist, dass sie mehr Seitenhalt versprechen, als sie bei dynamischer Kurvenfahrt tatsächlich bieten. Die Einzelsitze im Fond bieten trotz des flach abfallenden Daches ein überraschendes Maß an Schulter- und Kopffreiheit. Das maximale Ladevolumen von 1080 Litern bei umgeklappten Rücksitzen beträgt 90 Liter weniger als beim Countryman.

Ebenso typisch wie das Markengesicht ist die unkonventionelle Ausgestaltung des Interieurs, für die von Beginn an eine völlig eigenständige Architektur entwickelt wurde. Im Zentrum des Cockpits steht der tellergroße Tachometer, in dessen Zentrum als Option der Monitor des Navigationssystems platziert ist. Die Kreisform findet sich als Thema mit Variationen in den Ausströmern der Lüftung, dem auf der Lenksäule sitzenden Kombi-Instrument, der Temperaturanzeige der Klimaanlage und den Hebeln für die Türöffnung wieder.

Die Front weist das Fahrzeug als Mitglied der Mini-Familie aus.

Die Front weist das Fahrzeug als Mitglied der Mini-Familie aus.

(Foto: Axel F. Busse)

Da unabhängig von der Marke die Aufgabe eines jeden neuen Modells die "Eroberung" von Kunden anderer Marken ist, hat sich Mini endlich von einer nervenden Eigenheit verabschiedet. Die Tasten für die elektrischen Fensterheber wurden aus der ohnehin überladenen Mittelkonsole entfernt und dorthin verlegt, wo der Fahrer sie sucht: In die Türverkleidungen. Diese Verkleidungen sind nicht nur dreidimensional ausgeformt sondern auch noch mit Kontrastfarben abgesetzt, so dass eine freundliche und Mini-konforme Optik entsteht. Das Zentralinstrument wurde ebenfalls mit neuer Einfassung in Schwarz und innen liegenden Zierringen in Hochglanzschwarz versehen, was aber eher den gegenteiligen Effekt von Abwechslung erzielt. Die bis in den Fond reichenden Türellipsen, die optional beleuchtbar sind, sollen laut Hersteller, "eine Loungeatmosphäre" erzeugen.

Sportfahrwerk gibt’s serienmäßig

Das Fahrerlebnis, das ist den Mini-Entwicklern besonders wichtig, muss stets vom so genannten "Gokart-Feeling" geprägt sein. Das lässt sich nach gut 150 Testkilometern auf geschwungenen mallorcinischen Bergstraßen uneingeschränkt als gelungen bestätigen. Mitverantwortlich dafür ist ein weiterer Unterschied zum Countryman, nämlich das um zehn Millimeter tiefer gelegte Sportfahrwerk, das aufpreisfrei zu jedem Paceman gehört. Der Kunde hat aber die Wahl: Auf diese Fahrzeugtieferlegung kann verzichtet werden, denn manchem ist eine höhere Sitzposition wichtig.

Zur Markteinführung sind zwei Benzin- und zwei Dieselmotoren mit einem Leistungsspektrum zwischen 112 und 184 PS verfügbar. Die gefahrene Version Cooper S (184 PS) erwies sich als munter und temperamentvoll. Der Turbomotor verfügt über genügend Drehmoment, um auch aus geringem Tempo im dritten Gang kraftvoll beschleunigen zu können. Wer es noch schneidiger mag, sollte auf den Mini John Cooper Works Paceman warten, der mindestens 211 PS haben wird. Alle Varianten sind serienmäßig mit Sechsgang-Schaltgetriebe ausgestattet, optional wird ein Sechsgang-Automatikgetriebe angeboten. Nach EU-Norm soll der Cooper S Paceman 6,1 Liter je 100 Kilometer verbrauchen, mit Allradantrieb einen Liter mehr.

Dass der Bordcomputer auf dieser Testrunde gleich knapp neun Liter für das Frontantriebsmodell anzeigte, ist der Tatsache geschuldet, dass das "Gokart-Feeling" sich erst ab einem gewissen Grundtempo zuverlässig einstellt. Aber schließlich handelt es sich bei dem Auto ja um einen "Pace"-Man und nicht um einen "slowpoke". Der Paceman mit 122 PS steht für 23.800 Euro beim Händler, als Cooper S kostet er 27.600 Euro. Das 143 PS starke "SD"-Modell kostet mindestens 28.500 Euro, mit All4-Allradantrieb 30.200 Euro. Doch kaum ein Exemplar wird zu diesen Preisen an die Kunden ausgeliefert. Im Schnitt geben die Käufer mehrere tausend Euro für Sonderausstattungen drauf.

Quelle: ntv.de

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