Renault Mégane CC Neuer Schub für Klappdach-Cabrios
20.05.2010, 10:01 Uhr
Freie Fahrt für Sonnenanbeter: Ab Mitte Juni wird das Renault Mégane Cabrio in Deutschland zu haben sein.
(Foto: T.Graupfad)
Jetzt kann der Sommer kommen: Mit der sechsten Aufbauvariante der Baureihe Mégane vervollständigt Renault sein Angebot in der kompakten Mittelklasse.

Die sportlich-dynamische Front ist schon vom Coupé und vom Fünftürer her bekannt.
(Foto: T.Graupfad)
Dank Glasdach kann man in dem "CC" - also "Coupé-Cabriolet" genannten Auto die Sonne auch in geschlossenem Zustand genießen. Freundlich rund und harmonischer ist die Linienführung gegenüber dem Vorgänger geraten, das Auto misst 13 Zentimeter mehr in der Länge und 3,4 Zentimeter Breite.
Um es den Einsteigenden zu erleichtern, die stark geneigte Frontscheibe ohne Blessuren am Kopf zu passieren, wurde der Querträger des Scheibenrahmens um 60 Millimeter nah vorn versetzt. Das Glasdach ist mit fast einem Quadratmeter Fläche sogar noch um zehn Prozent größer als das des Vorgängers. Das bringt zwar viel Helligkeit in die Passagierkabine, stellt aber auch zusätzliches Gewicht dar und erhöht obendrein den Fahrzeugschwerpunkt. Das System wird bei Karman in Deutschland gefertigt und wiegt 110 Kilogramm, wobei 75 Kilo auf das eigentliche Dach und 35 Kilogramm auf den Faltmechanismus entfallen.
Was das Tempo des Öffnens und Schließens angeht, befindet sich das Renault-Produkt durchaus im konkurrenzfähigen Bereich. Mit 21 Sekunden ist es schnell genug, um unter den Konkurrenten von Volkswagen Eos, Ford Focus CC, Peugeot 308 CC und Opel Astra Twin Top nicht unangenehm aufzufallen. Auf eine Fähigkeit müssen die Insassen allerdings verzichten: Während der Fahrt ist ein Öffnen oder Schließen nicht möglich. Die Sonnenhungrigen müssen also den Himmel gut im Auge behalten, damit sie nicht von einem plötzlichen Schauer unangenehm überrascht werden. Der Hersteller macht Gründe der Funktionssicherheit geltend, warum auf die Fähigkeit des Öffnens beim Fahren verzichtet wurde. Auf schlechter Fahrbahn könnte es dem komplizierten Mechanismus unter Umständen aufgrund unvermeidlicher Erschütterungen und Verwindungen an der vom Kunden zu Recht verlangten Verlässlichkeit fehlen.
Klapp- und Stoffdächer fast gleichauf

Das Heck wird wohl keinen Schönheitspreis gewinnen: Das große Glasdach braucht halt Platz.
(Foto: T.Graupfad)
Der Hersteller verspricht sich vom neuen CC einen europaweiten Marktimpuls für Klappdach-Cabrios. Der deutliche Vorsprung in den Verkaufszahlen, den sie gegenüber den Stoffdach-Autos in den ersten Jahren herausgefahren hatten, ist fast aufgezehrt. Zum allgemeinen Nachfrage-Schwund, der die Cabrios insgesamt traf, kam auch noch das zurückkehrende Interesse der Kunden an den klassischen Stoffmützen-Autos. Die Marke Renault, die sich rühmt, bereits seit 1903 Erfahrungen mit Cabrios zu haben, hat den 2003 mit dem ersten Vario-Dach eingeschlagenen Weg fortgesetzt. Rund 170.000 Exemplare und zeitweilige Segmentführerschaft schienen ausreichend Argumente für eine Zweitauflage zu bieten.
Hinter den Türen ist der vom Dach frei gegebene Karosserieausschnitt mit einer in Chrom schimmernden Einfassung umgeben, die die Optik entscheidend aufwertet, auch wenn sie von den Audi-Cabriolets inspiriert zu sein scheint. Eine Plexiglasscheibe zwischen den hinteren Kopfstützen, die Verwirbelungen minimieren soll, ist im schon im Serienumfang der Basisversion für 24.950 Euro enthalten. Ein Windschott zur Montage hinter den Vordersitzen wird mit 290 Euro extra berechnet. Mit Windschott ist die Zugluftbelastung minimal, man braucht nicht einmal die hinteren Seitenscheiben hoch zu fahren.
Die vorn Sitzenden sind nicht nur von einer wertiganmutenden Innenausstattung mit angenehmen Oberflächen umgeben und genießen ein gutes Raumgefühl. Der Fahrer kann auch auf einer 240 Millimeter langen Verstellschiene seine optimale Sitzposition finden. Sitzt er gern weit weg von den Instrumenten, geht das zu Lasten der Bewegungsfreiheit eventuell hinten Sitzenden. Denn trotz des Gewinns an Außenlänge kam hinter den Frontsitzen davon nicht viel an und der Knieraum schrumpft dann auf ein Minimum.
Angenehm niedrige Ladekante

Die stark geneigte Frontscheibe ragt jetzt nicht mehr so weit ins Fahrzeugzentrum.
(Foto: T.Graupfad)
Vorbildlich gelöst ist das für diese Fahrzeuggattung typische Beladeproblem bei geöffnetem Dach. Oft schrumpft das Gepäckfach nicht nur erheblich (beim Mégane um fast die Hälfte) sondern auch die Zugriffsmöglichkeiten schwinden, denn die eingeklappten Dachteile lassen nur einen schmalen Spalt zum Kofferraum frei. Dank einer bis auf 59 Zentimeter über dem Boden herunter geschraubten Ladekante – so flach sind nicht mal viele Kombis gebaut – bleibt den Mégane-Reisenden noch genug Platz, um Sonnenbrille oder Fotoapparat heraus zu fischen.
Mit einem Angebot aus vier Benzin- und zwei Dieselmotoren startet das neue Cabrio in den Markt. Für den knapp unter 25.000 Euro platzierten Einstiegspreis bietet Renault einen 1,6-Liter großen Benziner, der 110 PS abgibt. Die weiteren Leistungsstufen von 130, 140 und 180 PS lassen Raum für individuelle Bedürfnisse. Die Selbstzünder schöpfen ihre Kraft aus 1,9 beziehungsweise zwei Liter Hubraum und leisten 130 und 160 PS.
Bei der gefahrenen Version handelte es sich um den Zweiliter-Diesel, der mit recht ordentlichen 380 Newtonmetern Drehmoment anschiebt. Obwohl das Cabrio rund 160 Kilogramm Mehrgewicht als ein Coupé zu stemmen hat, zeigte der Diesel im Test keine Schwächen. Laut Datenblatt soll die maximale Durchzugskraft ab 1750 Umdrehungen mobilisiert werden, doch auch schon ab 1500 U/min steht genügend Power zur Verfügung, um zügig in Fahrt zu kommen. Das hat zur Folge, dass sich sehr schnell ein niedertouriger Fahrstil einstellt. Der dritte Gang zum Beispiel ist eine Allzweckwaffe, die ohne Bedenken von 30 bis 130 km/h eingesetzt werden kann.
Auch im Alter noch ganz dicht
Während der Motor bis auf den für einen Diesel etwas fremden Klang und gelegentliches Singen des Turboladers eine erfreulich unauffällige Vorstellung bot, konnte die sehr komfortable Abstimmung des Fahrwerks die Erwartungen an einen sportlich-dynamischen Auftritt nicht erfüllen. So gesehen ist das Mégane Cabrio eher ein Cruiser als ein Kurvenjäger. Dazu passt auch der Testverbrauch von glatt sieben Litern, der nur unwesentlich über dem Normwert lag. Wer etwas mehr Härte und etwas weniger Seitenneigung in Kurven mag, kann an der GT-Version des Modells Laguna sehen, dass Renault-Ingenieure auch diese Disziplin beherrschen.
Cabrios haben im Unterschied zu Limousinen eine deutlich längere Haltedauer bei ihren Besitzern und bei gleicher Laufleistung meist einen höheren Wiederverkaufswert. Bei Renault hat man sich offenkundig darüber Gedanken gemacht, wie man die Freude am Vario-Verdeck bei den Nutzern lange lebendig halten kann. Eine der häufigsten Alters-Gebrechen bei Cabrios sind Undichtigkeiten am Verdeck. Sie auszuschließen ist Sinn einer neuen Dichtung, die dem Mégane-Cabrio nun für die Seitenscheiben spendiert wurde.
Quelle: ntv.de