VW feiert sich in São Paulo Mit dem "Gol" zu neuen Zielen
22.10.2012, 15:54 Uhr
Der Gol ist der Bestseller in Brasilien – seit mehr als 25 Jahren.
(Foto: Axel F. Busse)
Zwei Premieren hat VW 2012 bereits hingelegt. Und auch am Vorabend der São Paulo Motor Show zeigen die Wolfsburger, was sie auf dem Kasten haben. Der Automarkt in Lateinamerika aber tickt anders als im Rest der Welt. Im Mittelpunkt steht daher ein Auto, dem ein Buchstabe zu fehlen scheint.
"New York – Rio – Tokyo" war ein One-Hit-Wonder der deutschen Popgruppe Trio Rio aus dem Jahr 1986. Volkswagen hat kein Interesse an singulären Erfolgen, sondern an dauerhaft guten Absätzen. Deshalb heißt der Dreiklang bei Europas größtem Autokonzern "Peking – Moskau – São Paulo".
Gleich drei Premieren haben die Wolfsburger in diesem Jahr mit ihren Konzernpräsentationen hingelegt, denn sie waren erstmals schon in Peking und Moskau mit ihrer bunten Marken-Show vertreten, nun folgte am Vorabend der São Paulo Autoshow ein Event gleichen Kalibers. Und doch war vieles anders, denn der Markt im größten Land Südamerikas funktioniert noch nicht so wie im Rest der Welt.
Schwere Zugmaschinen, die 40-Tonnen-Lastzüge in Bewegung bringen, bekommt man sonst bei dieser Gelegenheit nicht zu sehen. Gleich mit drei Marken bedient Volkswagen in Brasilien und anderen Ländern des Kontinents die Schwerlast-Kunden. Außer den Lkw von Scania und MAN, die auch in Europa ihre Tonnenladung zu den Kunden bringen, gibt es auf der Südhalbkugel auch Züge, die unter dem VW-Logo laufen. Bis auf Seat und Skoda werden alle Konzernmarken in Brasilien angeboten. Auch die Neuerwerbung, die italienische Motorrad-Schmiede Ducati ist dabei, sie baut in diesen Tagen eine eigene Vertriebsorganisation in Brasilien auf.
Wolfsburger landen Treffer
Wie wichtig das Unternehmen Messe und Märkte nimmt, war am personellen Aufgebot zu erkennen. Außer Konzernchef Martin Winterkorn waren drei weitere VW-Vorstände in die Millionen-Metropole gereist, um den geladenen Gästen die Neuheiten nahe zu bringen. Im Mittelpunkt steht in Brasilien ein Auto, dem etwas zu fehlen scheint: ein Buchstabe.
"Gol" heißt der als Drei- und Fünftürer gebaute Kleinwagen und er ist dem Golf in einem sehr ähnlich. Er ist in Brasilien das, was der Golf in Deutschland ist – das mit Abstand beliebteste Auto.
Das Wort Gol kann mit Ziel oder Tor übersetzt werden. Einen Treffer landen die Wolfsburger damit schon seit Jahren. Bereits 25 Mal in Folge war der Gol das meistverkaufte Auto Brasiliens. Mehr als sieben Millionen Einheiten wurden in 32 Jahren abgesetzt. Mit seinem ersten Auslandswerk überhaupt, das 1957 in São Bernardo do Campo in Betrieb genommen wurde, bewies Volkswagen Weitblick. Mehr als 13.000 Menschen arbeiten heute dort, 600 Handelsbetriebe sorgen für den Vertrieb der verschiedenen Modelle. Volkswagen gehört in Brasilien zu den größten Arbeitgebern.
"Anker für die Weltwirtschaft"
Die brasilianischen Kunden sind bei Martin Winterkorn ebenso hoch geschätzt wie die politisch Verantwortlichen. Schließlich haben sie mit ihren Entscheidungen dazu beigetragen, dass das Land sich in den zurückliegenden Jahren als "Anker für die Weltwirtschaft" erwiesen habe, so Winterkorn. Doch für falsche Bescheidenheit sieht der Firmenlenker auch keinen Grund, schließlich habe Volkswagen mit seinem Engagement dort "die Industrialisierung des Landes vorangetrieben". Seiner Einschätzung nach wird der brasilianische Markt in etwa acht Jahren ein Volumen von fünf Millionen Fahrzeugen per anno erreichen.
Dann will Volkswagen der größte Autohersteller der Welt sein, die sogenannte Strategie 2018 definiert dieses "Gol". Vorher möchte der bekennende Fußballfan Winterkorn aber noch ein anderes Ziel verwirklicht sehen: Ein Endspiel der Fußball-WM 2014 zwischen Deutschland und Brasilien.
Quelle: ntv.de